Lernen lassen+Hauptschule
29.8.08
Sehr geehrte Frau Birkenbihl,
vielen Dank für das Büchlein "LERNEN lassen!" (2.te Auflage
2008), aus dem ich hilfreiche Tipps entnehmen kann, obwohl ich das Innere Archiv
schon kenne. Mir gefällt das praktische Taschenbuch-Format, das sich (auch
Dank des zweifarbigen Druckes) prima lesen lässt.
======= für die 2. farbe mußte ich extrem kämpfen, der verlag
war eigentlich dazu nicht bereit. ein autor mit einem weniger bekannten namen
hätte es nicht geschafft!
Den fehlenden Rand für
die Notizen baue ich mir mit ein paar Post-it Klebezetteln einfach selbst.
======= bei so einem kleinen büchlein geht das einfach nicht.
Im Buch gibt es eine Stelle,
über die ich mich geärgert habe, nämlich die verletzende Pauschal-Kritik
von Herrn Lauterbach an "der Hauptschule", die Sie "voll unterstreichen"
(Seite 30 "Der ZWEIKLASSEN-STAAT?")
======= in einem demokratischen system muß es möglich sein, unterschiedliche
meinungen zu vertreten, dann müssen wir uns halt ZWEI-nigen, wenn wir uns
nicht EIN-igen können... aber über 40 jahre forschung und über
33 jahre kampf mit lehrern, die erst seit ca. 2001 bereit sind, mitzumachen
(ausnahme, sprachenlehrer, die sperren sich immer noch!) wird man manchmal ganz
schön müde und ganz schön wütend, wenn man bedenkt, daß
die leidtragenden die schülerInnen sind, finden Sie nicht????
Ich bin beileibe nicht der
grösste Kenner des deutschen Schulwesens und ich habe auch einmal im Privatfernsehen
einen Bericht über eine Horror-Hauptschule gesehen, obwohl diese Art von
Reportage wohl den gleichen Nachrichtenwert besitzt wie die von Ihnen gerne
zitierte brennende Lagerhalle.
======= falsch, dann bei der lagerhalle geht es ja darum, daß der bericht
über den brand niemandem hilft, andere oder künftige ähnliche
brände zu verhindern, solange wir nichts über die URSACHEN bzw. maßnahmen
erfahren, die man ergreifen könnte, und genau das fehlt im klassischen
bericht über den brand, in dem wir nur erfahren, wieviele feuerwehrwagen,
polizisten etc. dort waren, wie viele std. das feuer brannte etc. etc. des weiteren:
ob die lagerhalle brennt oder nicht, betrifft einige wenige leute in jener gegend,
aber wenn es an unseren schulen brennt, sind abertausende von schülerInnen
betroffen, die z.b. nicht versetzt werden, weil das system versagt, und die
so weder höhere schulen noch die nächste klasse im klassenverband
erreichen können, was viele für den rest ihres lebens abstempelt,
zeichnet oder psychologisch beeinflußt (ich bin ein versager) und all
das, weil das schulsystem nur fehler sucht und vor allem aussortiert, statt
zu helfen, daß menschen ihre angeborene unglaubliche lernfähigkeit
systematisch entwickeln dürfen (wie an einigen vorzeige- und pilot- und
an vielen privatschulen, oder wie im skandinavischen raum, wo man 20 jahre vor
uns aufgewacht war!).
Ich bin in einem Dorf in
Bayern aufgewachsen und habe -obwohl ich seit 10 Jahren nicht mehr dort lebe-
noch etwas Kontakt zu einigen meiner ehemaligen Grundschulklassenkameraden.
====== dorfschulen waren in der mehrzahl intakt, dorflehrer wußten sehr
wohl, daß das eine kind mit 5 lesen lernt, das andere mit 9 und daß
das ok ist! sie haben prozentual weit weniger (spätere) schulversager produziert
als grundschulen heute, das können Sie überhaupt nicht vergleichen!!
inzwischen geht man dazu zurück, kinder von 4 - 9 in eine gruppe zu nehmen,
weil sich das damals bewährt hat. aber wir machen das nur puntuell als
PILOT-PROJEKT und noch nicht flächendeckend. zu sehen in reihnhard kahls
neuer DVD: KINDER
Unter denen, die die "Versager-Schule"
durchlaufen haben kenne ich keinen einzigen, der es verdient hat, Versager genannt
zu werden;
======= Sie singen doch mein lied!!! unter den sog. versagern verdienen es die
allerwenigsten, als versager abgestempelt zu werden, weil das system ihnen in
keinster weise hilft, ihre eigenen stärken zu entfalten bzw. typische schulanforderungen
ANDERS oder zu einem zeitpunkt lernen zu dürfen, an dem sie dafür
bereit wären...
im Gegenteil! Es gibt es
viele Methoden, Erfolg oder Versagen zu messen, aber zu einem Zeitpunkt, als
ich mit meinem Diplom (aber ansonsten leeren Händen) dastand, haben meine
ehemaligen Mitschüler gerade angefangen, ihr eigenes Haus zu bauen...ist
das ein Zeichen von Erfolg oder von Versagen?
======= ER-FOLG ist die folge des tuns - von erwachsenen. bei jungen menschen
ist es aber die folge dessen, was ihnen in der schule widerfahren war. beantworten
Sie sich Ihre frage bitte selbst...
Möglicherweise gibt
es bundesweit sogar mehr schlechte Schulen als normale Schulen, aber das sollte
kein Grund sein, alle als "Versager-Schulen" abzuqualifizieren und
deren erfolgreiche Absolventen (um mit vfb zu sprechen: die trotz Schule gelernt
haben) abzuwerten.
======= solange wir die gravierenden probleme schönreden, unter den tisch
wischen, darauf hinweisen, daß ja NICHT ALLE, sondern nur einige... etc.
etc. etc., so lange wird sich nicht viel ändern. es sind immer noch viel
zu viele sog. einzelbeispiele! wir befinden uns im jahr 8 nach PISA.
geändert hat sich wenig und das eher im verborgenen, an einigen wenigen
schulen. die anzahl der täglichen klagen von eltern und schülern,
die bei mir eingehen, ist nicht geringer geworden! und die zahl derer, die auf
sonderschulen abgeschoben werden, bzw. ca. 7000 - 9000 kinder jährlich
IN DIE PSYCHIATRIE, ist auch noch nicht geringer geworden, während die
verschreibungszahlen für ritalin und ähnliche medikamente weiterhin
explosionsartig wachsen, wobei ca. 30% dieser inzwischen auf das konto normaler
schülerInnen gehen, die diese mittel nehmen, weil sie schule nur so ertragen
können!!
Mit freundlichen Grüssen,
Michael Schneider
P.S: Noch ein ABC-Listen-Trick:
Wenn man die Liste zum ersten Mal vorstellt, fangen (meine) Teilnehmer bei A
an und hören bei F oder G auf...Sagt man, dass sie in irgendwo in der Mitte
anfangen sollen, erhält man ein dutzend Listen, die bei L oder M anfangen
und bis T reichen.
====== deshalb heißt unsere REGEL NR. 1: mit den augen rauf und
runter wandern und dort etwas eintragen, wo uns etwas einfällt...
mein Trick: Jeder fängt
bei dem Anfangsbuchstaben seines Vornamens an. Schon macht Antonia eine Liste
von A-F, Ernst von E-K, Georg von G bis M,Natalie von N bis S...und um Ende
können alle vergleichen!
======= richtig, aber sie lernen nicht das leichte assoziative denken, das die
ABC-liste unter anderem TRAINIEREN soll. sie war in erster linie ein TRAININGS-TOOL
für menschen, denen das schulsystem das assoziative denken ausgetrieben
hatte; erst später ergab sich, was wir mit den fertigen listen alles anfangen
können!
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