Lob als Bewertung, DVD: Genial lehren 16.1.07 Hallo Frau Birkenbihl, ich
habe eben ihre tolle DVD "Genial lehren" gesehen und habe ein paar
Anmerkungen/Ergänzungen zum Thema "Lob" und dessen negative Auswirkungen.
Als Instrumentallehrer (Trompete) ist das für mich ein spannendes Thema,
da Studien gezeigt haben, dass die Angst vor Bewertung einer der Hauptgründe
für Lampenfieber ist, und Lob ist definitiv eine Bewertung. Es spielt in diesem Zshg.
keine Rolle, ob die Bewertung positiv oder negativ ist. Das Publikum wird dann
als gnadenloser Richter empfunden, was natürlich Angst erzeugt. In dem sehr lesenswerten
Buch "Die Entscheidung liegt bei dir" von R.K. Sprenger, dass für
mich von großem persönlichen Wert ist, gibt es ein ganzes Kapitel
über das Thema "Loben".. Der Hauptpunkt dieses Kapitels ist,
dass Loben eben immer ein Bewertungsvorgang ist, in dem sich der Lobende über
den Gelobten stellt. Beispielsweise ist das Schulterklopfen
ja ein Schlagen von oben! Wehe man lobt seinen Chef,
dass würde ja die Hierarchie umdrehen! Leute werden "weg-gelobt",
es wird "lobende Anerkennung" erteilt, z.B. dann, wenn jemand in einem
Tennismatch alles gegeben hat aber doch verloren hat (na vielen Dank). Sigmund
Freud hat gesagt: "Gegen Kritik kann man sich wehren, gegen Lob ist man
machtlos." Wie wahr... Sprenger charakterisiert das Lob so: es urteilt,
es ist leer, es verführt, schwächt, beschämt, manipuliert und
erniedrigt... Besonders schlimm ist auch, wenn das Lob mal ausbleibt. Das kommt
einem Tadel gleich drum gehören Lob und Tadel ja auch zusammen. Nachdem mir das klargeworden
ist, ist es für mich rätselhaft, wieso Loben im allgemeinen als so
positiv angesehen wird, zumal aus Redewendungen wie "wegloben" doch
der negative Charakter hervorgeht...Die spannende Frage, die sich ergibt ist,
ob Lob an sich IMMER negativist, oder ob das von der Qualität der Beziehung
zwischen mir und meinemGegenüber abhängt? Und ob Lob nicht das Potenzial
hat, JEDE Beziehung,ob privat oder beruflich(in meinem Fall Lehrer-Schüler),
zu vergiften? Die Frage ist auch, ob es
wirklich ein essenzieller Unterschied ist, ob ich sage: "Das hast DU toll
gemacht." oder "ICH fand das toll." Prinzipiell ist da zwar
ein Unterschied, aber beides kann genau gleich aufgefasst werden. Wenn ich beim
unterrichten Lob aus genannten Gründen vermeiden will, bleibt nur die "ICH
finde..."-Form, schließlich ist Feedback für das Lernen ja wichtig!? (Mir hat eine brasilianische
Percussionistin erzählt, dass sie das erst in Deutschland kennengelernt
hat, dass ein Lehrer einem Schüler sagt, was "falsch" ist. Sie konnte das erst gar
nicht verstehen und verglich das mit einem Kind, das laufen lernt und dem doch
schließlich auch niemand sagt, dass es hingefallen sei, oder gar deswegen
schimpft...Da is echt was dran!) Ich arbeite deswegen übrigens
so weit wie möglich mit den von ihnen vorgeschlagenen Ball-im-Tor-Effekt
(ist absolut genial, ich nehme die Stücke auf und gebe meinen Schülern
die CD mit nach Hause, wo sie zuerst zuhören und dann mitsingen sollen.
Erst wenn sie das können kriegen sie die Noten und spielen es auf der Trompete. Tjaaa und wenn sie das können,
DANN erkläre ich noch theoretisches Zeugs wie bestimmte Rhythmen o.ä.,
damit sie das auf andere Stücke übertragen können. Funktioniert
SUPER!!! außerdem entwickle
ich z.Z. zusammen mit einem Informatiker eine Art "Karaoke", wo die
Schüler sofort Feedback kriegen sollen). An einigen Stellen bleibt
trotzem nur die Möglichkeit des Lehrerfeedbacks, was jedoch immer als Lob
aufgefasst werden kann. Falls ihnen dazu noch was einfällt... Vielen Dank und viele Grüße Daniel Mihajlovic |