Feedb. Gossau+Schulerlebnis
21.6.08
Am 14.06.2008 war ich in
Gossau beim Seminar "Neues von der Lernfront - 2008" und hatte dabei
- fern der Schule - eine sehr schöne Zeit. Mit knapp 30 Jahren Abstand
kann ich heute vieles viel entspannter sehen. Zumal mir die Schule - ohne dass
es ihr verdienst gewesen wäre - nicht geschadet hat. Das Seminar weckte
unzählige Erinnerungen an meine eigene Schulzeit. Die einprägsamste
möchte ich hier gern einmal zu Protokoll geben. Das Erlebnis, dass ich
hier beschreibe liegt über 30 Jahre zurück, dennoch scheint es mir
durchaus noch aktuell.
Geschichte war in der Schule eines meiner Angstfächer. In den Prüfungen
wurden überwiegend zusammenhanglose Jahreszahlen abgefragt (dies zumindest
mein Eindruck). Mein Vater hat mich während der Sommerferien (ich bin mir
nicht mehr sicher, welches Schuljahr, vielleicht das 6. oder 7.), dennoch überzeugen
können, das Lehrbuch für Geschichte zu lesen. Er hatte es zuvor selbst
gelesen und als sehr interessant und spannend empfunden.
In der Tat war das Lehrbuch, in dass ich niemals einen Blick geworfen hätte,
wie Generationen von Schülern vor und nach mir, sehr gut. Am Ende des Buches
war ich so begeistert vom Thema Geschichte, dass ich mir sogar ein paar Jahreszahlen
merken konnte. Ich hatte das Buch förmlich aufgesogen und wusste nahezu
alles, was darin stand, den gesamten Lehrstoff des kommenden Schuljahres hatte
ich in zwei Wochen inhaliert.
Nach den Ferien trat wieder Normalität ein. Ich hatte das Geschichtslehrbuch
faktisch aufgesogen und wunderte mich, wie wenig Bezug der Unterricht zum Lehrbuch
hatte und besonders, wie falsch vieles war, dass im Unterricht vorgetragen wurde.
Die einzigen Überschneidungen zwischen Buch und Unterricht waren einige
Jahreszahlen.
Meine Begeisterung für Geschichte fiel von mir ab und wandelte sich zurück
in Panik. Denn wenn das, was wir lernen sollten, keinen Bezug zum Lehrbuch hatte,
woran sollte ich mich dann festhalten?
An einem Punkt konnte ich mich nicht zurückhalten und habe (das war vielleicht
dumm?) der Lehrerin während des Unterrichts gesagt, dass Jan Hus die Hussitenkrieg
nicht anführte, sondern davor verbrannt wurde.Diese Diskussion brachte
mir eine schlechte Note und für mich das Ende jeden Interesses an diesem
Fach. Denn offensichtlich war eine Lehrerin in der Lage, selbst den Inhalt des
Lehrbuches zu überstimmen und ihren Schülern ihre persönliche,
fantasiereiche Version der Menschheitsgeschichte aufzuzwingen. Für das,
was im Buch mit Quellen und Zusammenhängen belegt wurde, gab es dann auch
noch schlechte Noten.
======== tja, das ist ein gutes beispiel für die schul-traumata, die viele
heute erwachsene mit sich herumschleppen. Ihre erinnerungen müssen sich
auf die erste hälfte des seminars bezogen haben. denn danach haben wir
ja viele tolle beispiele aufgezeigt, wie es gehen könnte. ich hoffe, das
hat etwas mut gemacht, oder sind sie in den alten sch...-gefühlen von geschichte
hängengeblieben!? das fände ich schade.
vfb |