"Neuronal schnell"
- wie lernen? 23.11.09
Hallo,
Frau Birkenbihl, ich habe mit großem Interesse ihren Vortrag "Von
nix kommt nix" angehört.
An einer Stelle kam ich ins Grübeln: Intelligenz neuronal langsam/schnell.
Ich bin ein schneller Typ (gewesen?), war sehr neugierig und unterfordert in
der Schule, habe vergleichsweise viele Sachbücher gelesen, logische Zusammenhänge
schneller begriffen als die meisten anderen Schüler. Musste nie Hausaufgaben
machen oder für Prüfungen lernen - er reichte aus, im Unterricht dabei
zu sein. Da hatte ich stets gute Noten ohne Aufwand.
==== also eindeutig neuronal schnell!
(Deutsch habe ich als Fremdsprache
mit 15-16 innerhalb eines Jahres ohne wirklich Vokabeln zu pauken erlernt, durch
viel Sprechen und Lesen.) Jetzt studiere ich Volkswirtschaft und bin ziemlich
frustriert: Man ist gezwungen, Folien auswendig zu lernen und in Prüfungen
EXAKT genauso zu reproduzieren. Das habe ich nie gelernt!
===== sie sagen LERNEN, aber Sie meinen PAUKEN. es ist unglaublich, daß
das an einer sog. hochschule passiert, aber ich höre das allenthalben,
insbes. auf dem weg zu bachelor und/oder master-abschlüssen. es ist wirklich
schlimm. es zeugt von der tatsache, daß inzwischen auch auf unseren hochschulen
zu viele leute lehren, die nur ihre fachbücher, nicht aber
ihr fach wirklich beherrschen, deshalb beharren sie auf krümelkackerischen
detaillierten zitaten von vorgaben (z.b. folien-inhalten) die ja an und für
sich schon alles andere als perfekt sind. wenn man auf diesem niveau noch immer
nicht weiß, daß nur eine freie wiedergabe von gelerntem ein beweis
ist, daß der lernende sich etwas ange-EIG-net hat... aber natürlich
sind freie antworten nicht so schnell und leicht zu bewerten wie wörtliche
zitate, bei denen ohne inhaltliches mitdenken jeder fehler von einem praktikanten
oder computer auswertbar wird.
Viele Wirtschaftstheorien
basieren auf Annahmen, die kaum Realitätsbezug haben.
===== insbes. die klassische, das ist eines der themen in meiner serie von 5
vorträgen (s. TERMINE), die zur zeit im internet laufen, der erste war
am 18. nov., die weiteren folgen pro monat einer im internet). wir sprechen
u.a. davon, daß es den homo oeconomicus der klassischen wirtschaftslehre
eben nicht gibt und was für konsequenzen das hat, wenn man über wirtschaftliche
zusammenhänge nachdenken will. ein extrem spannendes feld (wenn gehirn-gerecht
angeboten, haha).
Einfache und logische Sachen
werden meiner Meinung nach unnötig kompliziert und formal erklärt.
======= genau.
Meine Fähigkeiten,
zu vereinfachen, eigene Ideen zu entwickeln, um die Ecke zu denken und nach
unkonventionellen Lösungen zu suchen werden mit schlechten Noten bestraft.
==== natürlich, wie können Sie es wagen, mit dem material kompetenter
umzugehen als der offizielle lehrer??
Manch andere Studenten,
die den Stoff nicht wirklich begriffen haben, aber fleißig auswendig lernen
bekommen deutlich bessere Noten, denn Transferleistungen (war sonst immer meine
Stärke) werden nicht verlangt/honoriert.
======= 1. LERNEN die nicht, sie PAUKEN nur. 2. ist das das, was an unseren
schulen so schlimm ist, aber seit einigen jahren hat es unsere hochschulen auch
total erfaßt, ich höre ähnliches von allen seiten, auch bei
studiengängen wir psychologie, sogar philosophie - es ist nicht zu fassen!
Als Wirtschaftsstudent steht
man aber unter einem enormen Leistungsdruck. Haben sie viell. ein Paar Tipps,
wie ich die Lust am Studieren/Lernen wiedererlange und ein paar Lernstrategien,
die zum Erfolg und besseren Noten führen könnten?
====== die beiden ziele widersprechen sich - in deutschland. entweder Sie LERNEN
gehirn-gerecht (z.b. indem Sie menschen finden, denen Sie Ihr wissen WEITERGEBEN
können, denn, wie schon die alten römer wußten: lehrend lernen
wir. wenn Sie gehirn-gerecht LERNEN (viel ABC., KaWa.s, Zitate-technik, WQS.e
entwickeln etc.) und wenig pauken (3 tage vor prüfung ein paar details,
die Sie nach der klausur wieder vergessen werden), können Sie mit mittelmäßigen
noten ( 3 - 4) durchkommen, lernen aber ECHT, d.h. fürs leben danach. oder
Sie geben nach und auf und versuchen, gute noten zu erringen. dafür habe
ich nichts zu bieten, denn dann werden auch Sie jemand, der später ähnlich
inkompetent wird, wie die, die Ihr system weitertreiben und das muß man
m.e. bekämpfen, nciht unterstützen. wir versauen nicht
nur die chancen von millionen kindern und jugendlichen an regelschulen, jetzt
sorgen wir auch noch dafür, daß unsere studierten nach dem studium
nicht wirklich DENKEN können! deshalb empfehle ich den weg: nicht so tolle
noten aber wirklich LERNEN, gleichzeitig aber BLOGGEN und das, was Sie selbst
herausfinden und wichtig finden (z.b. auch, was sie in der literatur finden)
in ihren blog einzubauen. später reicht potentiellen arbeitgebern ein blick
auf Ihren blog - der ist Ihre eintrittskarte in die zukunft, nicht das ergebnis
dessen, was die hochschule als lernen bezeichnet, was aber nur pauken ist.
vfb
Vielen Dank, Richard E. |