Nachhilfe bei einer unwilligen Schülerin? 13.03.08

Sehr geehrte Frau Birkenbihl, als treue Leserin Ihrer Bücher und DVD-Guckerin, wage ich mal zu behaupten, mich sehr intensiv mit den Themen gehirn-gerechtes Lernen auseinander gesetzt zu haben, aber jetzt stehe ich vor einer Herausforderung, die mit richtiges Kopf-ZERBRECHEN bereitet:Ich habe mit meinen 33 Jahren (weiblich) angenommen, einer 12 jährigen (6. Klasse Hauptschule, Bayern) Nachhilfe in so ziemlich allen Fächern zu erteilen. Sie hat derzeit einen Notendurchschnitt von ~ 3,3. Das Problem ist weder, dass sie neuronal langsamer ist als der Klassendurchschnitt, oder irgendwie dümmer wäre, ganz im Gegenteil. Auch kommt sie aus einer bildungsFREUDIGEN Familie. Aber: SIE WILL EINFACH NICHT.
======= kennen Sie übrigens den beitrag LERNLIBIDO in der wandzeitung (auch in stroh im kopf, ab ca. 42. auflage, nachzulesen)?? es war ein junger mann dort, aber die ausgangslage war auch sehr schwierig....

Auch wenn wir jetzt bei Mathe eine Phase erreicht haben, dass sie es 1a verstanden hat, ihr die Augaben leicht von der Hand gehen und sie nur noch Flüchtigkeitsfehler macht, oder mal abgelenkt ist, so hat sie selbst dann keinen Spass daran und sagt weiterhin: "Mathe ist doof!"Ich habe etwas Erfahrung im Bereich Erwachsenenschulungen (EDV) und weis, dass es zu meinen Stärken gehört, komplizierte Dinge einfach und verständlich zu erklären, wie auch gut motivieren (im Sinne von Neugier wecken) zu können, aber da weis ich langsam nicht mehr weiter.Bücher: Interessieren sie nicht, findet sie langweilig, sie hat auch keine Themen, die sie interessieren könnten. Schule: Alles doof, alles sch****e. Am Computer spielt sie ab und zu, aber auch nicht exzessiv, dass ich da eine Neigung finden könnte. Sie hat keine Hobbies, geht keiner speziellen Sportart nach. Sie macht ihre Hausaufgaben unter Qualen, aber schon sehr selbständig, danach setzt sie sich für Stunden vor den Fernsehen und konsumiert den üblichen Nachmittagsmüll.
====== sie scheint ein typisches opfer unseres schulsystems zu sein, das die neugierde abtötet, wie auch die fähigkeit zur NEUROGENESE (ohne die lernen von neuem völlig unmöglich ist). solche kinder interessieren sich für nichts, am schlimmsten, auch nicht für die zukunft. ich werde dies heuer bei karlsfeld, 3. abend, näher erläutern.

Ich selbst bin das komplette Gegenteil, ein Leben ist mir zu kurz um alles raus zu finden, was ich alles wissen will. Ich bin unendlich neugierig, lerne autodidaktisch Türkisch, habe mich mit 12 schon für Astronomie interessiert, u.s.w. Ich war aber selbst so eine, von Ihnen vielbeschriebene Schulversagerin, was aber bei der Neugier kein Wunder war.
======= damit haben Sie aber KEINE vorhandene basis für verständnis, im stillen könnte es sogar sein, daß sie das mädchen innerlich ablehnen, weil sie so ANDERS ist als Sie selbst. ich fand es früher auch extrem schwierig, verständnis für „solche leute“ aufzubringen, bis ich begriff, was dahinter liegt...

Jetzt habe ich ihr das Buch "Fremdsprachen lernen für Schüler *mit der Birkenbihl-Methode" von Ihnen gekauft, in der Hoffung eine Lektüre zu finden, die etwas in Ihr bewegt. Ich fürchte nur, das Niveau des Buches ist etwas hoch für sie.
====== besondern wichtig sind die dazugehörenden video-clips, die Sie am besten MIT IHR ZUSAMMEN ansehen...

Bei allen gehirn-gerechten Ansätzen, was tun, wenn sich das Kind tief drin permanent verweigert, weil sie einfach keinen Sinn in der Schule sieht?
======= ich befürchte, daß Sie zwar lieb und nett und auch methodisch geschickt vorgehen mögen, aber daß Sie trotzdem mehr vom SELBEN bieten, von dem, was ja eben nicht interessiert. Sie erwähnen keine birkenbihl-tools, die Sie probiert hätten (nur fremdspr. lernen für die zukunft). kennen Sie „intelligente wissens-spiele“? Sie könnten den KaWa-zyklus mit ihr durchspielen. viele kinder fahren nach einigem probieren auf diese, oder auf ABC-listen ab. andere lieben rätsel-situationen, die den geist öffnen. nackte fragen (sie lehrer sie in sog. „lehrgesprächen“ stellen, die meist eher LEERGESPRÄCHE sind, reißen die kinder hingegen NICHT vom hocker. der witz ist, daß man die jungen leute dort abholen muß, wo sie stehen, und sie steht ziemlich weit weg von Ihrer position. deshalb dachte ich gleich an LERNLIBIDO, die ausgangspos. bei beiden war dieselbe. dem jungen konnte geholfen werden, aber erst, nachdem die dame, die ihm nachhilfe gab, ihren stil änderte...
vfb

Helena Schönbaum