Probleme beim aktiven Hören 28.7.06

Sehr geehrte Frau Birkenbihl, vorweg kurz: ich habe sowohl den „roten Beitrag“ (mehrmals) gelesen als auch alles, was ich in der WZ zum Thema „aktiv hören“ finden konnte (und vieles mehr), möchte aber trotzdem nicht ausschließen, daß ich dabei das eine oder andere wesentliche übersehen habe, deshalb bitte ich um Nachsicht.
======= wer sich die mühe macht, erst zu schauen, darf immer fragen, auch wenn eine frage doppelt auftreten sollte. mich ärgern nur die, die den beitrag eben nicht lesen und einfach losschießen.

Nun zum Thema: nachdem ich Ihre DVD „Sprachen-Lernen leichtgemacht“gesehen habe, bin ich völlig fasziniert von der Methode, und deswegen mußte ich sie auch sofort ausprobieren. Also habe ich mir Ihren Einsteiger-Kurs Französisch zugelegt und mich voller Begeisterung hineingestürzt.
Zunächst habe ich mich mit dem Inhalt der jeweiligen Lektion vertraut gemacht, dann den Dialog solange aktiv gehört (erst langsam, dann normal), bis er anfing mir ernsthaft auf die Nerven zu gehen (meist so ca. 20 mal, manchmal mehr) und dann über die Woche verteilt ca. 15 – 20h passiv gehört.
======= Sie müssen jeden dialog stundenlang passiv hören, nicht ab und zu mal. passiv muß unbewußt laufen, hier und da mal eine kleine session bringt maximal 10% dessen, was stundenlanges laufenlassen im hintergrund gebracht hätte!

Aber als ich am Ende des Kurses angekommen war (bis Schritt 3) hielt sich der Erfolg irgendwie doch in sehr engen Grenzen
====== natürlich. s. oben

und ich hatte nicht das Gefühl, der französischen Sprache besonders viel näher gekommen zu sein.
======== das scheinen Sie erfolgreich verhindert zu haben. Sie vermitteln mir den eindruck, daß Sie möglichst schell vorwärtpreschen wollten. aber je mehr zeit Sie am anfang investieren, desto mehr sparen Sie später. wenn man das system umgeht, kann man nicht mit den effekten rechnen, die sich ergeben HÄTTEN. und hierzu stehen viele warnungen in den wz-beiträgen, denn gerade beim passivhören werden die meisten fehler gemacht.

Also habe ich als nächstes Ihr Buch zum Thema gelesen (29. Auflage von 2004), welches noch etwas ausführlicher die genaue Vorgehensweise beschreibt, und habe dann nochmal mit aktiv- dann passiv-Hören angefangen. Aber auch dadurch konnte ich keine weiteren Fortschritte erzielen.
====== weil Sie wieder nicht jeden abschitt stundenlang laufen ließen, wetten??

Und da ich mich bisher immer für jemanden gehalten hatte, der ziemlich leicht lernt und gut mit Sprache(n) zurechtkommt, bin ich im Augenblick doppelt frustriert.
======= tja, es ist so: wenn Sie ein auto mit 5 vorwärts-gängen haben, aber nur den 1. und 2. gang benutzen, dann müssenm Sie ja verzweifeln. das LANGE unbewußte hören ersetzt die vielen vielen wiederholungen, die man früher BEWUßT gemacht hatte, aber die wiederholungen sind NOTWENDIG, damit nervenbahnen gebaut werden können und das dürfte ich in der wandzeitung mehrmals erkärt haben (das buch ist älter, es wird gerade maßgeblich überarbeitet und vorauss. in ca. 1 jahr als total überarbeitete version neu erscheinen). aber das LANGE PASSIVE HÖREN ist ein grundbaustein. Sie sparen LERN-zeit, weil Sie in der zeit fernsehen etc. können, aber Sie können nicht REAL-zeit sparen, weil der aufbau von nervenbahnen eine gewisse zeit benötigt. und wenn Sie das gehirn immer nur mit kleinen sporadischen passiv-hör-sessions "tratzen", ihm aber keine echten passiv-hör-ZEITEN gönnen, ist das so, als wenn Sie jemand ein stückchen schoko hinhalten. er überlegt ein weilchen und wenn er endlich zugreifen will, nehmen Sie es weg, weil Ihr heutiges zu kurzes passiv-hören mal wieder vorbei ist. wenn Sie ihm DIESES STÜCK (schoko oder sprachkurs) demnächst wieder anbieten, muß das gehirn wieder BEI NULL beginnen, weil neulich zuwenig zeit vorhanden war, um die nervenbahnen zu starten.

Aber noch bin ich nicht gewillt aufzugeben (nach dem Motto: was bei so vielen Menschen so prima funktioniert, muß doch irgendwie zu schaffen sein!)
======== richtig während mit der schul-methode über 90% nicht oder nicht hervorragend klarkommen fallen bei meiner methode weniger als 10% der lernerInnen heraus. daher denke ich, daß Sie höchstwahrscheinlich nicht dazu gehören. wichtig ist, ob Ihnen der ansatz SPAß macht. momentan sind Sie frustriert, aber Sie werden es bald merken, wenn Sie diesmal solange passiv hören, daß die nervenbahnen gebaut werden können. diese AKTIVIEREN SIE DANN ANSCHLIESSEND durch die aktivitäten. wie auch schon öfter erkärt, wenn die aktivitäten (z.b. SPRECHEN LESEN SCHREIBEN) zu schwer erscheinen, ist die zeit des passiven hörens für diesen abschnitt zu kurz gewesen.

Daher heute meine Frage an Sie: haben Sie vielleicht noch irgendeinen Tip, was ich verkehrt mache? Ich vermute das Problem beim aktiven Hören. Egal wie ich es anstelle, ich habe das Gefühl, daß sich das, was Sie als die „ganz besondere Synthese“ bezeichnen, einfach nicht einstellen will.
====== aha, falls Sie beim aktiv hören nicht wirklich zu BEGREIFEN beignnen, hätten Sie mit passiv hören dieses abschnittes nie beginnen dürfen! passiv hären hat nur sinn mit inhalten (nicht nur sprachenlernmmaterial) das wir zuvor aktiv durchdacht und begriffen hatten, vielleicht liegt hier Ihr problem???

Mein Gehirn speichert den Klang des Gehörten irgendwo ab und die grobe Bedeutung des Textes
====== wenn Sie nicht (fast) jedes wort VERSTEHEN ist der vorgang des aktiven hörens nicht abgeschossen. das steht aber extrem klar im buch und wahrscheinlich habe ich es im vortrag auch erkärt. ich sage immer, daß aktiv hören damit ENDET, daß es für das gehirn egal ist, ob man diesen text in der mutter- oder in der zielsprache hört. das scheint bei Ihnen ja nicht der fall zu sein. kann es sein, daß Sie sich jeweils zu große brocken herausgesucht haben? vielleicht sollten Sie das ganze system nocheinmal testen, indem Sie
ENTWEDER das ganze nochmal versuchen, indem Sie jeweils nur 5 sätze am stück durchspielen...
ODER indem Sie es mit einer anderen sprache noch einmal frisch probieren. wir haben derzeit in der TEXT-schublade unter WIEDER-EINSTEIGER einen ganzen latein-kurs, mit dem Sie einen kostenlosen versuch machen könnten, wenn Sie es mit NEUEM MATERIAL noch einmal testen wollen würden?

irgendwo anders, aber es stellt einfach keine Verbindung zwischen beidem her. Und somit ist das passive Hören anschließend auch nicht wirklich erfolgreich (wen wundert’s?)
====== komisch, daß Sie damit weitergemacht haben, wenn Ihnen Ihr gehirn bereits ganz klare signale sendet, daß Sie UN-SINN machen (wie in der schule, wo man auch nicht wirklich mit SINN UND VERSTAND gelernt hatte). schade.

Mir gehen langsam die Ideen aus, was ich noch probieren könnte.
===== Sie könnten die wenigen spielregeln EINHALTEN, statt sie zu umgehen und sich dann zu wundern, daß es nicht klappt. leider stehen Sie mit den ANFANGSPROBLEMEM nicht allein aber ich hätte schon gemeint, daß ich viele ähnliche antworten gegeben hatte, die Ihnen zeigen hätten können, daß AUCH SIE die häufigsten fehler machen, und zu früh zum passiven hören gehen bzwl. zu kurz hören bzw. zu lange abschnitte durchpeitschen wollen.

Sehen Sie vielleicht noch eine Chance, oder brauche ich einfach ein neues Gehirn ;-)
====== halten Sie die spielregeln bitte einmal echt ein und sehen Sie dann, was passiert.
vfb

mit freundlichen Grüßen
CE

3. August 2006
Zunächst erstmal ganz herzlichen Dank für die ausführliche Antwort. Das Problem mit der Ungeduld haben Sie ganz richtig erkannt, obwohl ich mich diesmal schon wirklich sehr gebremst habe (hatte die vielen Warnungen in der WZ durchaus gelesen und dachte, ich wäre schon ganz langsam vorgegangen. Aber offenbar wohl noch nicht langsam genug... ;-)
======== vielleicht können Sie meinen frust verstehen, wenn man zig mal dieselben warnungen aussprechen muß und dann doch wieder pannen wie Ihre passieren. es ist so unnötig und a la long vergeuden Sie viel zeit damit, weil Sie sich am anfang zu wenig zeit gelassen haben. echt schade.

Im übrigen habe ich mich wahrscheinlich nicht ganz klar genug ausgedrückt: mir ist schon klar, daß man nicht vom aktiven zum passiven Hören übergehen kann, solange man den Text noch nicht versteht. Aber ich finde beim Verstehen gibt es irgendwie verschiedene Stufen.
===== die regel lautet; wenn Sie (fast) jedes wort verstehen, ohne die de-kodierung zu benötigen, dann können Sie mit diesem textteil ins passive hören gehen.

Zum Beispiel im Sinne von: „klingt vertraut - was bedeutet es noch gleich?
==== klingt vertraut ist NICHT begriffen haben

– Ach ja, ich hab’s!“ oder eben eher wie: „Ja, verstehe, alles klar!“ (daß letzteres die Voraussetzung für das Passiv-Hören ist, habe ich erst bei der Lektüre Ihres Buches so richtig begriffen, aber da war ich mit der ersten Runde schon durch.) Und die Tatsache, daß ich auch nach 25 Durchgängen aktiven Hörens nicht über diese erste Stufe hinauskomme, legte für mich irgendwie nahe, daß ich irgendeinen Fehler in der Vorgehensweise habe.
===== es hängt alles von den vorkenntnissen hab. bei chinesisch habe ich anfangs weit mehr als 50 durchgänge gebraucht, bei niederländisch vielleicht 17.

Wenn Sie der Meinung sind, daß dieser nur darin besteht, daß ich statt 25 Durchgängen lieber 50 (oder wieviele auch immer) machen sollte, werde ich auch das ausprobieren. Der Tip mit den kürzeren Abschnitten ist sicher auch hilfreich. Ich werd’s mal versuchen.
======= kurze abschnitte und BEGREIFEN.

Was das passive Hören betrifft, so ist mir durchaus bewußt, daß es sich über längere (durchgehende) Zeiträume erstrecken sollte (das haben Sie, wie oben erwähnt, ja schon oft genug deutlich gemacht ;-) Daß 2 – 5 Stunden am Stück (wie bei mir i.d.R. der Fall) pro Session noch zu kurz sind, war mir allerdings nicht klar. Wie lang sollte eine passive „Hörphase“ denn mindestens sein, damit sie „funktioniert“? (Ich weiß: je länger desto besser! Aber gibt es eine Untergrenze unter der man gar nicht anzufangen braucht?)
======== da man ANFANGS in der regel mindestens 20 - 30 min. braucht, um das passive hören ins unbewußtsein zu „drücken“, wäre eine stunde zu wenig, weil ja nur 30 min. übrig bleiben. wer mehr erfahrung hat, kann den zustand des passiven hörens schon nach einigen minuten erreichen. aber ganz allgemein möchte ich Ihnen raten, eher ein wenig mehr zu experimentieren statt alles ERFRAGEN zu wollen. schließlich ist jedes hirn anders und alle angaben sind RICHTWERTE. niemand kann für einen anderen voraussagen, wie viele wiederholungen im einzelnfall nötig sein werden.

Sie sehen, ich bin wieder hochmotiviert, und werde einen neuen Versuch starten, werde diesmal noch mehr auf die Bremse treten (sofern es mir gelingt) und Ihre Tips so gut ich kann umsetzen. Schaun wir mal, was passiert. Also nochmal vielen herzlichen Dank für Ihre Unterstützung.
======= bonne chance, madame!
:-))
vfb

Mit freundlichen Grüßen CE