Epilepsie "Gehirn austricksen"? 18.7.10

Hallo!! Ich hoffe, dass ich hier etwas Hilfe finde. Ich bin Lerntherapeutin und habe einen Jungen mit Psyeudo-Lennox-Syndrom (Epilepsie), ADS, etlich Wahrnehmungsstörungen. Er bekommt Medikinet und Medikamente gegen die Epilepsie. Er zeigt auch Ansätze von Autismus, die Buchstaben müssen alle sauber, gleich aussehen, alles muss seine Ordnung haben (nicht nur bei den Buchstaben, alles wird sortiert, sei es nach Farben, Größe etc.)
Ich war letztes Wochenende beim Kreisel in Hamburg und besuchte das Seminar "gehirngerechtes Lernen". War total spannend. Jetzt meine Frage, wer hat Tipps, wie ich diesem Jungen helfen kann?
============ mal sehen, ob insider sich äußern. wenn bes. viele hilfestellungen, fallbeispiele etc. kommen sollten, können wir das thema auch zu "linke schulter" auslagern, und weiter ideen für ähnliche fälle dort sammeln. es liegt nur bei Ihnen...

Der Junge ist in der 4. Klasse (Grundschule), ist seit dem letzten Sommer bei mir. Seine Aufmerksamkeitsspanne ist sehr gering, wenn er ein Wort schreibt, muss ich ihn aus seiner Traumwelt wieder zurückholen. Er ist sehr intelligent, wissbegierig, will unbedingt das Lesen und Schreiben lernen. Er hat bei mir die Buchstaben mit Hilfe von Bildern abgespeichert, er schreibt schon ganze Wörter im lautgetreuen Bereich und auch schon mal kurze Sätze, wie "Die Hose ist lila" (2 Sätze in einer Stunde).  Wörter, die in der Silbe 3 Buchstaben haben, wie z. B. Na- men, bereiten ihm große Schwierigkeiten. In meiner Förderstunde lasse ich ihn ständig zwischendurch  Bewegungsübungen machen und das Schreiben nur im Stehen an der Tafel. Wenn er sitzt, schaltet er gleich ab.
Ich möchte dieses Kind nicht aufgeben, es war schon bei vielen Therapeuten und alle haben sie ihn aufgegeben und der Mutter gesagt, dass er das Lesen und Schreiben nicht erlernen würde. Ich glaube da nicht dran. Ich suche immer Alternativen, wie ich sein Gehirn"austricksen" kann.
============ in der wandzeitung finden Sie unter dem stichwort LERNLIBIDO einen längeren briefwechsel (steht auch in STROH IM KOPF?in den fallbeispielen aus der wandzeitung). dort geht es darum, einen "lernresistenten" jungen mann zum lesen zu motivieren. die junge dame,die ihm damals half, versuchte es ähnlich wie Sie, analog zu schule, nur ein bißchen besser, aber im grunde ziemlich dasselbe. solange Sie ihm nichts bieten, was ihn interessiert, wird es so weitergehen und "schuld" scheint dann immer das opfer zu sein, das wir zu tode langweilen... . aber menschen lernen völlig unterschiedlich lesen,e inige beim vorlesen, andere mit computer-text-spielen, andere mit prospektmaterial für outdoor-equipment, wieder andere mit harry potter und manche sogar, indem sie SCHREIBEN (vgl. buch und DVD FREEDOM WRITERS (auf deutsch, nur der titel blieb engl.) dann brauchen Sien icht laufend irgendwelche tricks anzuwenden, um ihn dazu zu bringen, diese langweiligen übungen zu durchlaufen, die angeblich gut für ihn sind... interessanterweise sind gerade autisten in der lage, sich bes. gut zu konzentrieren, wenn sie etwas fasziniert, aber wir bieten ihnen so selten dinge, die sie interessieren...
vfb
******************* Hallo, vielen Dank für Ihre Mail. Sie haben vollkommen recht. Scheinbar muss ich mein Gehirn etwas umprogrammieren und nicht das des Kindes. Mir ist bei diesem Kind aufgefallen, dass er sich für Comics interessiert, vielleicht sollte man da ansetzen.
========== das ist eine gute idee, aber reden Sie zuerst mit ihm, denn vielleicht mag er Mangas, eine bes. variante, deren sprachniveau oft viel höher ist, auch bei asterix als bei manchen anderen. trotzdem, besser "einfache" comix als gar nicht lesen, weil auf diese weise das erkennen der buchstaben so routiniert wird, daß er später auch andere texte lesen kann.

Habe viel nachgedacht, aber ich komme zu keiner Lösung. Wie soll ichd iesem Jungen etwas Interessantes anbieten, wenn er sich die Wörter wie z. B. "ist, hat, sagt, der, die, das" sich mühsam erlesen muss.
======== lassen sie diverse sachen HERUMLIEGEN und sehen Sie, ob er in etwas "herumblättern möchte". wer schon mit kleinsten wörtern probleme hat, liest gern "telegramm-stil", abgehackt,

Alle Silben, die länger als 2 Buchstaben sind ist für ihn eine scheinbar unüberwindbare Hürde. Ich bin schon froh, dass er die meistenB uchstaben lesen und schreiben kann. Man muss auch bedenken, dass ers eit 5 Jahren starke Epilepsie-Medikamente erhält, die ihn anfallsfrei halten sollen, aber seine Konzentrationsfähigkeit, trotz Eingabe von Medikinet stark einschränkt. Er ist einmal gekommen, da hatte die Mutti vergessen ihm das Epilepsiemedikament zu geben, ohne dass ich das wusste. Ich habe nach der Stunde gefragt, ob man dem Jungen etwas ind en Tee getan hätte, es war einfach ein ganz anderes Arbeiten. Ich könnte versuchen, dass wir zusammen einen Text lesen, wobei ich ihm vorher die Wörter markiere, die er lesen kann, den Rest würde ich dann lesen.
Ich habe den Eltern schon viele Bücher zum Vorlesen mitgegeben, die ihn interessieren, er zeigt seit einiger Zeit auch schon ab und an den Versuch selber zu lesen, schafft es aber nicht oder quält sich von Buchstabe zu Buchstabe. Wenn er dann am Ende des Satzes ist, hat er den Anfang natürlich wieder vergessen und müsste sich die Wörter wiederholt erarbeiten. Außerdem muss ich Ihnen widersprechen, dass ich analog zu Schule arbeite, wie soll das denn gehen? Er hat in der ganzen Zeit was Schreiben und Lesen anbelangt in der Schule, trotz Förderstunden, nicht viel dazu gelernt und jetzt nach einem 3/4Jahr kann er schon einige kleine Sätze schreiben, also so verkehrt kann meine Vorgehensweise ja nicht sein, aber es muss doch noch irgendwie anders gehen. Desweiteren behaupten Sie, dass die junge Dame (Fallbericht:Libido) es ebenso, aber besser gemacht hat. Wissen Sie, wie ich mit den Kindern arbeite? Ne, können sie ja auch gar nicht wissen. Ich arbeite viel mit Bildern und Geschichten, z. B. Merkwörter abspeichern "Haare" - stell dir dein Papa vor, der hat eine Glatze und auf der Glatze wachsen 2 Haare, das sind die "aa" im Wort Haare. Oder Geschichten erfinden zu Merkwörtern, die nicht mit "ie"geschrieben werden: Ein T i  ger sitzt auf einer Masch i ne mit einer B i bel auf dem Kopf und hält sich eine Mandar i ne vor dem Augenl i d, da kommt der B i ber um die Ecke......Diese verrückten Geschichten behalten die Kinder, die sie selber konstruieren.
Ich versuche schon die Förderung so interessant wie möglich zu machen, erfinde neue Spiele, etc.

Liebe Grüße
Ulla


Für jeden Tipp bin ich dankbar.
============= die beste methode, kindern das lesen beizubringen, hat m. eerachtens ein dänischer lehrer und rektor (Rasmuss) erfunden. man sitzt mit dem kind und blickt auf das lesematerial, das VOM KIND mitgebracht wurde. das kind liest vor (so langsam es will, mit so vielen denkpausen wie es will) und nur wenn das ind auf eine stelle tippt, liest man diese silbe oder das wort. tipps das kind mehrmals, liest man dasselbe mehrmals. fährt das kind über mehr als ein wort, liest man diese stelle vor. das kind hat die volle kontrolle und bestimmt den lernerfolg zu 100%. es kommt auch nur wenn es will (während Sie wahrscheinlich feste stunden einhalten müssen). und wenn die medikamente das lernen verhindern, dann ist es besser, diesen faktor anzugehen, als einfach weiterzumachen. bin sicher, daß Ihre beobachtungen richtig sind. warum also dem kind monate- oder jahrelang das gefühl zu geben, es sei wohl zu blöd...? darunter leidet es doch auch!
vfb