Konzentrationsproblem
in der Schule 22.12.06
Sehr geehrte Frau Birkenbihl,
vielen Dank für die Möglichkeit, Sie um Rat zu fragen.
======= gerne. bald gibt es in form von 1-euro-lektiönchen auch weit ausführlichere
antworten auf einige typische fragen, die häufig auftauchen (bei www.birkenbihl-e-mail-akademie,
schauen Sie mal nach infos, eröffnung ca. 11. januar 2007)
Nachdem ich Stunde über
Stunde mit der Suche nach Artikeln, die mir evtl. meine Frage beantworten könnten,
verbracht habe, wende ich mich nun doch per E-Mail an Sie.
=== wer gesucht hat, darf immer fragen, gerne.
Mein Sohn (11 Jahre, 5.
Klasse Gymnasium) geht gerne in die Schule und ihm fällt das Lernen auch
leicht. Leider liest er dann in den Arbeiten die Fragen und Aufgabenstellungen
nicht richtig durch.
======== wir sind dabei, uns solche texte näher anzusehen, aber erste vermutungen
gehen in die richtung, daß die texte oft (ähnlich der beamtensprache)
so unverständlich formuliert werden, daß sie nicht leicht verständlich
sind. Sie können das selbst prüfen (z.b. auch in textbüchern,
in denen solche aufgaben als hausaufgaben stehen): werden zuviele SUBSTANTIVE
statt VERBEN gebraucht (sog. nominalisierung), z.b. Peters Startausstattung
mit Murmeln liegt bei einem DUTZEND... statt: peter fängt mit 12 murmeln
an, davon verliert er .... oder man verwendet schwierigere wörter (BEANTWORTUNG
statt ANTWORT) z.b. statt: danke für Ihre antwort auf unser schreiben
vom ... formulieren beamte lieber wir danken Ihnen für die
BEANTWORTUNG unseres schreibens vom.... leider sind viele autoren von
textbüchern und testaufgaben altgediente lehramtspersonen,
d.h. beamte und das kann EIN grund für die probleme so vieler kinder sein,
die aufgaben zu verstehen, insbes. wenn ihre fähigkeiten, zu lesen, nicht
besonders ausgeprägt sind bzw. wenn ihr vokabular vielleicht (noch) begrenzt
ist.
Einige Aufgaben übersieht
er einfach komplett, was dann immer mal wieder zu einer schlechten Note führt
(5er und 6er), obwohl er das Wissen definitiv hat. Er ist darüber selbst
ziemlich unglücklich.
==== gegen übersehene aufgaben hilft ein farbiger textmarker, mit dem man
jende zeile anmalt, die man gelesen, verstanden und bearbeitet hat notfalls
ein farbstift, falls marker verboten sein sollten). dann hat er eine OPTISCHE
KONTROLLE und fühlt sich sicherer...
(Konzentrationsprobleme
in der Schule werden ihm als Desinteresse ausgelegt, was ich sehr schade finde.
Allerdings kann ich verstehen, dass man bei so manchem "interessanten"
Unterricht abschaltet.)
====== wie die harvard-prof. ellen j. LANGER betont, gibt es keine konzentrationsprobleme,
es gibt nur momente, in denen jemand sich auf ANDERE DINGE konzentriert, als
die, die JEMAND (z.b. ein lehrer) wünschen würde. da könnte man
doch einmal fragen, ob es nicht auch am SENDER liegen könnte, statt immer
den empfänger verantwortlich zu machen. das ist so ähnlich, als würde
ein verkäufer einen kunden tadeln, daß er dem verkäufer nicht
zuhört (wobei in deutschland sogar das passieren kann!), haha. aber als
HIILFESTELLUNG kann ich das AKTIV-ABC wärmestens empfehlen (wird in intelligente
wissens-spiele beschrieben, ein ABC das wir beim zuhören oder lesen anlegen.
erst beim fernsehen (z.b. dokus) üben, ehe man es in der praxis (schule,
meeting etc.) als PROTOKOLLIER-technik einsetzt. mit dieser technik kann man
sogar bei langweiligem frontal-unterricht weit mehr mitbekommen,
was dann dazu führt, daß man später weniger nacharbeiten muß
(weniger hausaufgaben oder pauken später). verbinden Sie dies mit den KaWa.s
als wissens-schatzkästchen (im selben büchlein), dann hat er eine
technik, die auch bei schlechten stunden greift! (selbt gute lehrer können
mal schwache stunden haben, manche halt öfter...)
Meine Frage ist nun: Was
kann er tun, oder wie kann ich ihm helfen, die Arbeiten konzentrierter zu schreiben,
d. h. die Aufgabenstellungen genau durchzulesen und auch keine zu übersehen?
== s. oben
Ich kann mir selbst nicht
erklären, warum er dessen nicht fähig ist.
====== tja, da besteht eine gewisse gefahr, daß Sie Ihr unverständnis
heraushängen könnten und zuhause den druck (daß
er irgendwie nicht ok ist) VERSTÄRKEN, statt ihn abzubauen. wenn das passiert,
sitzen kinder zwischen allen stühlen und geben oft ganz auf. das müssen
Sie verhindern! am besten wäre eine kinderspielgruppe, die gemeinsam solche
lernspiele spielt, bei denen die wesentlichen aspekte geübt werden und
bei denen ein erwachsener oder ein/e größere/r schülerIn
ihnen hilft, zu verstehen, daß die schwierigkeiten teilweise IN DEN AUFGABEN
EINGEBAUT sind. wenn die kinder diese schwierigkeiten erst selbst erkennen können,
dann können sie sie auch bald selbst auflösen...
vfb
Mit freundlichen Grüßen
Ulrike Münch |