Kommunikation mit Arbeitskollegen 30.9.10

Sehr geehrte Frau Birkenbihl, da sowohl ich als wie mir scheint auch meine Kolleg/innen in dieser Angelegenheit mit ihrem Latein am Ende sind, bin ich sehr dankbar für die Möglichkeit, auf diesem Wege mit Ihnen Kontakt aufnehmen zu können und bin äußerst gespannt auf Ihre Antwort. Ich selbst bin recht neu in der Firma (ein kleiner Betrieb mit übersichtlichem Kollegium), arbeite dort sehr gerne und verstehe mich soweit auch mit allen Kolleg/innen gut - bis auf einen. Dieser eine Kollege verhält sich nicht nur mir sondern auch den anderen Kolleg/innen und zum Teil selbst dem Chef gegenüber sehr anmaßend und maßregelnd (womit er bei weitem seine Kompetenzen überschreitet) und vergreift sich häufig im Ton. Für ihn selbst scheinen sich die Situationen aber wohl genau gegenteilig darzustellen; er macht im Anschluss an solche Situationen gern im Büro die Runde um allen anderen seine Version der Ereignisse zu schildern (in dieser Version ist er dann das leidtragende Opfer dem Unrecht widerfährt) und versucht dabei, sich bei diesen Kolleg/innen - bitte verzeihen Sie den Ausdruck - einzuschleimen.
Was mich am meisten ärgert, ist, dass alle Bemühungen des gesamten Kollegiums, mit dieser Person zurecht zu kommen und bei ihr Veränderungen zu bewirken, extrem viel Energien und Zeit binden. Ich habe fast den Eindruck, er wird für sein respektloses Verhalten noch belohnt, dadurch das alle so viel Zeit und Energie darauf verwenden, mit ihm und seinen Ausbrüchen zurecht zu kommen, ihm sein Verhalten zu spiegeln und "ihn auf den rechten Weg" zu bringen, oder auch mit ihm zu streiten - ohne dass dies bisher irgendeine positive Veränderung bewirkt hätte. Es ist auch schwierig, zu seiner Insel eine Brücke zu bauen (wie Sie es schon einmal beschrieben haben) bzw. ignoriert er dies völlig - man gewinnt den Eindruck, dass er es oftmals einfach auf Streit angelegt hat und unbedingt seine perfiden Macht-Spielchen austragen möchte.
Nun gibt es einige Kolleg/innen, die vermehrt mit ihm zusammenarbeiten müssen, und ich bin eine davon. Ich bin sehr an einer professionellen, qualitativ hochwertigen Arbeit interessiert und daher auf eine gute Kooperation auch zwischen mir und diesem Kollegen bedacht. Was kann ich tun, um ihn wirkungsvoll in seine Schranken zu weisen ohne dass die Situation dadurch noch mehr eskaliert(er reagiert gern verständnislos und cholerisch)und er noch mehr Aufmerksamkeit für sein negatives Verhalten erhält? Bitte verstehen Sie das nicht falsch, aber ich muss dabei manchmal an die Hundeerziehung denken - da ist es das Falscheste, negatives Verhalten noch durch Aufmerksamkeit (Schimpfen, Sanktionen) zu belohnen... Wie würden Sie an meiner Stelle vorgehen, welchen Rat können Sie mir geben?
================ tja, da gibt es nur eine antwort: in betrieben, in denen das management solche  mißstände zuläßt, gehen die guten und die nullen bleiben. suchen Sie sich einen ort, an dem Sie professionell wirken können mit einem chef, der kommunizieren kann. solche menschen wie diesen kollegen werden Sie nicht ändern und es ist nicht Ihre aufgabe, therapeutisch wirksam zu werden. wenn Sie eine chance haben, gehen Sie. wenn nicht, kommunizieren Sie möglichst viel schriftlich (emails etc.) und weigern Sie sich, die spielchen mitzuspielen. Sie möchten vielleicht das alte büchlein von eric BERNE lesen (spiele der erwachsenen), in denen solche leute beschrieben werden. allerdings können die ihre spielchen nur solange machen, wie ihre mitspieler mitspielen. er eröffnet (wie weiss bei schach) mit einem bestimmten schachzug (z.b. hau-mich) und sie tun ihm dann den gefallen. also hat sich seine strategie gelohnt und er wird so weitermachen. aber es kostet unendlich viel kraft, solche leute umzupolen, denen man zulange ein umfeld von willigen mitspielern geboten hatte, und das scheinen Sie alle gewesen zu sein. deshalb: gehen Sie wohin, wo Sie sich auf die wichtigen arbeiten konzentrieren können. nur leute, die das lebensspiel (ich will ja nur helfen) spielen, bleiben bei solchen menschen, ob sie nun im büro "unmöglich" sind, saufen, kiffen oder wasimmer. entscheiden Sie. und wenn alle stricke reißen und Sie nicht weg können, gilt der rat des früheren leiter des duttweiler-instituts in der schweiz: werden Sie lebensunternehmer: wenn Sie einmal im monat entscheiden - bewußt wählen - ob Sie dieser firma mit diesen problemen, Ihre wertvolle arbeitskraft einen weiteren MONAT zur verfügung stellen wollen, dann war es IHRE WAHL und Sie ertragen es besser! das sind die dinge, die Sie TUN können und die aussicht auf erfolg haben. alles herumdoktern an ihm wird solange nichts bringen, wie er mit seinen bisherigen machtspielchen indirekt siegt, weil alle entsetzlich viel zeit/geduld und energie an ihn hin-verschwenden müssen. übrigens ist BERNE der meinung, daß hau-mich-spieler leiden, und daß geschlagen werden besser als nicht-beachtung ist, aber wie gesagt, es ist nicht Ihre aufgabe, therapeutisch wirksam zu sein. und die tatsache, daß das schon eine weile anhält zeigt, daß der chef der sache nicht gewachsen ist, entweder weil er überhaupt nichts weiß (wenig kontakt zu seinen mitarbeitern) oder weil er es schleifen läßt. es gibt auch firmen, die solche prozesse, die echte arbeit VERHINDERN (unbewußt) FÖRDERN. darüber können Sie einiges lesen in dem hervorragenden buch ERFOLG OHNE CHEF, eines mannes, der die vorgänge in firmen schildert, die ihn so angeko... haben, daß er eine vollkommen demokratische firme gegründet hat... über solche dinge werden wir unter anderen bei 40 jahre birkenbihl auch reden (termine. oben rechts), kommen Sie??
vfb

Vorab bereits vielen, vielen Dank für Ihre Rückmeldung.

Freundliche Grüße

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