Keyboard + Fingersatz 23.1.06

Hallo Frau Birkenbihl, mein Sohn hat zu Weihnachten ein Keyboard bekommen. Eigentlich wollte er ja Schlagzeuger werden, was aber aus verschiedenen Gründen-zumindest im Moment - nicht umsetzbar ist.
====== wissen Sie, daß es elektronische PADS gibt, auf denen man still und leise üben kann (mit kopfhörern). falls das der hauptgrund war, sollten Sie nochmal nachdenken, wenn er SCHLAGZEUG lernen wollte!

Er war regelrecht darauf fixiert.
====== wahrscheinlich hat er ein gutes rhythmus-gefühl und ein TALENT für schlagzeug.

Jetzt habe ich den Versuch mit dem Keyboard gewagt, in derHoffnung, dass es ihn so fasziniert, dass er das Schlagzeug nicht mehr so wichtig findet. Nun ist er also mit Feuereifer dabei. Sitzt wirklich jeden Tag dran und übt. Probiert unterschiedliche Sounds und Rhythmen. Das hatten Sie in einem Ihrer Bücher ja schon alsgehirn-gerecht bestätigt. Kennen Sie die Bontempi-Methode? Die Tasten sind numeriert und in den Noten gibt es eine Zeile mit den Zahlen die gedrückt werden müssen und darunter stehen die "normalen" Noten. In den Noten steht jeweils wie der Ton heißt also z.B. c, fis, usw. Ich finde das ideal, weil auch Leute spielen lernen, die keine Noten lesen können.
======= zum einstieg sicher gut, aber erstens sollten lernende auch ermutigt werden nach gehör zu spielen und nicht an den noten zu kleben. jemand, der eigentlich schlagzeug spielen wollte, möchte wahrscheinlich auch moderne musik spielen und sollte nicht sklavisch an noten hängen (müssen)...

Lernen die nun automatisch Noten lesen, weil sie immer die Noten unten drunter stehen haben?
====== nicht unbedingt, einige werden sich an die zahlen krallen, andere werden lieber die noten lernen. Sie werden ja sehen, was hier passiert.

und was mich vor allem beschäftigt. Ich habe als Kind Klavier spielen gelernt und man legte großen Wert auf Fingersätze und korrekte Handhaltung. Meine eigentliche Frage lautet also: wie wichtig sind solche Fingersätze?
====== wenn man a la long schnell spielen will, extrem wichtig. ich habe mir viele stücke selbst beigebracht und nie auf fingersätze geachtet, mit dem ergebnis, daß ich über ein gewisses tempo NIE hinauskommen kann, weil sich die finger verkrampfen etc. hier sind fingersätze notwendig. sie später nachträglich zu lernen ist fast unmöglich...

Rein gefühlsmäßig möchte ich mich da im Moment nicht einmischen. Ich glaube, dass würde meinem Sohn eher den Spaß verderben. Aber kann er das später noch lernen?
========= wenn er pop spielen will, ist es nicht so dramatisch, weil ja ja kaum extrem schnelle läufe etc. wie in der klass. musik spielen muß. ganz am anfang sollte man eh möglichst wenig eingreifen und ihn ent-decken lassen. am anfang ist das am wichtigsten, sollte es sich nach einigen monaten als ernsthaft herausstellen, kann man vorsichtig gegensteuern. nicht gleich am anfang, typisch deutsch, nach fehlern suchen und diese besprechen....

Und sind überhaupt die Fingersätze, die Lehrer vorgeben nicht sowieso überholt?
===== bei klassischen stücken sind die fingersätze solange nicht überholt, wie sich die hände und die anordnung der finger nicht ändern, ha ha

Spielt man ein Stück nicht sowieso so, wie man am besten zurecht kommt?
====== tja, genau das kann später das problem werden. sollten Sie mal live im seminar sein und ich das keyboard dabei haben, kommen Sie in der pause und ich zeige es Ihnen an einem konreten stück. sollte der sohn dabei sein, könnte meine antwort auf Ihre frage ihn ganz nebenbei mit instruieren, ohne daß Sie selbst je einen ton sagen müssen...

und das ist bei jedem anders? Oder gewöhnt man sich was falsches an, was man dann nie mehr los wird?
===== s. oben

Übrigens habe ich gestern in der Textschublade den Auszug des Buches Mädchen/Jungen gelesen, den ich wie immer genial fand. Ist das Buch schon erschienen?
====== zur buchmesse. wir sprachen auch schon in der wandzeitung darüber, Sie lesen wohl in dieser nicht regelmäßig?? hi hi
vfb

Liebe Grüße aus Karlstein
Barbara Marohn