Juristische Arbeitsgemeinschaft 15.10.07 Sehr geehrte Frau Birkenbihl,
Im kommenden Semester darf ich nach zwei Staatsexamen ab November als wissensch.
Mitarbeiter selber Jura-Studentinnen im Zivilrecht in sog. Arbeitsgemeinschaften
(AG) unterrichten. Dabei sollte es in erster Linie um die Klausur- und Falllösungstechnik
gehen und der dafür notwendige Stoff idealerweise aus den Vorlesungen bekannt
sein. In den AG-Stunden ist vorgesehen,
dass pro Stunde (105 Min./einmal pro Woche/11 Termine) ein Klausurfall gemeinsam
gelöst wird. Mit Glück beteiligen sich dabei einige Teilnehmerinnen
an der Diskussion, mit Pech erwarten 25 Leute eine "Ersatzvorlesung",
weil ihnen das notwendige Hintergrundwissen fehlt (eigene Erfahrung als Student). Z.Zt. überlege ich,
wie sich Ihre Techniken möglichst gut in einen solchen AG-Unterricht einbinden
lassen. Dabei muss ich allerdings beachten, dass die meisten Jura-Studentinnen
einen konservativen, klassischen Unterrichtsstil erwarten und man mit allzu
"progressiven" Ansätzen eher Ablehnung provoziert.(Hier wird
gelernt und nicht gespielt!) Als Beispiel sei auf die AG Unterlagen eines Mitarbeiters
der LMU München ("Elite-Uni") hingewiesen, in denen es zum Jura-Lernen
heißt:"Aktives, produktives, echtes Lernen strengt an, ist unangenehm,
ermüdet. Demgegenüber gefährlich:
"bloßes Herummalen in Lehrbüchern"" Der Bereich der Didaktik
ist im Bereich Jura ziemlich unterwentickelt (Man betreibt ja immerhin auch
eine "Rechtswissenschaft"...whatever...). Ich habe die Wandzeitungsbeiträge
zum Thema "Jura" u.dergl. wie auch Ihr "Stroh?" 46. Aufl.
und "Trotzdem Lehren" gelesen. Als erste Erkenntnis meine ich, dass
Jura deshalb so schwierig zu vermitteln ist, weil es einmal um das Erlernen
von (sehr abstraktem) Wissen geht. Es geht aber auch darum,
dieses Wissen fallbezogen anzuwenden und bestimmte Rechtsprobleme und wesentliche
Aspekte eines Falles zu erkennen sowie in der Falllösung eine logische
Reihenfolge und den"Gutachtenstil" zu befolgen. Dabei geht es aber
um ein Verhalten. In der AG sollten die Studentinnen m.E. dieses Verhalten lernen
oder zumindest erste Schritte gehen. Bislang habe ich mir daher
folgende Unterrichtsgestaltung ausgedacht: Ich würde mich gerne
in den Insider-Foren darüber mit anderen Juristen austauschen, bspw. darüber,
wie sich Ihre Techniken mit der "Normalfallmethode" von Fritjof Haft
(einer der wenigen Jura-Didaktiker) kombinieren lassen. Für das Paßwort
wäre ich Ihnen daher dankbar. Viele Grüße aus dem Norden P.S. |