Musikinstrument lernen
27.10.06
Sehr geehrte Frau Birkenbihl,
mit Interesse verfolge ich schon seit längerem Ihre Hinweise hier auf der
Wandzeitung und in einigen ausgesuchten Büchern und stelle dabei fest,
dass ich immer wieder Neues entdecke.
Derzeit bearbeite ich die Frage nach gehirn-gerechtem Erlernen meines Musikinstruments,
der Querflöte. Die Hinweise des laaaaaaaaangsam Lernens, Ball im Tor-Effekt,
real-mental-real und vor allem zum Auswendiglernen haben bei mir eine deutliche
Steigerung der Erfolge ergeben, so dass eine Stunde des Übens schnell vergangen
ist.
======= wobei Sie bei ganz neuen stücken immer nur 10-minutenweise üben,
bis die ersten nervenbahnen vorhanden sind. lieber mehrmals kurz (regel 3),
weil das gehirn nach aufhören weitermacht (ähnlich wie bei musektraining)...
Nun zu meiner Frage: Haben
Sie Erfahrungen mit den Konzentrationsübungen der Tafeln von Chartres?
====== ich habe es nie intensiv praktiziert aber es ist eine phänomenale
sache für leute, die gut länger sitzen können. ich bin zu aktiv,
ich meditiere lieber langsam gehend oder auf andere weise, weil ich zuwenig
sitzfleisch habe (vielleicht, weil ich manchmal 14 std. sitze, wenn ich ein
buch schreibe, diesen winter mindestens 2, aber es ist großartig, ich
habe es vor ca. 13 jahren probiert. probieren Sie es unbedingt. es ist übrigens
ähnlich wie beim jonglieren: lassen Sie sich darauf ein, daß auch
NICHTS passieren darf, sonst könnten Sie den effekt, um den es geht, verhindern.
Sie sind letztlich eine
Augenübung zum Gehirnhemisphärenausgleich bei der zwei Säulen
bestehend aus je drei geometrischen Figuren (unten jeweils ein Kreis, dann Rombus
und oben Rechteck) so angeschaut werden müssen, dass in der Mitte eine
weitere entsteht. Da sich die Farben blau und rot jeweils komplementär
bei den Figuren gegenüberstehen, wird die entstehende mittlere Säule
meist violett oder grau.
======= eine vorübung ist dies: wenn Sie Ihre zwei zeigefinger waagerecht
vor das gesicht halten und einen kleine abstand lassen, wird dieser, im richtigen
abstand von den augen, durch ein "Würstchen" überbrückt,
es ist eine hälfte vom linken und eine vom rechten zeigefinger (vorne,
abgerundet). also entsteht auch hier ein DRITTES ELEMENT. das hat mit dem BLINDEN
fleck zu tun, um den unser gehirn ständig herumdenken muß. bei manchen
übungen tricksen wir diesen automatismus aus und dann können hochinteressante
phänomene entstehen.
Gerade bei den Blasinstrumenten
ist das Einspielen und Festigen des Ansatzes eine ganz wesentliche Übung.
Da die auswendig gelernten Tonleitern irgendwann langweilig werden, aber dennoch
weiter geübt werden müssen, habe ich begonnen, die Tonleitern und
kleine Stücke mit den Tafeln von Chartres zu verbinden.
========= ja, großartige idee. sie sind ein wenig "abgelenkt",
genug, um den effekt zuerlauben, aber nicht so viel, daß der effekt verhindert
wird. großartig. insbes. für männer, die ja dazu neigen, eine
sache ganz oder gar nicht zu machen und selten(er) parallel vorgehen.
war eine deutlich gesteigerte
Konzentration und darauf folgend eine deutliche Steigerung der Fähigkeit
auch komplexere Stücke auswendig zu lernen.
====== kein wunder, nur WUNDERBAR! gratuliere...
Ganz automatisch aber irgendwie
nebenbei vertieft sich auch mein Gehör für störende Obertöne,
während ich zugleich die harmonisierende Kraft der Töne im Kopf körperlich
wahrnehmen kann.
======= es ist ein wenig, als hätten Sie Ihr wahrnehmungs-system ein wenig
re-REINIGT, wie nach einem sommergewitter, wenn die luft besonders klar und
farben bes. brillant sind. weiter so!
Die Frage ist für mich
nun, ob Sie weitere Tipps und Erfahrungen für eine solche Verbindung von
audio-visuell-haptischen Reizen haben?
======== hm, ich biete Ihnen mal 2 ideen an:
1. Sie können einmal probieren, den rhythmus mit den füßen zu
"gehen" (eine art STEPTANZ IM SITZEN bzw., wenn Sie stehen, ein beginnender
step-schritt am platz). auch hier konzentrieren Sie sich auf einen EINFACHEN
rhythmus, während Sie dazu spielen; Sie werden also fast ein kleines ensemble.
das könnte ähnliche effekte auslösen.
2. auf BEST OF BIRKENBIHL zeige ich in einem der frühesten ausschnitte
eine alte SUFI-ÜBUNG, die man gesehen und mitgemacht haben muß, weil
man sie nicht erklären kann. wenn Sie die durchführen, werden Sie
DANACH ähnlich prägnant wahrnehmen können...
vfb
Für Ihre Bemühungen
bedanke ich mich schon jetzt.
Herzliche Grüße
Joachim Herth |