Jura Formulierungen 6.1.06

Sehr geehrte Frau Birkenbihl, seit einiger Zeit verfolge ich Werk und habe bislang viele Ihrer gehirn-gerechten Denk- Tools nutzbringend angewandt. Mit Hilfe Ihrer Methoden habe ich kürzlich das erste Staatsexamen in Juramit gutem Erfolg trotz einiger Anfangsschwierigkeiten gemeistert.
======= gratuliere. insbes. im hinblick darauf, daß wir ja bezüglich jura lange diskussionen in der wandzeitung hatten, d.h. ich gerade in dieses thema eine menge zeit und arbeit gesteckt hatte, weil manche die 5-schritt -methode in zweien meiner bücher trotz fallbeispiel jura nicht verstanden hatten. wie schön, daß andere (mit oder ohne extra wandzeitung-coaching) klarkommen. danke für feedback. es freut mich für Sie und für mich, ha ha.

Hauptsächlich habe ich dabei die KaWa Technik in Verbindung mit der Technik des Kategorisierens angewandt.
===== das sind ja auch wunderbare denk-tools, welche lernen ermöglichen und pauken verhindern.

Mein grösstes KaWa Werk besteht aus 4 zusammegeklebten Din A3 Seiten.
======= wow!!

Selbstgezeichnete KaGa`s wollten mir nie richtig gelingen, trotz einiger Übungen mit dem Buch von Betty Edwards.
==== im ihrem ersten buch lehrt sie zeichnen im konventionellen sinne. das hilft nicht unbedingt, abstrakte infos zu „hieroglyphisieren“, aber wenn Sie mit KaWa.s so gut klar kommen,...jeder wählt die techniken, mit denen er/sie am besten klarkommt...

Die ABC Couvert Listentechnik habe ich zum Wiederauffrischen alter Themen angewandt, wobei die ersten Ergebnisse immer recht spärlich blieben,sich aber schnell verbesserten.
====== die COUVERT-technik beginnt pro thema immer erst ab der dritten woche wirklich interessant zu werden - also auch bei Ihnen. gut so! sie kann nicht am dem zweiten tag ergiebig sein, sonst hätte ich sie nicht erfinden müssen, ha ha.

Besonderen Nutzen hatte ich in der mündlichen Prüfung, da ich in der unmittelbaren Vorbereitung, sehr häufig das Sprechdenken geübt hatte.
===== großartig.

Nun bereite ich mich auf das zweite Staatsexamen vor, wobei die Zielrichtung eine andere ist. Nun geht es nicht mehr primär um die Wissenserlangung, sondern um die praktische Arbeit orientiert an der Richtertätigkeit. Nun müssen Urteile, Beschlüsse und staatsanwaltlich Entschliessungen verfasst werden. Hierbei ist es sehr wichtig, einen guten Urteilsstil zu erlernen, der sich durch Knappheit und Verständlichkeit auszeichnet. Hierzu habe ich trotz einiger Suche in der Wandzeitung 3 Fragen.
Meine erste Frage ist, ob ich einen guten Urteilsstil dadurch erlernen kann, indem ich eine Technik anwende, die ihrer Sprachenlernmethode ähnelt ? D.h. ich wähle eine Vielzahl von m. A. guten Musterurteilen aus, die die oben angesprochenen Prämissen erfüllen und spreche diese dann auf ein Band auf und höre dieses passiv und teilweise aktiv. Oder scheint Ihrer Ansicht eine andere Methode für Ziel geeigneter. Wenn ja, sollte ich den Schwerpunkt im Gegensatz zu Ihrer Sprachenlernmethode eher auf den Aktiven als auf den passiven Teil legen ?
====== erstens ist ein passives UNTERSTÜTZEN mit guten textbeispielen optimal, da gute vorbilder das beste sind, womit wir uns umgeben können. inzwischen steht fest, daß unser gehirn darauf programmiert ist, von vorbildern z lernen, auch neurologisch ist der beweis inzwischen erbracht worden. darüber werde ich mich in einem neuen text-modul als ergänzung zur dritten auflage von „trotzdem lehren“ äußern, ca. frühjahr 2006. der text kommt dann in die text-schublade, damit das buch im internet „wächst“, weil der verleger sonst den preis angehoben hätte. also auf alle fälle AUCH passives hören!

Zum zweiten ist es beim Urteil enorm wichtig, dass der Tenor des Urteils in einer Weise formuliert wird, dass dieser vollstreckungfähig ist. Dies bedeutet, dass ich komplette Formulierungen kennen, da sich im Laufe der Zeit genaue Formulierungen für die jeweiligen Konstellationen eingeschliffen haben. In diesem Falle reicht nicht mehr - wie noch zum ersten Examen - lediglich die Wiedergabe des Wesentlichen in eigenen Worten . Bietet sich in diesem Falle auch die Sprachenlernmethode an, um die einzelnenTenorierungsformulierungen zu lernen, korrespondierend mit einem KaWa oder KaGa, in dem die einzelnen Tenorierungsalternativen vernetzt werden ?
====== weder noch. hier würde ich nach der STEINE-IM-FLUß-TECHNIK vorgehen und jedes urteil wie eine mini-rede behandeln. suchen Sie sich einige „versuchskaninchen“ mit denen Sie vorab ÜBEN können. ein urteil müßte wie ein witz ständig besser werden - wenn man ihn immer wieder erzählt. theoretisch kann man das tun, indem man alleine spricht und aufzeichnet und die aufzeichnung mehrmals abhört. aber ich habe festgestellt, daß es den meisten leuten leichter fällt, es JEMANDEN zu erzählen beim üben. wenn Sie so vorgehen, trainieren Sie sich gute FORM-ulierungen an, da durch das passive hören (das ja parallel abläuft) einige der guten vorbilder langsam in Ihre eigenen bemühungen hineinfließen. diese übung entspricht mehr dem tip beim sprachenlernen, täglich „selbstgespräche“ zu führen, als anderen aspekten...

Zum dritten ist im zweiten Staatsexamen ein Kurzvortrag von 10 Gegenstand der Prüfung. Mir geht es nicht darum die "Steine im Fluss zu finden",sondern allein um die rhetorische Außenwirkung.
===== falsch. alles, was Sie als „steine“ entwickeln, wird Ihnen später helfen.das sind beileibe nicht nur „fakten“. es gibt auch verhaltens-steine, z.b. wie man ein kawa aufbaut oder formuliert!

Zu diesem Zwecke habe ich eine Sammlung von Tondateien einiger guter Redner auf meiner Festplatte angelegt, die es verstehen jeweils mit einer wechselnden Rhythmik und Lautstärke zu sprechen. Meine Frage ist, ob ich nun meine rhetorische Gewandtheit dadurch steigere, indem ich diese Dateien häufig passiv höre und diese in der entsprechenden Sprechgeschwindigkeit und Rhythmik nachspreche, um mir die Fähigkeit des Redners zu eigen zu machen oder ist das der falsche Weg ?
======= es kann zwar helfen, erste STEINE-IM-FLUSS-übungen in dieser weise zu machen, aber früher oder später müssen Sie lernen selbst AKTIV zu formulieren. man kann gute maler, redner oder richter eine zeitlang imitieren. bis man die grund-technik „drauf“ hat, aber spätestens nach einigen monaten muß auch das training erfolgen, in ähnlicher weise SELBSTÄNDIG zu arbeiten, wenn Sie letztlich selbständig arbeiten wollen. also doch steine-im-fluß, sehen Sie??

Alles Gute frohe Weihnachten und vielen Dank für Ihre tollen Lerntechniken,
===== danke. sorry,, daß Sie so lange warten mußten, aber die weihachtsfeiertage habe ich mir freigenommen (jedes jahr ist das meine stille zeit; einmal im jahr, das muß sein). dadurch erhalten Sie die antwort erst jetzt, anfang januar. alles gute.
vfb

Markus von Sternheim