Feedback Russisch lernen 24.10.08

Liebe Frau Birkenbihl, ich bin Juliane und hab Ihnen in den letzten anderthalb Jahren, seit ich Sie entdeckt habe, als Abiturientin schon öfter mal geschrieben.
======= ja, z.b. einen wunderbaren kommentar zu meinem chinesisch/asien-buch im neuen weblog (birkenbihl-schreibt.com) in der rubrik BÜCHER. plus einige andere feedbacks, vielen dank!

Inzwischen bin ich im Studium angekommen und möchte Ihnen heute gern wieder schreiben - dieses Mal geht es ums Sprachenlernen.
====== aha. bin gespannt!

Ich möchte Ihnen danken: Danke für Ihre Geduld, was die Einsteigerfragen zu Ihrer Sprachenlernmethode angeht, die ich damals gestellt habe (und die immer wieder gestellt werden). Danke für Ihre Offenheit, immer mehr auch frei zugänglich zuveröffentlichen, zum Beispiel in Form Ihrer Videoclips. Danke, dass Sie auch Ihre eigene Geschichte erzählen - über die Schwierigkeiten mit Sprachen und die Behauptungen der Lehrer, man müsse das "eben auswendig lernen", aber auch über die langfristigen Erfolge, die Sie heute haben. Das hilft mir einerseits, bei Ihrer Methode zu bleiben, wenn ich unsicher werde, und andererseits, wenn ich Freunden von Ihrer Methode erzähle. Wenn diese mir dann entgegensetzen, dass ich ja schon immer gut mit Sprachen umgehen konnte, kann ich ihnen dann eben nicht nur von meinen Erfahrungen mit Ihrer Methode erzählen, die so anders sind als die mit dem Vokabel-Lernen oder unsystematischeren anderen Methoden, sondern auch von Ihren Schwierigkeiten bzw. denen anderer Insider in derWandzeitung, die als vorher "Sprachen-Unbegabte" einen Zugang zu Englisch etc. gefunden haben.
======= Sie können allen erzählen, daß ich mich in bezug auf sprachen für völlig NORMAL begabt halte. hätte ich nämlich ein „besonderes“ talent, dann hätte ich TROTZ SCHULE nicht wegen englisch und latein in der schule versagt... mein besonderes talent sehe ich im durchschauen von zusammenhängen (vgl. meine DVD-reihen: von null ahnung... und was wir von... wissen sollten), sowie das entwickeln von TOOLS und techniken etc. aber sprachenmäßig bin ich nur ganz „normal“ ausgestattet. wenn es heute anders wirkt (derzeit befasse ich mich mit 20 sprachen), dann nur aufgrund meiner methoden. ein beweis für PERKINS-3 (vgl. neue info in die 4. auflage des erweiterten INNEREN ARCHIVS, in der TEXT-schublade kostenlos für alle herunterzuladen, die eine ältere bzw. keine auflage des buches besitzen. dort PERKINS 1, 2 und 3 lesen!). Er hat festgestellt, daß die besseren methoden uns intelligenter machen. recht hat er!

Weiterhin danke ich Ihnen, dass Sie betonen, man solle VOR-lernen, nicht hinterherarbeiten, was ja mit Ihrer Methode auch geht.
====== das ist einer der gründe, weshalb mich viele lehrer am liebsten „kreuzigen“ würden! es erschwert eine künstlich pseuro-mächtige position vs. schwache lernerInnen, während lehrer, die wirklich starke schülerInnen wollen, ZUSTIMMEN!! Schließlich kapieren wir bei einer TV-doku auch weit mehr, wenn wir das programm gelesen haben. Oder ein buch, dessen rückentext wir vorab gelesen hatten.

Ich habe diesen Hinweis ernst genommen und vor einem halben Jahr begonnen, mithilfe eines Assimilkurses und Ihrer Methode Russisch zu lernen. Heute saß ich das erste Mal im Russischunterricht an der Uni und möchte mir gar nicht vorstellen, wie es wäre, tatsächlich innerhalb der nächsten zwei Tage die Buchstaben auswendig lernen zu müssen, ohne irgendwelche Nervenbahnen dazu zu haben.
====== tja, gerade diese einsicht ist doch schon toll, gell???

In diesem Tempo wird es sicherlich auch weitergehen und mit viel Frustration für die anderen verbunden sein, während ich jetzt Luft habe, um(mit dem neuen Lehrbuch) weiter vorzuarbeiten.
====== brav. :-)))))

Außerdem habe ich im vergangenen halben Jahr beim Alleinlernen einen unbeschreiblichen Spaß am Russischlernen gehabt, ohne jeden Druck und ohne Frust, es war eine wunderschöne Erfahrung.
===== das allein ist es schon wert...

Das Russischlernen ist mir zum Hobby geworden und jedem, der mir davon erzählt hat, wie doof und schwer er Russisch findet, konnte ich strahlend erzählen, wie viel Spaß es mir bringt.
======= weil gehirn-gerechtes lernen mit DOPAMIN einhergeht, und das ist ein „dope“, das uns froh macht und bei der stange hält! das ist hirneigenes DOPING vom feinsten! im gegensatz zu klassischem schul- (und uni-) lernen, das uns zu streßhormon-junkies macht!

Danke, dass Sie ebenfalls betonen, dass man sich ZEIT LASSEN MUSS. Ich bin neuronal schnell und also daran gewöhnt, schnell vorzugehen. Dieses Mal hab ich jedoch sehr auf mein Gefühl geachtet und immer das getan, wofür gerade die Zeit reif war -nach zwei Monaten erst habe ich die Buchstaben "gelernt", für die ich durch das Abmalen/Abschreiben der Lektionen schon geprimt war. Bis dahin arbeitete ich mit der Lautumschreibung zwischen Text und De-Kodierung. Als die ersten Lektionen schließlich bis zum Schritt 3, passiv hören, fertig waren, hab ich das erste Mal in aller Ruhe lesen geübt. Ohne das Alphabet abzuarbeiten und auswendig zu lernen.
======= wunderbar!! bitte weitersagen!!

Ja, und so haben sich die verrücktesten Zeiträume ergeben, nach denen ich Lust auf das eine oder andere hatte.
Zum Beispiel bin ich im Assimilkurs beim De-Kodieren schon bis Lektion 60 gekommen, während ich mit Schritt 3, Passiv hören, erst bei Lektion 12 angelangt bin. Die Grammatiktabelle, um mein Wissen freiwillig zu systematisieren, hab ich erst vor etwa einem Monat das erste Mal in die Hand genommen und konnte die Regeln sehr schnell nachvollziehen, durch die fertigen Nervenbahnen zu ganz vielen Wörtern.
====== und satzteilen, in denen sie vorkamen!!!

Auch wenn ich jetzt nach Worten suche - sie sind durch ihr Vorkommen im Zusammenhang immer in einen Text eingebettet, die Texte sind wie Nachschlagewerke in meinem Kopf, wo ich zielsicher das richtige Wort herauspicken kann, wenn es mir nicht besser einfällt. Oder an denen ich eine Grammatikregel, die ich mir gezielt merken will, aufhängen kann.
======== so sollte es sein. das macht zwangsläufig spaß, beobachten sie kinder, die ununterbrochen mit freude lernen, solange sie noch dürfen. so ähnlich ist es jetzt WIEDER und das macht echt spaß!

Die ganzen möglichen Dinge, die man mit Sprache machen kann, haben solchen Einfluss aufeinander, das ist faszinierend. Zum Beispiel kann ich jetzt feinere Unterschiede hören, auch beiden ersten Lektionen. Oder eine Lektion, die beim aktiven Hören zunächst schwierig schien, kann ich später, wenn ich mehr de-kodiert habe und dann zu ihr zurückkehre, schneller verstehen.
======= das ist eine wichtige erfahrung, die man in der schule selten hat, weil man ja selten das alte nochmal HÖRT (wenn es überhaupt gutes tonmaterial gibt).

Lustig ist auch, dass ich als Nebeneffekt schon ziemlich gut Texte übersetzen kann, sprich: "die Vokabeln kann", ohne sie je als Vokabeln gepaukt zu haben.
====== das ist es, was einem niemand glaubt, der es nicht erlebt hat!

Es war ziemlich schwer, die Geduld aufzubringen und mir immer wieder zu sagen, ich werde am Ende schon dasselbe Niveau bekommen wie die anderen, weil ich ja langfristig lerne.
Und nur weil Sie das mit dem Zeit-Lassen so sehr betont haben, saß ich heute da drinnen und hab die Lehrerin einfach redenlassen - davon, dass wir dieses und jenes einfach auswendiglernen müssten und dass wir sehr schnell vorgehen werden, sehr wenig Zeit haben.
====== haha, damit hält man die lerner künstlich klein und schwach...

Sie sprach auch davon, wie schwer die Betonungen im Russischen seien - für die hab ich mittlerweile längst ein Gefühl, wozu soll ich die Betonungen angestrengt auswendig lernen?
======= wunderbar!!

Ja, insgesamt also danke für Ihre Methode und alle Antworten auf Fragen, die ich mittlerweile in der Wandzeitung gefunden habe. Sie ermöglicht es mir, alle Bemerkungen zu ignorieren, die behaupten, ich müsse dieses oder jenes einfach pauken.
======= wie schön, daß die jahrzehntelange arbeit so konkret helfen kann!

Ich hoffe, auch in den nächsten Wochen und Monaten dasitzen zu können und mir zu denken: Ich kanns schon, und ich hatte riesigen Spaß dabei, das zu lernen.
======== da, da, da... :-)))

Nun möchte ich noch eine Erfahrung bestätigen, die Sie dieses Jahr in Magdeburg einer Lehrerin erzählt haben: Man merkt, wenn jemand eine Methode erklärt, aber nie selbst angewendet hat. Eine ältere Studentin hat uns eine Stunde lang erklärt, wie wir eine bestimmte Sache fürs Studium machen sollen, und ich fühlte mich nicht so gut dabei. Am Ende sagte sie, sie musste so etwas noch nie machen - ich hab das also wirklich gespürt, egal wie gut sie theoretisch Bescheid wusste. Lernende kriegen das mit, ich kann Ihnen nur Recht geben.
======= die lehrerin hat sich auch nicht mehr bei uns gemeldet...

Ich hoffe, noch einigen Mitstudenten Ihre Methode zeigen zukönnen - bei mir wird man jedenfalls merken, dass ich davon überzeugt bin. :)
====== das weiß ich, alles Ihre kommentare haben von anfang an immer gezeigt, daß Sie erst erfahrungen sammeln und dann darüber reden. danke dafür.
:-))
vfb

Mit herzlichen Grüßen
Juliane, jetzt Studentin in Brandenburg