Sprachen lernen nach vfb (Suahili) 28.8.06

Liebe vfb, Ich habe mit ihrer Sprachen-Methode etwas Swahili gelernt (nach siebenjährigen Tansania-Aufenthalt kann ich es nun natürlich sehr gut) und vor kurzem, nach dem Anschauen Ihrer DVD auch Dänisch.
======= wunderbar! ich habe mir gerade etwas SWAHILI angesehen, es scheint ja eine faszinierende sprache zu sein. leider habe ich noch keine ahnung, wie sie klingt, hatte nur ein textbeispiel in einem sprachen-lexikon. hatten Sie probleme mit der KLASSIFIZIERUNG der nomen? könnte mir vorstellen, daß das via de-kodierung weit leichter zu lernen ist als mit den wissenschaftlichen erläuterungen, die ich gelesen habe...
******* Suahili ist erst im 20. Jahrhundert durch einen Deutschen schriftlich fixiert worden und daher 100% phonetisch; die Ausspracheregeln funkionieren immer: aeiou werden wie im Deutschen, die Konsonanten wie im Englischen ausgesprochen. Immer die vorletzte Silbe wird betont, doppelte Vokale werden wie zu zwei unterschiedlichen Silben gehörig behandelt. (Kàa, der Krebs, hat also zwei Silben und wird lang ausgesprochen.) Fremdwörter, die keinen Schlußvokal haben, werden durch anhängen von i, selten u, integriert und so betont, daß sie nicht mehr als solche erkennbar sind.(Der Kreisverkehr heißt "kipilèfti", weil ein schild mit "Keep left!" vor der Einfahrt in einen solchen steht. Kiswahili wird von ca 150 Stämmen als Zweitsprache gesprochen, daher wird fast alles als korrekt akzeptiert. Interessant ist die Tatsache daß die Tansanier zwar ein R aussprechen können, die Hälfte von ihnen aber ein R in ein L und auch ein L in ein R umwandelt. Malaria wird zu Marelia, l! orry kann loli, rori, roli und lori ausgesprochen werden, jeder versteht das. Die Klassen der Hauptwörter sind relativ leicht durch das Präfix zu definieren, nur haben Mehrzahl und Einzahl unterschiedliche Präfixe. Die Eigenschaftswörter bekommen dann eine ähnliche Vorsilbe, z.B Kisu kikali kimoja(Messer-scharfes-1); Visu vikali vitatu (Messer-scharfe-3). Schlimmer ist es mit den Verben, denn die haben präfixe für Zeiten, Verneinung, Wortgruppe, "und", "Sich selbst" usw. Hier ist es beim dekodieren schon schwierig, den Wortkern kerauszupopeln, auch weil es noch Einfügeungen und Endungen für die Leidensform etc gibt. Bekommt man das jedoch dekodiert vorgesetzt, gibt es keine Probleme.(Z.B. das Wort a-me-ji-sha-saidia ist ein ganzer Satz:
Er/sie/es-hat-sich-schon-geholfen.) Ich hatte einen 5-monatigen Swahilikurs im Lande mit native Speakers als Lehrer. Leider war das Kursmaterial von Schwedinnen und Deutschen "aufbereitet" worden, daher war der Kurs ein dauerndes Frusterlebnis. Der Hammer war dann das deutsche (Schul-) Streber-Ehepaar im Zimmer nebenan. Die übten bis spät in die Nacht für uns alle verständlich mit ihren Vokabelkärtchen. Wir konnten nicht schlafen und geholfen hat das auch nicht. So habe ich Texte de-kodiert und selbst aufs Band gesprochen. Irgendwann habe ich dann den Kurs geschmissen und mich ins wahre Leben begeben.

Schon nach drei wochen habe ich den ersten dänischen Krimi verschlungen, obwohl das Gehörte (Radio/Fernsehen) viel schwieriger zu verstehen ist.
======= ja, deshalb habe ich DÄNISCH zugunsten von schwedisch fallengelassen, weil schwedisch fast WYSIWYG (what you see is what you get) ist. dänisch ist eher wir französisch, weil es alle möglichen uralt-strukturen SCHREIBEN MUSS. so wie die französen „parl“ sagen, aber PARLAIENT schreiben. jetzt denke ich mir, NACH schwedisch, was diese probleme nicht bietet, dürfte es leichter sein, umzusteigen. mal sehen, ob das stimmt.
******* Ich empfinde das gar nicht so schlimm mit den vergessenen Buchstaben. Je langsamer übrigens in beiden Sprachen gesprochen wir, desto mehr tauchen wieder auf, z.B. auch im vfb-Kurs das Schluß-e als ein etwas unbestimmter Vokal.

Dank Audio-books, in denen man gleichzeitig hören und lesen kann, wird das nun auch immer besser.
======== vorschlag: malen Sie sich die teile, die gesprochen werden, einige tage lang farbig an, dann SEHEN Sie, wieviel und vor allem WAS übrig bleibt. so hatte ich es damals bei französisch gemacht, als mir dieser
mechanismus zum erstenmal begegnete (vor 37 jahren).
******* Das werd'ich gleich mal ausprobieren. Was halten Sie denn übrigens davon, wenn man sich gleich von Anfang an den Text als Hintergrund anhört, ohne daß der 2. Schritt beendet ist? Der muß naütrlich auch gemacht werden. Beim 2. Schritt beginne ich übrigens schon nach wenigen Wiederholungen mit dem Chor- oder Echo-sprechen, da meine Gedanken sonst abschweifen (MÄNNERTRANCE!). So konzentriere ich mich besser auf die Textstelle, die gerade gesprochen wird. Ist das O.K., oder störe ich dabei meine Nervenbahnen beim korrekten Aufbau?

Ermutigt durch diesen Erfolg, habe ich mir ihren Einsteigerkurs für Französisch bestellt.
====== hah!! auch hier könnte es leichter sein, erst italienisch, dann fr. zu machen. haha. na ja, Sie sind mutig. aber wer SUAHILI geknackt hat... (übrigens schreibt man SWA... im engl. sprachraum, da das angelsächsische „W“ den „u-“anlaut hat. im deutschen schreibt man SUA... damit die deutschen es halbwegs richtig aussprechen. - habe ich auch erst vor einigen tagen kapiert).

Meine Aufgabe als ehemaliger Entwicklungshelfer ist es u. a. für tansanische (swahilisprechende) Handwerker Handbücher oder Anleitungen zum Bau bestimmter Produkte zu schreiben. Neben der Technik gehört auch unternehmerisches Wissen in die Anleitungen. Da manche dieser Handwerker von (westlichen) Nicht-Swahili sprechern unterstützt werden, haben wir an eine zweisprachige Ausgabe Englisch-Swahili gedacht. Zusätzlich war mein Gedanke, daß so etwas auch zum Englisch-Lernen für die Tansanier gut wäre. Es gibt nämlich m.E. in Tansania eine Englisch-sprechende Schicht, die all die Zuwendungen aus dem Ausland absiebt, da nur über sie kommuniziert werden kann. Der einfache Tansanier vom Lande mit Primarschulbildung kann da sozusagen nicht MITREDEN und BEKOMMT AUCH NICHTS MIT (auch keine Zuwendungen)!
======= das dürfte eine motivation zum sprachenlernen sein!

Die Zweisprachige Ausgabe bereitete mir einige Schwierigkeiten:
1. Wenn ich Swahili schreibe, wird die Sprache einfacher und unkomplizierter, bei Englisch differenzierter und komplizierter.
2. Ich versuche, beide Texte so nahe wie möglich zu bringen, habe aber die Befürchtung, daß beim Korrekturlesen durch andere Personen sich die Texte immer weiter voneinander entfernen, weil ja jeder auf eine SCHÖNE Sprache achtet. Damit wird dann auch der gewünschte Sprachen-Lerneffekt verdorben.
=== ich würde beide aufgaben trennen. einmal das kursmaterial alleine, für alle, die kein englisch lernen wollen. zum zweiten einen ENGLISCH-KURS der (quasi als nebeneffekt) die guten inhalte vermittelt und somit für alle von interesse ist, die an solchen fragen interesse haben). das kurs-material wirs sauber ins swahili DE-KODIERT, das andere ist nur zweisprachich („schön“), für leute, die entweder die eine oder die andere sprache NUTZEN wollen zuzüglich könnte die kursmaterial-variante AM ENDE für alle sprachenlerner interessant sein, als abschluß-übung sozusagen, die beiden „schönen“ versionen miteinander zu vergleichen. wenn Sie beide ziele in EIN produkt integrieren wollen, werden beide zielstellungen leiden. und da Ihre materialialien auch von offiziellen (bürokraten etc.) begutachtet werden dürften, die kein interesse am sprachenlernen haben, würden die von de-kodierten texten sicher nichts halten...
******* Sie raten also von einem Eierlegenden-Wollmilchsau-Kurs Ab. Schade, denn da hätte ich mir einige Arbeit gespart. Als alleinerziehende Hausfrau von fünf Kindern (hoho, meine Frau kann das nicht, da sie das Geld heranschafft) habe ich auch noch anderes zu tun.Für den Interlineartext sprechen noch einige Punkte: Englisch ist in TZ modern und daher immer beghrter als ein Suahili-Text. Das ist was für Ungebildete. Wenn nun eine Übersetzugshilfe druntersteht, etwas kleiner geschreiben? Die Empfänger sind erst mal meine ehemaligen Schüler, die gewohnt sind, daß bei mir nichts normmal abläuft. Auch habe ich keine außeren Sachzwänge, da das Schreiben nur von meinem guten Willen und der Unterstützung einer kleinen Organisation abhängt, die das ohne mich nicht tun würde. Oder ich verzicht auf den Mehrzweck und mach es schlicht in Suahili. Doch nun ist der englische Text fürs 1. Buchlein schon halb fertig. Beide Texte parallel schreiben, das klappt nicht. Ich werde also mal ein Probeexemplar machen und meine Ex-Schüler fragen, was sie davon halten.

Nun hatte ich die Idee, mich einfach auf eine einfache geschriebene englischsprachige Ausgabe zu konzentrieren und den Text interlinear Wort für Wort auf Swahili zu übersetzen. Der englische Text könnte zuerst ausgefeilt werden und ich würde dann einfach zum Schluß das Swahili druntersetzen.
====== sehr gut, aber man könnte umgekehrt auch einen swahili-kurs in betracht ziehen, haha

Da es ja nicht schön sein muß und darf, kann ich das selbst machen und brauche keine Swahili-Korrekturleser.
====== nun, korrekturlesen würde ich schon lassen, weil man als autor NIE ALLE FEHLER sehen kann, aber diese leute würden nur nach schreib- bzw. tippfehlern ausschau halten, nicht stilmäßig herumdoktern dürfen.

Wenn es dann noch eine englische Sprachkassette dazu gäbe, wären wir schon mittendrin im Englischlernen. Das wäre dann auch auch ein besseres Englisch als das afrikanische Schulenglisch.
======== klingt gut...

Anmerkung, da die Tansanier sich kein Englisch-Swahili-Wörterbuch leisten können, müßte der ganze Text dekodiert werden. Die Bücher hätten einen Umfang von ca. 50 Seiten, davon einige mit Abbildungen.
======= das ist machbar. insbes. da man heute solche texte ins internet stellen kann, dadurch könnten manche schulen sie auch herunterladen, was die kosten sicher minimiert. ich nehme an, daß Ihre motiviation nicht geld verdienen ist, so daß Sie das erlauben würden? auch die sound-files könnten als ipod vorhanden sein, somit können Sie mit ausgedrucktem material jenen helfen, die keinen internet-zugang und keine eigenen drucker haben, und mit dem internet-material jenen, die diesen weg leichter finden würden... wäre das was?
******* In TZ ist noch alles sehr rudimentär. Eine Schule besteht aus einem oder mehreren Räumen mit einer schwarzgestrichenen Wand, an die mit Kreide geschrieben wird. Computer gibt es nur in Upperclass-Schulen und die haben nichts mit Handwerk am Hut. I-pods habe ich dort keins gesehen. Was es aber gibt: An jeder Ecke kann man Bücher kopieren und binden lassen, sowie Kasetten kopieren; hakuna (kein) copyright. Und das für weinige Cent. Kassettenrekorder gibts ab zwofuffzig, den hat auch fast jeder, der etwas Geld in die Kralle kriegt. Aber natürlich kann man den Kurs ins Internet stellen und NGOs (Nichtregierungs-Organisationen)können dann bei Bedarf darauf zugreifen. Wenn es dann auf Englisch ist, kann das dann ja fast weltweit verwendet werden. Gute Idee!

Nun meine Frage: Ist das realistisch? Kann man das so machen?
=== aber ja doch!! wenn Sie die zwei zielstellungen trennen (s. oben), sonst versuchen Sie zwei fliegen mit einer kappe zu schlagen und werden beide verfehlen.

Und ist es richtig, jemanden, der in erster Linie etwas produziern soll, sozusagen durch die Brust ins Auge auch noch eine andere Sprache verklickern?
==== wenn es keine vergewaltigung darstellt, weil es auch einen normalen suahili-text für jene gibt, die kein engl. durch die brust bekommen wollen, ist alles ok.

(Wobei jeder Tansanier, der einen Englisch-Kurs bezahlt bekäme, den auch mit Handkuß nähme.)
====== wenn es aus politischen gründen für Sie wichtig wäre, es zu EINEM KURS zu verschmelzen, machen Sie einfach zwei texte, einen, der den inhalt darbietet, einen, der den sprachkurs darstellt, alles in EINEM paket. auch das würde funktionieren...
vfb
******* Vielen Dank Für all die Tips!

Danke für Ihre Bemühungen,

Johannes Herbst