Listendenken seit Aristoteles? 19.1.08

Liebe Frau Birkenbihl, ich möchte etwas zum Thema Listendenken und speziell die ABC-Liste fragen. Ich habe mit der Wandzeitungs-Suchfunktion und Google nach Antworten gesucht, unter Stichworten wie "Aristoteles", "Listendenken" und anderen, aber entweder gab es keine oder zu viele Beiträge, bei denen ich dann keine passenden gefunden habe.
====== danke für suchen vor dem fragen. :-)))

Sie schreiben (z.B. in der Langfassung der Doppelcheckliste),dass seit Aristoteles die enormen Vorteile des Listen-Denkens bekannt sind. Dazu fallen mir die Limitierung beim Denken und das Kategorisieren ein. An was für Vorteile denken Sie da noch (und welche hat Aristoteles erkannt)?
====== ich weiß nur, daß er LISTENDENKEN gut fand, aus einem dokument aus dem mittelalter, das irgendwo zitiert wurde. leider gab der zitierende keine quelle an, so daß ich hier nicht weiter kam. aber die TATSACHE fand ich sofort spannend und überzeugend! wobei es damals LISTEN waren, nicht unbedingt ABC-listen. und das mit der LIMITIERUNG hat rollo MAY in amerika erforscht, dessen buch es mal bei junfermann auf deutsch gab, falls jemand es gebraucht suchen möchte (mut zur kreativität).

Bei der ABC-Liste gibt es aber nun weder das eine noch das andere: Limitierung nicht, weil alle Buchstaben vorhanden sind, Kategorisierung nur bezüglich der Anfangsbuchstaben.
======= der LIMITIERUNGSFAKTOR stellt sich perverserweise bei jedem buchstaben ein, wenn Sie mit dem auge darüberwandern und sich fragen, ob Ihnen etwas mit (buchstabe) einfällt. das nannte ich früher den kreuzwort-rätsel-effekt, aber seit ich weiß, daß elisabeth loftus festgestellt hat, daß wörter in kopf alphabetisch abgelegt sind (bei SCHACTER, wir sind erinerung, nachzulesen), können wir es auch LOFTUS-EFFEKT nennen. und KATEGORISIERUNG ist eine LOGISCHE unterteilung während ich die ABC-liste DEMOKRATISCH nenne, weil keine prioritäten oder werte dahinterstehen, was bei hierarchisieren und kategosiriesen der fall ist...

Ich bin sehr von schnellen Inventur-ABC-Listen überzeugt. Ich frage mich aber (und werde oft gefragt, wenn man mich beobachtet): warum nicht nacheinander 90 Sekunden lang Assoziationen aufschreiben, warum stattdessen ABC-förmig? Es klappt, aber ich verstehe den Unterschied nicht - wenn esbeim Schreiben in so kurzer Zeit nicht darauf ankommt, alle Buchstaben zu füllen (nicht so sehr also der Kreuzworträtsel-Effekt, weil in der kurzen Zeit von allein viele Assoziationenkommen), hat die ABC-Liste dann noch einen Vorteil gegenüberdem linearen Aufschreiben von Assoziationen?
=== s. oben. jeder buchstabe löst den kreizwort-rätsel-effekt aus, was eine FREIE LISTE nicht bietet. wir haben hunderte von tests gefahren, beim ABC waren die ergebnisse immer besser (mit je hunderten von teilnehmern pro versuch!)

Genauso beim ABC-Aktiv: Ich werde gefragt: "Warum das, warum schreibst du nicht einfach (auf das WESENt-liche bedacht wie beim ABC) Stichworte chronologisch auf, sondern ordnest sie alphabetisch?"
===== das habe ich doch sicher dort erklärt, wo Sie von ABC-aktiv erfahren haben, oder??

Das chronologische Aufschreiben hat für mich außerdem beim Nachlesen noch den Vorteil, dass man noch weiß, wie die Begriffe verknüpft wurden (deshalb bin ich von ABC-Aktiv noch nicht ganz überzeugt).
====== aber beim ABC sortieren Sie UM, deshalb haben Sie bereits zwei bezugssysteme im kopf: das originale, und die neue „ordnung“ durch ABC-aktiv. hier entstehen auch neue assoziationen, weil bestimmte wöreter in der nähe voneinander stehen. das mischt alles kräftig durch und schafft völlig neue verbindungen und weit mehr EINSICHTEN, oft auch bisoziativ und echt kreativ!

Zwei mögliche Antworten zu der ersten Frage fallen mir ein, aberes gibt wahrscheinlich noch mehr:
1. die Bruchteile von Sekunden, wo man beim F etwasaufschreibt und das E sieht und dann zu diesem auch schnell etwas notiert, bevor man weiterdenkt - sind das SO oft SO viele, dass es sich lohnt, alphabetisch zu denken? (fiel mir vorhin EINmal auf)
====== probieren Sie, was Ihnen besser paßt. es gibt ja keine zwänge... vielleicht nützen Ihnen andere meiner tools mehr, das ist doch auch ok

2. bei typischen Wort-Problemen (Städte, Länder, Namen,Familienmitglieder...) fällt einem beim wiederholten Denken mehr ein (bei "Länder Asiens" sind so "Iran, Irak, Indien und Israel" bei mir im Kopf vernetzt und fallen mir zusammen ein), während das bei Problem-Überlegungen (Frauenfeindlichkeit, Gedanken zum Thema Wahlen, Soziale Marktwirtschaft ....) nicht unbedingt so ist.
===== im gegenteil, denken Sie doch einmal nach, welche faszinierenden neuen ZUSAMMENHÄNGE Ihre zweite liste bietet!! gerade das ist es ja, was ich oben meinte! frauen durften lange nicht wählen (und heute weltweit in vielen teilen immer noch nicht). sie bekommen weniger geld für vergleichbare arbeit, also marktwirtschaftlich nicht sehr sozial, oder??

Der Ansatz liegt vielleicht schon bei Aristoteles, wenn er jeneVorteile entdeckt hat, deshalb frage ich das beides im Zusammenhang.
===== ich las damals, aristoteles hätte festgestellt, daß man mit LISTEN „besser denken kann“, mehr weiß ich leider auch nicht.
Ich bin gespannt auf Ihre Antwort, und froh, dass ich nach einem Jahr Birkenbihl jetzt auf den Geschmack des einfachen SPIELENS mit ABC-Listen (statt nur Nutzen für Ernsthaftes) gekommen bin :)
====== na, das ist doch auch ein guter vorteil, gelll?

Und vielen Dank für Ihre Denkansätze, die mir immer wieder Türen zu neuen Welten öffnen! Gerade erst das Tor nach Asien/China. Ich versuche dazu später mehr zu schreiben, wenn ich alles nochmal in RUHE (und angereichert mit mehr eigenen Gedanken) gelesen hab, aber der erste Eindruck von diesem Buch [Was Sie unbedingt über China/Asien wissen müssen] ist fantastisch, und nach diesem SEHR gehirn-gerechten Einstieg fällt es mir wieder einmal richtig leicht, weiter auf Infos zuhorchen und sie einzuordnen, also vielen Dank!
===== vielleicht könnten Sie einen ersten kommentar schon mal bei „birkenbihl-schreibt.com“ beim den buch ablegen, wir haben noch keinen einzigen. später können Sie ja dann DORT auch vertiefen, einverstanden? das würde mich freuen. kennen Sie übrigens die DVD dazu? dann könnten Sie bei ihr (dort) auch kommentieren...
vfb

Juliane P., Schülerin aus Sachsen-Anhalt