ABC-Liste
in der Schule 31.10.06
Liebe Frau
Birkenbihl, ich bin Referendarin an einem beruflichen Schulzentrum für
Wirtschaft und unterrichte Rechnngswesen, Wirhschaftslehre und VWL. Ich habe
inden letzten Jahren eine Menge von Ihnen gelernt was mir mein Leben inder Schule
(vorallem mit Kollegen) nicht leichter macht.
======= wunderbar!
In Gespräcchen
mit Kollegen zum Thema ABC-Listen taucht oft folgendes Argument auf. Die ABC-Listen
schulen nur die Wiederholung von Begriffen
======= aber nein, sie sollen doch genau so im VORFELD vor einführung eines
neuen themas, unterrichtsmoduls etc. eingesetzt werden! und sie können
im sinne von ABC-AKTIV als protokolliertechnik fungieren. ich habe 20 techniken
rund um die ABC-listen entwickeln und ich denke nicht, daß sie auch nur
3 davon zu kennen scheinen?????
********** Ist ein ganz schön hartes Urteil aber an dem Punkt verständlich.
Ich kenne sehr viele Techniken von Ihnen bzw. habe sehr viel von
Ihnen gelesen bzw. angeschaut. Zugegebenermaßen arbeite ich nicht ständig
mit diesen Methoden was wahrscheinlich auch das Grundübel ist. Leider
ist Schule nicht so wie ich es mir vorgestellt habe. Ich dachte es geht darum,
dass die Schüler lernen und dass ich dazu da bin ihnen dabei zu helfen.
Jedoch ist die Realität anders. Da geht es hauptsächlich darum den
Lehrplan abzuarbeiten und jedes Thema erwähnt zu haben (um später
nicht von Schülern verklagt zu werden). Es ist nicht relevant ob die Schüler
es verstanden haben das sollen die selbst zu Hause erledigen. Ich
denke in meiner Unterrichtsvorbereitung den Stoff für die Schüler
und präsentiere denen fertig Gedachtes. Das ist extrem anstrengend für
mich und total sinnlos für die Schüler, weil die davon kaum etwas
mitnehmen. Ich wundere mich daher auch nicht wirklich weshalb die Schüler
unaufmerksam sind und selbst bei Sachen, die ich erklärt habe, beteuern
sie noch nie gehört zu haben. Unterricht ist so für beide Seiten unbefriedigend.
Frage ich Kollegen, bekomme ich zur Antwort, dass die Schüler nur mit Druck
(Klausuren) lernen und es auch nicht !!! mein Problem sein sollte
dass sie was lernen. Ich würde mich da zu sehr aufreiben. So steht das
Wissen über Lernen einer Schulkultur entgegen, die völlig dem entgegensteht.
Leider bin ich extrem abhängig von den Kollegen und jedes Wort kann mir
zum Nachteil gereichen. Sie hätten die Bemerkungen hören müssen
als ich Ihr Buch Trotzdem lehren auf dem Schreibtisch liegen hatte.
Also versuche ich kleine Schritte zu tun. Aber mir fehlt ein Gesprächspartner
zum Austausch/zur Diskussion. Meine Mitreferendare haben häufig schon die
Einstellung, wie 30 Jahre Schuldienst. Und für mich ist es echt schwierig
andere Methoden einzusetzen, weil ich ja auch in diesem System gelernt habe
und so nichts anderes kenne.
und nicht
deren Verständnis.
====== das ist richtig, das ist auch nicht ihre aufgabe. man kann nicht einen
ski anschauen und sagen: schlechter ski, damit kann ich nicht skateboard fahren!
klar, ist ja auch kein skateboard. und einer ABC-liste vorzuwerfen, daß
sie keine definition enthält, ist, wenn Sie entschuldigen, ABSURD. außerden
gibt es ABC-listen wie hierarchisieren und kategoriesieren und das kann man
nur, wann man kapiert, wofür die begriffe stehen. wie gesagt, Ihre kollegen
beurteilen man wieder, was sie noch gar nicht kennen, tja...
********** Grundsätzlich wollte ich nicht den Ski kritisieren sondern nur
für mich dessen Verwendung klarstellen (Abfahrt- o. Langlaufski?). Ich
hatte vor (Politik der kleinen Schritte) in einer Klasse einfach mal zum Wiederholen
eine ABC-Liste von den Schülern anfertigen zu lassen. Das gilt nicht als
zu verpönt und wir hatten das sogar im Rahmen meiner eigenen Referendarsausbildung.
Zwar hatte die Lehrbeauftragte auch nicht den Zweck verstanden und so ist die
Liste völlig unkommentiert und zusammenhangslos geblieben. Wir sollten
im Kurs (6 Personen) sagen was uns zum Thema VWL einfällt. Jeder konnte
reinrufen und es ging strikt nach dem Alphabet. Auf einem vorbereiteten Blatt
konnte dann jeder gleich mitschreiben. Nichts mit eigenem Wissen aufdecken sonder
ein zusammentragen von Begriffen. Ich hatte den Grundzweck der ABC-Listen verstanden
als innere Inventur. Man kann erkennen was einem zum Thema einfällt und
wenn man es mehrmals macht viell. auch tieferes Wissen wachkitzeln. In meiner
Wiederholungsstunde dachte ich, dass das dann passt. Oder habe ich
es wirklich falsch verstanden? Nun entstand die folgende Frage: ich habe unter
anderem das Gesetz der Nachfrage behandelt. Nun könnte doch ein Schüler
sich noch wage dran erinnern, da war irgendwas mit Nachfrage im vergangenen
Block und das Wort einfach so hinschreiben. Damit wäre aber doch dann nicht
sein Wissen deutlich sondern einfach nur die Erinnerung an ein Wort. Viell.
liegt die Antwort in der Grundfrage warum einer eine Liste erstellt. Der Schüler,
der vom Lehrer aufgefordert wird, hat eine andere Motivation als einer der der
es freiwillig tut. Ich weiß dass es andere Methoden zum Einsatz der ABC-Listen
gibt aber kann man sie nicht auch zum Wiederholen (Offenlegen des inneren Archivs)
nutzen? Oder welche andere Technik würden Sie dann empfehlen? Und das war
das was ich eigentlich fragen wollte. Aber ich habe es zu kurz geschrieben
ich dachte Sie bekommen so viele Mails und wollte Ihnen Zeit sparen. Keine gute
Taktik.
Z.B könnte
man das Wort Nachfrage (in der VWL) bei N hinschreiben aber man hat damit nicht
geklärt ob der Schüler verstanden hat, dass bei steigenden Preis sich
die nachgefragte Menge erhöht.
====== s. oben, ich biete einen ski und Sie benötigen ein skateboard...
Verstehen
sie den Unterschied zwischen einen Begriff nennen und ihn erklären zu können?
===== fragen sie mich das allen ernstes?
********** Nein, es war mehr eine Frage ob Sie verstanden haben, was ich erklären
wollte. Mit dem Hintergrund es viell. etwas verkorkst ausgedrückt zu haben.
Wie würden
Sie dieses Argument entkräftigen.
==== s. oben
Ist es so
dass sich nur Begriffe im Gehirn festsetzen und somit abrufbar sind, die verstanden
wurden?
====== begriffe ohne begreifen setzen sich in hirn NICHT fest, nicht ohne pauken.
meine methoden aber sorgen für verständnis und das ABC kennt 20 variationen,
des weiteren gibt es an die 30 techniken allein in trotzdem lehren, warum zieht
man diese denn nicht in betracht? man könnte meinen, daß ich in 45
forschungsjahren nur ein läppische ABC-liste entwickelt und diese zum allheilmittel
erkoren haben könnte. bitte entschuldigen Sie meine ungeduld, aber ich
habe echt probleme mit dieser art von kritik.
********Es tut mir leid diesen Eindruck vermittelt zu haben. Sie haben keinesfalls
nur ABC-Listen entwickelt und vor allem keine läppischen aber
es ist schon so als würde die neueren aber eigentlich gar nicht neuen Erkenntnisse
zum Lernen usw. einen großen Bogen um die Schule machen. Ich habe Ihr
o.g. Buch und auch andere gelesen und war begeistert. Habe diesen Enthusiasmus
mitgenommen und bin niedergeschmettert worden.
======= das ist leider an vielen schulen heute noch völlig normal. traurig,
aber wahr.
Ich muss wirklich sagen ich habe den Einsatz der Doppelcheckliste häufig
in Erwägung gezogen aber es nie konsequent gemacht. Warum? Fehlende Erfahrung
macht unsicher und ängstlich.
====== man könnte es trotzdem mal heimlich ausprobieren, es weiß
doch niemand. die checkliste machen Sie doch nur für sich und nicht öffentlich?
warum kann man das nicht einmach mal testen? das kapiere ich nicht. außerdem
- wer in der wandzeitung herumliest, insbs. mit stichwort LEHRER, weiß,
daß es ein lehrer-forum bei uns gibt, sowie diverse lehrer-pilot-gruppen
mit mutigen lehrerInnen. Sie hätten ja hilfe bekommen können, aber
viele lesen ja nicht genug und so erfahren Sie auch nichts. schade, gell? ich
lasse Sie ja nicht allein. herr dr. böhm und ich investieren ca. 3 monate
im jahr allein in lehrer-arbeit, teilweise kostenlos und teilweise für
einen apfel und ein ei, wiewohl wir beide freie trainer sind und andere menschen
mit unserer arbeit ernähren müssen, er seine familie, ich 8 mitarbeiter,
von denen keiner einkommen BRINGT, nur ich. trotzdem reißen wir uns den
A.... auf, um lehrern wie Ihnen zu helfen, aber Sie informieren sich nicht so
viel, daß sie mit interesse LEHRER-wandzeitungs-beiträge SUCHEN würden,
dann würden Sie solche dinge ganz allein erfahren (wie die lehrkräfte,
die uns deshalb ansprechen, es ja erfahren haben).
Sie beschreiben Ihre Techniken meist an Beispielen dabei wird mir schon klar
was sie meinen aber dies dann wirklich auf wirtschaftlichen Schulstoff anzuwenden
ist schwierig allein im Kämmerchen.
====== ich habe diese dinge allein entwickelt, ich hatte auch niemanden! dann
habe ich mit freiwilligen getestet, das kostet natürlich zeit und energie,
ehe ich techniken zahlendem publikum vorführe. gründen Sie eine AG
und probieren Sie dinge aus, mit SCHÜLERN, wenn schon andere lehrer nicht
mitmachen wollen!
Ein Austausch mit anderen Kollegen an der Schule nahezu unmöglich. Andererseits
kann man nur Erfahrungen machen, wenn man es probiert.
====== ja, so ist es.
Man ist leider viel zu sehr involviert und steht dann als Einzelgänger
da, der alles anders macht und dann tut das System Schule ihr übriges und
sortiert aus. Denn ich erhalte am Ende des Schuljahres ein Schulleitergutachten
und da sind auffällige Referendare nicht gern gesehen. Hauptargument ist
dann - es hat bisher so geklappt zu lernen es haben viele ihren
Abschluss so gemacht also brauchen wir auch nichts zu ändern.
======== die PISA ergebnisse zeigen nicht nur, daß wir schlußlicht
sind, sondern auch, daß andere länder (insbes. ASIEN) weit schneller
lernen, wie man lernt, als wir. wir werden in 10 jahren eine bananen-reupblik
sein, wenn wir so weitermachen. aber wenn Sie den beitrag von GATTO lesen, dann
sehen Sie, daß das vielleicht gewollt ist...
Ich hoffe
auf eine Antwort.
===== hoffe, Sie sind jetzt nicht sauer, aber vielleicht untersuchen sie die
angebotenen methoden einmal etwas näher, ehe Sie eine einzige technik verurteilen
lassen, von Ihren kollegen. die art von kritik ist leider ziemlich ermüdend...
********Naja sauer ja kurz. Dann habe ich nachgedacht, nachgelesen und
hoffe ich habe nur mein Anliegen falsch rübergebracht. Ich
danke Ihnen trotzdem, dass Sie selbst solch einer ermüdenden
Kritik und einer scheinbar völlig uninformierten Schreiberin geantwortet
haben.
Jetzt ist die Mail so geworden wie ich es nicht wollte sehr lang! Aber
das musste noch gesagt werden. Ich bitte darum die Mail nicht in der Wandzeitung
zu veröffentlichen, da ich als Lehrer und Referendar im Besonderen, einer
Mäßigungspflicht unterliege, die mir untersagt mich kritisch über
das Schulsystem bzw. Kollegen zu äußern.
======== das finde ich jetzt nicht fair. ich muß vorher wissen, ob ich
meine zeit und energie in einen wichtigen wandzeitung-beitrag lenke oder ob
ich mal wieder kostenloses einzelcoaching geben soll (was gerade lehrer gerne
fordern). also, ich schlage vor, wir löschen Ihren namen und lassen es
drin, einverstanden??????
vfb
MfG
(Name der Red. bekannt) |