Spiegelneuronen
14.1.11
Liebe Frau
Birkenbihl, neben dem, dass ich Ihnen danken möchte für das kreative Feuerwerk
dass die Beschäftigung mit Ihren Werken in mir auslöst, hoffe
ich, dass sie mir eine Frage beantworten können zu der ich, trotz
Internetrecherche, noch keine Antwort gefunden habe.
============= mal sehen...
Ich schreibe
gerade an einer Facharbeit mit dem Arbeitstitel: Coaching als Grundhaltung
in der kulturellen Bildung. Ich möchte darin auf das Thema Lernen
eingehen, und natürlich kommen da auch die Spiegelneuronen ins Spiel.
Sie schrieben in Ihrem Fachartikel in der FAZ 2008: Man bedenke, dass wir
jahrtausendelang Verhaltensweisen vor allem dadurch lernten, dass wir über
längere Zeiträume immer wieder zugeschaut haben, bis wir begannen,
mitzumachen und es am Ende alleine ausführen konnten.
========== richtig. und die meisten lehrer/coaches REDEN ÜBER statt es
zu tun. man bekommt gute noten, wenn man gescheit über pfannkuchenbacken
reden/schreiben kann, ohne daß man das pfannkuchenbacken ge-MEISTER-t
hätte. darum können die leute nach jahren des fremdsprachlichen unterrichtes
weder verstehen, noch sprechen, wenn es darauf ankommt. ausnahme sind BILDUNGSNAHE,
aber das ist ja eine MINDERHEIT. die machen schüleraustausche, sind im
urlaub in ländern, deren sprachen Sie in den ferien lernen, aber die vielen
bildungsfern aufwachsenden schülerInnen haben kaum eine chance... dasselbe
gilt für alles, von buchführung (neulich eine frage in der wandzeitung
hierzu) bis zum wurzelziehen...
Sie sagen
in dem Interview anlässlich der Verleihung des Coaching Awards: Darum
rate ich jedem Coach: lernen Sie was ... gehen Sie und machen Sie jedes
Jahr etwas anderes. Regelmäßig im Lernenden Training sein
ˆ auf der Bauchebene teilt sich das mit, dass Sie ein lernender Mensch
sind. Und das übermitteln Sie. Zu 60% ist das ihre Aufgabe, und zu 40%
ist es das was Sie planen für ihren Coachee. Das ist weniger als die
Hälfte. Und da die meisten Coaches, Lehrer, .... selbst fast nichts
lernen ist das Resultat ziemlich katastrophal.
============ dazu stehe ich! wenn Sie einen raum voller lehrer/coaches haben,
aus deren fragen hervorgeht, daß Sie vom LERNEN (im gegensatz zu PAUKEN)
kaum ahnung haben, das ist schon traurig.
Meine Frage: Gibt
es denn eine Prozentzahl die aussagt wie viel von unserem erworbenen Wissen
wir über das Nachahmen lernen - und wie viel wir über das Hören/Lesen,
also die Wissensvermittlung ohne ein Vorbild lernen?
============ wenn Sie einmal begreifen, wieviel zu lernendes genaugenommen VERHALTEN
beschreibt, dann entwickeln Sie bald einen blick dafür, der sich von sparte
zu sparte ändern wird. ein PILOT muß neben unheimlich vielem VERHALTEN
als pilot auch sehr viel THEORIE über wetter, wolkenbildung etc. lernen,
wie auch erdkunde (gegenden von oben erkennen, wenn die geräte ausfallen),
während andere branchen weniger theorie-lastig sein mögen. da unsere
unterweisungen aber so extrem theorie-lastig sind, braucht man eine weile, bis
man den blick entwickelt. und was DAS LEBEN angeht, so meine ich, daß
mindestens 80% via IMITATION gelernt wurde. angefangen vom TONFALL innnerhalb
einer familie/gegend/region über kleinste signale der (un-)höflichkeit
und des respektes bis zur haltung der gabel beim essen: tausende von details
werden unbewußt auf diese weise gelernt.
**************** vielen Dank für diese Antwort, die zum einen, im
Hinblick auf viele Lehrenden, erschreckend ist, zum anderen, im Wissen um diese
Tatsache, unendlich viele Möglichkeiten bietet.
Mir wird, in der Beschäftigung mit dem Thema, immer mehr bewusst wie viel,
z.B. bei der Entwicklung eines Musical-Projektes, neben dem reinen Erlernen
von Tanzschritten oder Gesangstechniken via Imitation (sowohl von dem Lehrenden
als auch von den anderen Kindern/Jugendlichen) die (innere) Haltung des Lehrenden
sich auf dessen Verhalten, und somit auf die Kinder/Jugendlichen auswirkt. Dabei
denke ich insbesondere an die, in der Kulturellen Bildung formulierte Zielsetzung
des Erwerbens von Schlüsselkompetenzen wie: Kreativität, Selbständigkeit,
Teamfähigkeit, Entschlüsselung und innovativer Umgang mit komplexen
Situationen usw.
Das Zu/Ver-trauen des Lehrenden in die Schüler, sowie das eigene Vermögen
in diesen Bereichen haben somit eine große Aus-Wirkung auf die Schüler.
Ganz in dem Sinne wie sie sagen: "Der beste Coach ist der, der sich von
Anfang an überflüssig macht", ist, nach dem Erlernen der reinen
Techniken in der Kulturellen Bildung, dies auch die Rolle des dort Lehrenden.
===== so isses!!
Es ist ja,
wie Sie selbst oft genug sagen, in allen Bereichen des Lehrens fatal, wenn
der Lehrende das, was er äußert und sprachlich vermittelt nicht
lebt. Wie viele Chancen hat ein Kind/Jugendlicher dem der Anleitende z.B.
Selbstbestimmtheit und Eigeninitiative predigt, dies jedoch weder
selbst lebt noch dem Kind/Jugendlichen zugesteht, dies zu erlernen? Wenn
diese Werte also ausschließlich verbal vermittelt werden.
============== genau.
Ich würde
mich freuen darauf eine Antwort zu erhalten. Auch gerne einen Buchtip in
dem dieses Thema unter diesem Aspekt erläutert wird.
=========== kenne ich noch keins, aber alle bücher, die vom VORLEBEN und
der VORBILDFUNKTION der lehrer, coaches und ausbildenden sprechen, helfen, auch
wenn SPIEGELNEURONEN nicht eigens erwähnt werden! also suchen Sie titel
mit diesen begriffen im stichwortverzeichnis. ich schreibe mir dann immer SP.NEUR.
an den rand oder OBEN auf die seite und lege das stichwort im stichwortverzeichnis
an, so daß ich nach dem lesen auch auf jene seiten zugreifen kann, die
INDIREKT über SP.NEUR.-bildung sprechen.
übrigens: haben Sie unser neues WIKI (thema spiegelneuronen) schon gesehen?
auf birkenbihl-internet-akademie.tv, WIKI suchen (notfalls nachfragen, es wurde
vorläufig noch falsch "plaziert"). lesen Sie die anleitungen
und machen Sie mit. wir brauchen jetzt helfer, denn ein wiki muß
von den MITMACHERN gestaltet werden, ich habe es nur zur verfügung gestellt.
bitte auch weitersagen. falls etwas unklar ist: fragen Sie. bei technischen
dingen den administrator (herrn RAABE), inhaltlich mich, in der wandzeitung.
danke
vfb
******************Vielen Dank für diesen Hinweis. Im Hinblick auf
das Lehren wird mir gerade auch klar, wie wertvoll die Spiegelneuronen in der
Wechselwirkung Lehrer/Schüler sind. Vom Gesangsunterricht her kenne ich
z.B. dass, wenn der Ton noch nicht so kommt wie der Schüler sich dies wünscht,
ich durch die Einnahme der Körperhaltung des Schülers sofort begreife
wo der Fehler liegt (dies sind oftmals nur minimale Haltungsänderungen).
========== ein wunderbares beispiel! ja.
Ebenso geschieht dies oftmals "intuitiv" - das wäre die emphatische
Komponente - dass ich mit geschlossenen Augen die Körperhaltung des Schülers
erspüren kann und ihm/ihr somit ein korrektiv geben kann.
======== grossartig. das dürfte vielen einleuchten...
Das Story-Telling ist, im Hinblick auf das Lernen über die Spiegelneuronen,
gerade im Hinblick auf die (innere) Haltung und Verhaltensänderungen
ja auch ein wunderbares Instrument.
=========== deshalb habe ich im dritten vortrag der diesjährigen Reihe
(Rendez-Vous mit wissen) lauter STORIES von leuten erzählt, die für
uns vorbild-funktion haben können, insbes. in richtung des klagens, ein
einzelner mensch könne ja angesichts der großen probleme in dieser
welt, "nichts bewirken". solche stories überzeugen weit mehr
als statistiken, daten, und zahlen (wie die schule sie anbieten würde).
bei interesse auf nachsehen...
Ich danke Ihnen für die antworten und abermals für die Inspiration.
============ gerne.
vfb
Beste Grüße.
Tanja Ries
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