Lernfenster für Musik und Gehörbildung 26.12.05

Sehr geehrte Frau Birkenbihl, in ihrem Vortrag (DVD "Männer/Frauen" 1. Tag Karlsfeld 2005) beschreiben Sie die "Lernfenster" und dass bestimmte Talente bis zu einem gewissen Alter entwickelt werden müssen, um später weiter gelernt zu werden (Sie brachten Sprache als Beispiel - Kaspar-Hauser-Effekt). Ich finde diesen Aspekt sehr interessant. Sie hatten dort auf eine Zuschauerfrage angeregt, dass man in der Wandzeitung nachfragen könnte, da Sie selbst nicht mehr sagen konnten, aus welchen Quellen Sie das recherchiert hatten.
======= hier könnte ein mißverständnis vorliegen. die LERNFENSTER werden seit pestalozzis zeiten erforscht, die quellen sind zu viele als daß man eine spezifische angeben könnte, insbes. da verschiedene forscher andere aspekte erforschen, so daß sich die infos in vielen quellen „verbergen“, auch weil das lernfenster oft nur ein thema unter vielen ist. wenn Sie unter ENTWICKLUNGSPSYCHOLOGIE google-n, müßten Sie einiges finden...

Leider hat die Dame offenbar (noch) nicht nachgefragt. Ich habe auch nach intensiver Suche hier in der Wandzeitung (und auch sonst im Internet) leider noch nichts dazu gefunden,
====== LERNFENSTER reicht nicht, bitte auch unter entwicklungsphasen, lernphasen etc suchen.

daher frage ich jetzt mal etwas konkreter: Ich habe mich vor einiger Zeit intensiv mit Gehörtraining befasst (Erklärung folgt weiter unten). Da ich seit einigen Jahren im Chor singe (als Tenor) und gerne auch selbst kleine musikalische Kompositionen machen möchte, würde ich gern Musik besser hören/erkennen können, um beispielsweise Stücke nachspielen/nachsingen zu können, oder die gespielten Akkorde und Harmonien zu erkennen. Ich habe nun ein Computerprogramm zum Gehörtraining. Dabei wird mir vom Computer ein Interval (z.B. kleine/große Sekunde, kleine/große Terz etc.) vorgespielt, und ich muss herausfinden welches Interval es ist. Ich habe kann nun mit einigem Training (während 2-3 Wochen) gelernt den Unterschied zwischen kleiner und großer Sekunde (halber bzw. ganzer Ton) herauszuhören, bei dem Unterschied von kleiner und großer Terz sehe ich aber auch nach mehreren Wochen täglichen übens (jeweils 15-20 Minuten) keinen Erfolg. Offenbar gelingt es mir nicht, den Unterschied herauszuhören.
===== erstens sind KURZE trainingszeiten (eher 5 minuten) besser als lange, wenn Sie neue nervenbahnen im hirn etablieren wollen, insbes. wenn der lernende kein kind mehr ist. zweitens baut das gehirn bestimmt nervenverbindungen, die nicht gebraucht werden, ab, so daß wie gerade beim hören gewisse fertigkeiten VERLIEREN, was das hören von bestimmten frequenzen etc. angeht. hierüber hat zunächst TOMATIS geforscht. er hat auch bestimmte musikstücke (klassische musik mit bes. raffiniert eingespielten HOHEN frequenzen erstellt, die man systematisch über einige wochen/monate hört, um einen teil des verlorenen spektrums wiederzugewinnen. diese musik was früher nur über kassetten aus kanada zu haben (werden in einem kloster produziert) aber inzwischen gibt es in deutschland jemanden, der eine audio-CD gemacht hat, die angeblich quallitativ weit besser sein soll. hier müßten Sie unter TOMATIS-MUSIK oder ähnlich google-n. der deutsche hat ein buch geschrieben, nur kann ich es z.zt nicht finden, weil hier einiges im umbruch ist und es derzeit zuviele meterhohe bücherberge gibt, für die kein regaleplatz vorhanden ist. sorry. aber das TOMATIS-TRAINING habe ich selbst vor ca. 15 jahren durchlaufen, sehr interessant!

Als ich Ihre Bemerkung über die Lernfenster gehört hatte, kam mir die Idee, dass ich vielleicht dieses Lernfenster schon verpasst habe. Ich bin jetzt 45 Jahre alt, habe als Kind und Jugendlicher keine musikalische Ausbildung erhalten und in diesem Alter auch kein großes Interesse an Musik gezeigt.
========= ein amerikanischer autor (PEARCE) stellt (in: der nächste schritt der menschheit) fest, daß bis zum alter von ca. 12 jahren die meisten dieser ungenutzten nervenverbindungen weggeräumt werden. es ist, als ob die natur meint, bis dahin müßte man alles wesentliche, was passieren kann, mindestens einmal erlebt haben und nun muß das vorhandene konsolidiert, ver-TIEF-t und er-WEIT-ert werden, deshalb wird das nicht genutzte weggeräumt. deshalb ist es ja so absurd, wenn wir DANACH mit der ersten fremdsprache beginnen. bzw. deshalb sind bi- oder tri-lingual aufwachsende kinder so im vorteil (die diplomaten haben seit alters dafür gesorgt, während normale lehrbeauftrage behaupteten, das würde die geistige entwicklung der kinder kaputtmachen. wahnsinn. also es könnte sein, daß Sie hier besser ein computer-programm besorgen, das solche dinge leicht für Sie hören kann und mehr Ihrer wertvollen energie darauf verwenden, das SPIELEN, singen etc. zu üben, denn hier können Sie zeitlebens besser werden. im gegenteil, gewisse feinheiten kann der junge mensch noch gar nicht entwickeln, weil erst eine gewisse anzahl an nervenbahnen komplexere dinge ermöglicht (1. wahrnehmung, 2. selbst interpretieren).

Sind Sie im Rahmen Ihrer Recherchen vielleicht darauf gestoßen, dass ein musikalisches Gehör (ich rede NICHT vom absoluten Gehör das man sowieso nicht trainieren kann,
======= doch, man kann es schulen, damit ein vorhandenes nicht mit ca. 12 jahren weggeräumt wird, weil es nie gebraucht wurde!

nur davon verschiedene Ton-Intervalle unterscheiden zu können) bis zu einem bestimmten Alter "wachgeküsst" werden muss, um später weiter entwickelt zu werden? Oder war ich einfach nur zu ungeduldig und es macht Sinn, hier intensiv weiter zu üben um doch noch zum Ziel zu kommen?
===== s. oben. wenn es Ihnen spaß macht, üben Sie ruhig weiter, es können NEUE NERVENBAHNEN und VERBINDUNGEN gebildet werden, aber es dauert zeit . und ältere menschen sollen lernvorgänge in bes. kleine häppchen unterteilen, dann können sie (laut SPITZER) genau so gut lernen, wie jüngere. trotzdem meine ich, wenn das hör-training nicht gerade Ihre seelisches freibier darstellt, konzentrieren Sie sich lieber auf das musizieren/singen etc. da können Sie wirklich zeit Ihres lebens wachsen und gedeihen ...
vfb

Herzlichen Gruß
Marian Heddesheimer

6.1.06
Alle Tonintervalle zu unterscheiden hab ich anfangs durch Liedanfänge als Eselsbrücken gelernt, z.B. für die Quarte "Amazing Grace", jetzt komm ich auch ohne die Merkhilfen zurecht.
======= aah, guter tip, auch für andere insider. danke.
:-))
vfb

m. rachinger