Pisa + Ausländerstatistiken
14.12.07
Zufälligerweise sah
ich in Basel auf dem spitaleigenen Kanal des Bruderholzspitals einen Vortrag
v. V.F.B. (Aus nix wird nix, oder so)
======= von nix kommt nix: weil zuviele leute denken, man könne in wenigen
wochen superstar werden etc.
Ganz interessant.
===== klingt ja sehr verhalten, hat Ihnen wohl nicht wirklich zugesagt? ganz
ist ja imer eine einschränkung, wie bei ganz nett, wenn man
nicht sagen will, daß es einem eigentlich nicht gefällt...
In der Fragerunde wurde
nachträglich v. einer Zuhörerin die These aufgeworfen, dass das schlechtere
Abschneiden Deutschlands in der Pisastudie gegenüber Finnland auch damit
zusammenhänge, dass Deutschland die grössere Immigrationsrate habe.
======= neuseeland ist eines der länder, das mit einer sehr hohen rate
an eingeborenenkindern (Maori) ähnliche probleme hatte, und
trotzdem gehört das AZ-schulsystem seit den 1990-iger jahren zu einem der
besten weltweit, nur erfährt man auf unserer seite der weltkugel wenig
davon...
Frau Birkenbihl hat das
Argument wie gewohnt mit einer grossen verbalen Geste vom Tisch gewischt
======== also war mein eindruck oben doch richtig. Sie haben EINEN vortrag von
mir gesehen und wissen bereits, daß ich WIE GEWOHNT argumente vom tisch
wische? das finde ich schon spannend! warum, glauben Sie, steht ich dann wohl
in dem ruf, weit differenzierter als die meisten referenten auf einwände
einzugehen! wobei an jenem abend vorne in der 2. reihe ein ehepaar mit kleinkind
saß, das den ganzen abend herumweinte und mich maßlos genervt hat.
man hört es nicht (weil im vortrag kein raum-mikro an war) aber ich werde
den streß nie vergessen. da kann es schon sein, daß ich nach ca.
80 minuten ein wenig weniger offen gewirkt haben kann. aber zu sagen, ich würde
WIE GEWOHNT argumente beiseite wischen ist RUF-SCHÄDIGUNG. sorry.
und behauptet, die Finnen
hätten ziemlich viele Schwarafrikaner. Zu meinem grossen Erstaunen hat
darauf niemand im Publikum reagiert.
====== der vortrag ist ca. 8 jahre her und damals war es auch so, ich hatte
kurz davor einige dokus im fernsehen gesehen, weil finnland eine zeitlang viele
flüchtlinge aus kriegsgebieten afrikas aufgenommen hatte! die anderen anwesenden
hatten sicher ähnliche berichte gesehen und DESHALB nicht widersprochen!
warum sonst hätte von annähernd 1000 leuten niemand reagiert, wenn
ich hier den größten sch.... erzählt hätte?!
Wenn man die Ausländerstatistiken
der versch. Länder Europas konsultiert, sieht man, dass Deutschland einen
ausländischen Bevölkerungsanteil von 8.9 %, Finnland 2,4% und die
Schweiz gar 19.9% hat.
======= ich halte die zahl für finnland für ziemlich untertrieben;
in den ballungszentren haben alle skandinavischen länder inzwischen weit
mehr ausländer (wie reden ja nicht vom hinterland), schon alleine die deutschen,
die inzwischen dorthin migrieren (oft, ohne ein wort der landessprache zu können),
wie man in der doku-soap goodbye deutschland seit einiger zeit beobachten
kann... und wenn Sie bewegte Bilder aus skandinavischen ländern
sehen, sehen Sie auch sehr viel mehr dunkelhäufige bürger als 2.4%
ergeben könnten. wie wäre es denn mit einer quelle, wenn Sie solche
zahlen zitieren??
Mindestens von meinem eigenen
Wohnort Pratteln (Schweiz) kann ich sagen, dass die SchülerInnen mit ausländischem
Hintergrund in den hiesigen Schulen 37% ausmachen.
======= nehmen Sie einige der schulen, die in deutschland in den letzten jahren
für den schulpreis vorgeschlagen wurden bzw. ihn bekommen haben, dabei
sind grundschulen mit ausländeranteilen von fast 80% und siehe, es geht
doch!
Da kann man wohl nicht sagen,
diese Zahlen hätten keinen Einfluss auf die Ergebnisse von internationalen
vergleichenden Schulleistungstests wie Pisa usw.
======== wie gut wenn deutsche lehrer ausreden haben, die zeigen, daß
die opfer letztlich selbst schuld sind, z.b. weil zuviele migranten sind! in
schweden gilt eine solche ausrede nicht! reinhard KAHL, spezialist für
bildungsfragen, der seit jahrzehnten im fernsehen direkt aus schulen berichtet
(der damals u.a. die methode dr. reichen aus der schweiz in deutschland bekannt
gemacht hatte), zeigte in einem seiner berichte, wie 1. eine kanadische schule
mit hohem migranten- und arbeitslosen (slumbewohner-)anteil von schlechtster
schule sich zur besten im distrikt entwickelte (und dafür den preis
der bertelsmann-stifung erhielt, was KAHL dokumentierte). und er zeigte 2. einige
jahre später, daß die beste schule in schweden einen Ausländeranteil
von 80% hat (damit wäre sie bei uns wohl eher eine der schlechtesten).
aber die schweden bezeichnen migranten nicht als ausländer, sie sprechen
von neuschweden. interessant, gell? ich finde es traurig, wenn man sich immer
darauf hinausredet, mit migranten könne man keine gute schule machen, es
gibt inzwischen genügend beispiele, daß es sehr wohl geht! auch lauterbach
beklagt in seinem buch Der Zweiklassenstaat, daß wir das talent
und die fähigkeiten unserer migranten in einer zeit vergeuden, in der wir
mit weniger kindern mit schlechterer ausbildung den anschluß an die wissensgesellschaft
völlig verlieren. und es sind argumente wie die Ihren, die genau diesen
zustand verfestigen. solange es gute ausreden gibt, muß man ja nichts
ändern, gell?
vfb
Mit freundlichen Grüssen
===== sorry, ich finde Ihre grüße alles andere als freundlich!
vfb
Peter Jungen |