Korrigieren beim Sprachenlernen 6.1.06

sehr geehrte frau birkenbihl, an einigen stellen in der wandzeitung haben sie bereits davon abgeraten, dass ein muttersprachler innerhalb eines gesprächs einen fehlerhaften satz korrigiert um so die konzentration nicht zu sehr auf die form sondern den inhalt zu lenken. wenn es natürlich so aussähe, dass durch das ständige korrigieren keine echte konversation zustandekäme sehe ich das ein.
======= hinzu kommt, daß es das selbstwertgefühl der meisten leute angreift, wenn man sie korrigiert. im gegensatz zu einem erwachsenen frendsprachenlerner, der express darum bittet, korrigiert zu werden. aber auch dann rate ich, die standard-fehler zu sammeln und über diese zu sprechen, nicht über jedes fehlerchen...

meine frage ist aber: ist auch etwas dagegen einzuwenden, wenn der muttersprachler nachdem man fertig gesprochen hat den satz noch einmal korrekt ausspricht? etwa im stile eines aktiven zuhörens (bsp.: "i know not" - "i dont know"). ich halte das für nicht so schlecht. aber bitte, korrigieren sie mich wenn ich da falsch liege :-).
====== im gegenteil. meine aussage ist ja, daß die lernenden INCIDANTAL (beiläufig unbewußt) das am besten lernen, was sie am meisten HÖREN (lesen). wenn man also UNAUFFÄLLIG richtig rückspiegelt, hat man überhaupt nicht korrigiert. beispiel: der lernende meint "he dont say anything" und wir spiegeln "oh well, as long as he doesn't want to say anything we might want to wait. what do you think?" oder ähnlich. das finde ich mehr als ok. es fordert allerdings DISZIPLIN vom helfer, und die meisten leute tun sich weit leichter zu KORRIGIEREN als helfend, korrigierend zu SPIEGELN. das ist es aber, was wirklich hilft, vor allem kindern und erwachsenen, die nie um korrekturen gebeten hatten.

vielen dank für ihre arbeit und machen sie bitte weiter so!
====== danke. :-)

vfb

mfg,
h. guewitt

Anmerkung zum obigen Beitrag 23.1.06
Liebe Frau Birkenbihl, wenn ich darf würde ich Ihre Erläuterungen noch um etwas Ergänzen. Die DISZIPLIN zu SPIEGELn tut auch uns Eltern sehr gut. Mein Sohn sagte mit zwei Jahren: "Mama, das hat mir weh getut". Also habe ich zurückgefragt "Was hat Dir weh getan?". Mit etwa vier Jahren hat meinSohn(! :-)) eine grammatikalische Perfektion (incidental) gehabt, die ich unglaublich fand. Korrekturen an seinen Sätzen hasst er und nimmt er auch nicht an (ist ja auch eine Kritik, die deutlich zeigt, Du machst was falsch), verpackt man es in eine Gegenfrage ist es am Tag darauf bereits in seinem Repertoire. Deutsch ist die erste (Fremd-) sprache für unsere Kinder. Wenn wir einem Erwachsenen den Respekt erweisen, ihn nicht ständig zu korrigieren, dann sollten wir das noch viel mehr bei unseren Kindern tun.
======== genau. da unser gehirn auf incidentales lernen ausgelegt ist, ist das auch der LEICHTESTE weg für alle beteiligten, wenn eltern und lehrer mit der übertriebenen fehlersuche aufhören. je mehr erwachsene mit Ihrer einstellung vorgehen, desto fähiger werden unsere jungen leute.
vfb

Viele liebe Grüsse und ein schaffensreiches frohes neues Jahr!
Tine Stempel