Sprachenlernen nach vfb - es klappt! :) 19.1.08

Liebe Frau Birkenbihl, vor einem Jahr kam ich als enthusiastischer frischgebackener Insider hierher, angezogen von Ihrem Schreibstil und den neuen Ideen, die ich aus den Bücherei-Büchern gezogen habe, die ich von Ihnen fand.
Inzwischen kenne ich viel mehr von Ihnen und bin immer noch jeden Tag hier unterwegs, und jetzt will ich mich revanchieren für den langen skeptischen Beitrag über das Sprachenlernen, den Sie geduldig beantworteten, obwohl ich noch nicht viel ausprobiert hatte (unter "Gehirn-gerechtes Sprachenlernen in der Schule" vom 25.1.07) - indem ich beschreibe, wie erfolgreich ich jetzt mit Ihren Methoden arbeite und wie sehr es Spaß macht :) Ich mochte Sprachen schon immer, aber es ist WIRKLICH (wie Sie allen versprechen, die es probieren) noch schöner geworden.
===== das wichtigste ist das aktive probieren, umgehen, TUN. dann können die vorteile meiner tools sich erst ent-FALTEN...

Nach einem halben Jahr Französisch-Vokabel-Pauken, um mich nach längerer Pause wieder fließend ausdrücken zu können, war ich dankbar für eine völlig neue Methode, aber doch auch misstrauisch ihr gegenüber. Nach Ihren Antworten, die entschieden zum Ausprobieren aufforderten, lieh ich mir einen fertig de-kodierten Italienisch-Einsteiger-Kurs aus der Bücherei - ich wollte es mit einer weitgehend neuen Sprache probieren, und das war eine sehr gute Entscheidung. Mit ein paar Vorkenntnissen und Querverbindungen nach Latein und Französisch kam ich gut voran in meinem Kurs und übte fleißig sprechen (für eine Reise nach Rom im Mai). Das mit dem Sprechen ging dort dann doch nicht so gut, aber WENN ich spreche, ist es mit wenig Akzent, in ganzen Sätzen und recht flüssig (bin nur nicht auf der Stufe, wo man das sagt, was man will, sondern noch vorher, wo man das sagt, was man kann).
======= gratuliere! ich freue mich für Sie, vor allem daß Sie sich damals nicht abhalten ließen, als ich ein wenig „gemeckert“ habe. :-)

ABER was besonders aufgefallen ist: Ich kann heute, obwohl ich fast ein halbes Jahr nicht viel Italienisch gemacht habe, italienische Texte leichter lesen als französische, es macht Spaß, weil ich kaum ein Wörterbuch brauche, obwohl ich die Wörter sprechend alle noch nicht einsetzen könnte. Immer wenn Wörter oder Phrasen auftauchen, die ich mit Ihrer Methode im Einsteigerkurs bearbeitet habe (dabei hab ich incidental eine Menge über italienischen Satzbau gelernt!!), ertönt die Stimme der Originalsprecher in meinem Kopf. Übersetzen muss ich nichts, ich verstehe es einfach.
===== das ist ein TYPISCHES SYMPTOM meiner methode. toll, gell?

Auch nach langer Pause, das kann ich heute bestätigen, dass Ihre Methode das wirklich bringt. Und das finde ich wahnsinnig toll. :) :)
===== ich hatte heute einen weiteren wandzeitung-beitrag von jemand, der nach längerer pause feststellte, wie schnell er wieder drin war, weil er damals erstmals nach meiner methode gelernt hatte, ehe die pause eintrat. solche bestätigungen finde ich immer besonders wunderbar! ich kenne den effekt auch bestens!

Seitdem habe ich einiges in Französisch auch nach Ihrer Methode bearbeitet, aber nicht so vieles. Hier tut sich ein weiterer Effekt auf, den ich interessant finde: Wenn ich einen neuen Text lese und ein Wort lese, das zu den gepaukten gehört (stundenlang, wochenlang durchgehalten), dann kann ich es ebenfalls nach der langen Pause (seit dem Pauken) noch verstehen, aber es ist woanders in meinem Kopf abgelegt, eher bei der Übersetzung (wie tisch-table), auch wenn ich nicht immer mehr übersetzen muss; während die Phrasen aus den gehörten Texten in meinem Kopf mit der französischen Stimme ertönen.
===== es wird m.e. wirklich im gehirn anders abgelegt. ich hoffe, daß sich mal eine uni meldet, damit wir das mit bildgebenden verfahren SICHTBAR machen können...

Das ist echt lustig, so ein buntes Gemisch an Verarbeitungsprozessen beim Lesen, die sich auch unterscheiden lassen. :) Aber bei ganzen Sätzen und so weiter, die mir dann in den Sinn kommen, wenn ich Texte nach Ihrer Methode bearbeitet habe, habe ich ein besseres Gefühl. Auch ins Polnische hineingeschnuppert habe ich inzwischen, das Wenige sitzt auch recht fest, auch wenn ich kaum weitermache.
====== nur deshalb konnte ich mich mit derzeit über 30 sprachen beschäftigen, ich mache oft wenig, dann lange nichts, irgendwann wieder wenig und wenn ich die sprache ein wenig durchleuchten will, bin ich in TAGEN an einem punkt, ab dem ich zu begreifen beginne, wie sie funktioniert (zb. türkisch, als ich von null ahnung zu etwas türkisch vorbereitet habe). das ist schon großartig und erstaunt und be-GEIST-ert mich immer wieder! vor allem, weil ich mich ja fast ausschließlich mit sprachen befasse, die NICHT indo-europäischer natur sind!

Außerdem ist das spannend, sich nun wirklich de-kodierend eine neue Sprache zu erschließen (aber natürlich schwer) - das De-Kodieren ist bei mir inzwischen normal, wenn ich mir "Vokabeln" erschließen will - lieber im Originalzusammenhang de-kodiert haben als es einzeln auswendig zu lernen (mindestens - wenn man es nicht aktiv-passiv-hörend bearbeiten will).
===== und es bleibt nicht lange schwer!

Mit Latein verfahre ich nach anderen Ihrer Methoden: nicht pauken, aber lernen. Ich brauche diese Sprache nicht flüssig lesen/sprechen/schreiben können und habe meistens ein Wörterbuch, darum reicht das isolierte De-Kodieren der Wörter. Da kommen spannende Sachen heraus (Kapitel, Kapitälchen, Kap, kaputt, Kapital, capital - das kommt alles von dem selben Ursprungswort, das hatte ich vorgestern recherchiert..). Wenn ich Wortteile auseinandernehme und nach Ursprungsbedeutungen suche und nach Wörtern in anderen Sprachen, die daraus entstanden sind - meistens weiß ich die Vokabel hinterher "auswendig", durch die vielen Verbindungen im Kopf und das aktive Denken - und durch das Internet ist dieses Nachverfolgen richtig bequem und einfach geworden :)
======= wunderbar. all diese erfahrungen hätten Sie nie gemacht, wenn Sie damals nicht gewagt hätten, zu experimentieren. wie schön!

Und meine Frage nach den Wörterbucheinträgen mit den vielen möglichen Übersetzungen pro Wort? Ich fragte letztes Jahr, woher ich wissen soll, was die richtige Übersetzung eines Wortes für meinen zu de-kodierenden Satz ist. Aber das ist ja Quatsch: a) Wenn ich die Vokabel mit allen Bedeutungen gepaukt hätte, müsste ich im Text dann ebenfalls irgendwie erkennen, welche Bedeutung gemeint ist. b) Wenn ich den Satz ins "gute Deutsch" übersetzen würde, müsste ich ja ebenfalls die richtige Bedeutung finden. Beim De-Kodieren muss ich mir bloß um die Reihenfolge der Wörter keine Gedanken machen, das De-Kodieren macht die Sache also genau genommen einfacher!
===== Sie sehen, so ähnlich war es einst bei der muttersprache auch - immer in einem spezifischen kontext!

Vielen Dank also heute speziell für Ihre Sprachenlernmethode, die mir am Anfang so seltsam einfach erschien (so wie "popelige" ABC-Listen bei manchen ;) ) und so anders war, die mir heute aber wirklich hilft, wenn ich allein Sprachen lerne.
===== danke für das wunderbare feedback, könnte so manche/n er-MUT-igen!
:-))
vfb

Mit freundlichen Grüßen

Juliane, Schülerin aus Sachsen-Anhalt

PS: Auch im "Allgemeinen Diskussionsforum" hinter dem Passwort diskutieren wir das Sprachenlernen.. Da gibt es sicher für ein paar wankelmütige Insider noch ein paar Anregungen :) Vielleicht hilft ja auch mein Feedback heute.
===== wenn der dritte web.log da ist (bald), dann sind alle diskussionsbeiträge „drüben“ offen, ohne paßwort, dann wird alles einfacher. allerdings muß man sich dann bei jedem stichwort an dieses halten, deshalb wird es das allgemeine forum auch weiterhin geben...