Lernhilfestellung 28.1.09

Hallo Frau Birkenbihl, ich suche shon länger eine „Lernhilfestellung“ für meinen Sohn. Durch Ihr Buch: „Jungen und Mädchen: wie sie lernen…“ kam ich drauf, dass S i e mir eventuell Anregungen, und Literaturhinweise geben könnten. In der Wandzeitung fand ich nichts, was mein Thema zufriedenstellend abdecken würde.
Lukas, 8 Jahre, 2.Klasse, Linkshänder, ist wohl ein typisches Beispieleines Opfers unseres Schulsystems. Er ist umfassend interessiert, wiff(der Lehrer meint, er ist den anderen Kindern seines Alters um Vieles voraus), sehr phantasievoll (Geschichten erfinden..), guter Bastler und Zeichner (gewaltige Beobachtungsgabe..). Aber es happert an der „Norm“, Rechtschreibung, an der Koordination 2 Sachen gleichzeitig zu tun (auf's Schreiben zu konzentrieren und im Rahmen der Heftseiten zu bleiben; Geschichten möglichst fehlerfrei aufs Papier bringen, auch im Bewegunsapperat: Ball fangen, etc…). Ich habe den Eindruck, Diktat üben nutzt null: mal lässt er den, dann den andren Buchstaben aus, zuerst schreibt er das Wort richtig, kurz darauf wieder falsch –kaum Lerneffekt (Konzentration ?). Manche Zahlen schreibt er oft noch verkehrt (Legast.), wenn er eine Sprechblase, die er in die li.Richtung hin malt, beschreibt, dann seitenverkehrt (eigentlich jawiff!). Er will gern richtig schreiben, aber es geht halt nicht so. Er ist in fast allem langsam (leidet auch drunter). Ich habe das Gefühl,das Physische kann den Befehlen des Hirns nicht so schnell folgen, die Hirnhälften koordinieren nicht so flott mitnander. Gott sei Dank hat er einen verständnisvollen Lehrer. Er war mit 5 ca. Ergotherapie, was im taktilen Bereich half.
Wie kann ich ihn durch den Schulalltag unterstützend begleiten, wie seine Fähigkeiten fördern? Es ist wohl wichtig, j e t z t einzugreifen, sonst hinkt er in diesem Schulsystem immer hinter her. Er geht klettern, lernt Flöte (beides mit dem Hintergedanken: Koordination, aber er tut's auch gern!). Wir wohnen übrigens auf dem Land..
====== es könnte sei, daß seine linkshändigkeit ein talent-signal ist, aber solche kinder wirken oft bis zur pubertät „linkisch“ und erhalten dann möglicherweise zu viele falsch-signale (oder „zu langsam-signale“) deshalb ist es gut, daß Sie sich so intensiv auseinandersetzen. sagen Sie ihm, daß jeder mensch unterschiedlich langsam reift und daß manche im lesen schneller vorankommen, andere im klettern, und wieder andere in etwas anderem. in den dorfschulen früher konnte jedes kind im eigenen tempo lernen und mit 14 waren Sie dann einigermaßen gleichauf, was unser modernes schulsystem aber nicht respektiert. eins der besten bücher ist Johanna Barbara SATTLERs: Der umgeschulte Linkshänder: (Oder Der Knoten im Gehirn), inzwischen gibt es mindestens ein weiteres von ihr, aber ich habe es noch nicht gelesen und komme derzeit auch nicht dazu, ich bereite jetzt die seminare ab ende märz vor und bin derzeit mit anderen themen befaßt...
Es könnte auch sein, daß er neuronal langsam ist, was bedeuten würde, daß LERNPROZESSE von NEUEM immer langsam verlaufen (ich habe mich früher immer für blöde gehalten, bis ich das herausgefunden habe, daß es menschen gibt, die sehr langsam lernen). das hat mit linkshändigkeit nichts zu tun, wird aber gerne kausal (statt korrelativ) gesehen, weil man im zweifelsfall alle „probleme“ auf linkshändigkeit abzuwälzen versucht sein mag... wir betroffene verarbeiten zwar NEUES langsamer und kommen am besten zurecht, wenn man uns nicht hetzt, dann auch TIEF und nach einer weile sind wir den meisten „schnellen“ überlegen, so ab ca. 18 - 20 jahren sind wir dann oft im vorteil. ich kann BEKANNTES sehr schnell verbinden, verarbeiten etc., nur bei neuem brauchen meine nervenbahnen besonders lange, vielleicht auch beim ihm? deshalb ist nr. 1 der 10 tips für TRAINING (47. aufl. stroh im kopf? bzw. auch in TEXT-schublade als kostenloses update) so wichtig, bitte (nochmal) lesen. und als literatur kann ich eins der besten bücher emfpehlen, nicht nur für UMGESCHULTE sondern für linkshänder, von Johanna Barbara SATTLER: Der umgeschulte Linkshänder: (Oder Der Knoten im Gehirn) übrigens ist mein absolutes lieblingsbuch über die linkshändigkeit als solche "Alles mit der linken Hand" von Rik Smits (vergriffen, muß man suchen oder in einer bücherei ausleihen).
hoffe, das hilft ein wenig?
vfb 

Vielen Dank im Voraus für die Mühe

nina riml Tirol