Quelle
zu: Neurologische Reife 12.02.11
Sehr geehrte
Frau Birkenbihl, ich beschäftige mich seit geraumer Zeit mit dem Thema
Jungen und Mädchen in Verbindung mit wie sie lernen und stolpere immer
wieder über Ihre Erklärung zur neurologischen Reife. Im Buch Jungen
und Mädchen: wie sie lernen, schreiben Sie z.B. auf S. 27 darüber:
"Mädchen werden neurologisch reifer geboren..." Ich würde
gerne die Quelle dazu lesen und auch verstehen was das biologisch heißt.
Eben um die Hintergründe dazu zu verstehen, wenn ich diese Idee, die mir
durchaus plausibel erscheint, weitergeben will.
============ also, ich muß zugeben, daß hier ein wenig quellen-amnesie
bei mir herrscht, weil ich diese "binsenweisheit" bereits vor ca.
25 jahren gelernt habe. ich bin ihr später immer wieder in der fachliteratur
BEGEGNET, habe aber, da es mir schon bekannt war, diese (weiteren) quellen nie
bewußt registriert. allerdings kann man das mal eben googlen etc., aber
es gilt dabei immer folgende argumentation (die z. b. bei totgeburten immer
wieder nachgewiesen wurde):
1. wenn der embryo schläft, dann REIFT er, wenn er wach ist, dann LERNT
er in zunehmendem maße, seine umwelt wahrzunehmen, beispiel: ab dem 7.
monat bewegen embryonen sich rhythmisch zum sprachmuster der mutter und sie
erkennen muttersprache (bereits stunden nach der geburt) als BERUHIGEND und
eine fremde sprache als FREMD (sie schreien).
2. männliche embryonen schlafen prozentual weniger (da sie ihre muskeln
trainieren müssen, von denen sie ja fast doppelt so viele haben), hatten
also weniger zeit fürs das REIFEN.
3. männliche kinder schlafen in den ersten 1 - 2 jahren (statistisch) ebenfalls
schlechter ein, weniger lange durch etc., verlieren also weiterhin an schlaf.
daraus resultiert die neuronale benachteiligung, die sich bis ins späte
teenalter ausgleichen kann (aber nicht muß). nun gibt es immer INDIVIDUELLE
kinder, bei denen das nicht so ist. aber Sie werden auch feststellen: je TESTOSTERON-iger
ein junge, desto stärker triff das auf ihn zu. "weiche" knaben
(die vielleicht einmal große poeten, musiker etc. werden) haben weniger
muskelmasse, können deshalb durchaus REIFER sein als so manches mädchen,
als indiv. menschen, aber STATISTISCH stimmt die aussage allemal. interessant
ist auch: ein saal voller büroangestellter mitarbeiter zieht so eine aussage
eher in zweifel, ein saal voller erzieherinnen, lehrkräfte etc. nickt sofort,
auch mütter von mehrern kindern die andere mütter mit mehreren kindern
kennen, nicken sogleich. es muß also was dran sein.
hoffe, das hilft ein wenig?
*********** ich möchte hier nochmal einhaken: d.h. der Embryo REIFT beim
Schlafen und der Säugling bzw. das Kleinkind - hier der Junge - REIFT dann
durch mehr Bewegung (und nicht mehr durch Schlafen) Ist das richtig?
============ nein. SCHLAFEN = REIFEN (vor und nach der geburt, in den ersten
1 - 2 jahren). wach = LERNEN oder TRAINIEREN.
Ich bin
immer wieder froh, dass ich Ihre Aufbereitungen zum Thema gehirn-gerechtes Lernen
lesen und nutzen darf.
======= danke. und wenn von unseren insidern jemand eine quelle weiß,
her damit: es ärgert mich immer, wenn ich mich bei quellen-amnesie ertappe
(gottseidank nicht oft, aber jedes mal ist einmal zu viel). danke!
vfb
*********Die Quellen, die ich gefunden habe sind: Doris Silverman, 1987: what
are little girls made of, Psychoanal. Psych. 4, S. 315-334, Doris Bischof Köhler
(2006) Von Natur aus anders, Beate Herpetz-Dahlman, Prof. für Kinder und
Jugendpsych, Uniklinik Aachen 2009 in Abenteuer Wissen.
==========BISCHOF KÖHLER geht auf DIESE thematik eigentlich nicht ein,
aber ihr buch ist eines der besten zur thematik der unterschiede zwischen männern
und frauen! ich habe sie in meinem 2. männer/frauen-vortrag (die Walhalla-DVD)
z.b. zitiert. die anderen beiden kenne ich (noch) nicht....
vfb
Vielen Dank
Rut Kittel, Tübingen |