Guter Schüler hat Probleme 17.12.05

Sehr geehrte Frau Birkenbihl! Mein Sohn ist 8 Jahre alt und besucht die 2. Klasse Volksschule. Er ist geistig bereits im Zahlenraum Tausend bis Million und in Deutsch macht er bei den Ansagen keine Fehler. Er zeichnet bereits im Schrägriss und äußerst detailliert.
==== schrägriß verstehe ich nicht. aber er klingt alles recht fortgeschritten für einen 8-jährigen.

Ansonsten ist er ein guter Eiskunstläufer, spielt Klavier
===== Sie wissen ja, daß musizieren sich sehr günstig auf andere bereiche des lernens und denkens auswirkt, klavier und violine sind besonders günstig...

und ist sehr friedlich (Spielzeugwaffenverweigerer).
====== das ist das erste mal, daß ich von einem spielzeugwaffenverweigerer höre. ich bin beeindruckt! schönen gruß an Ihren sohn!

Beim Elternsprechtag mussten wir, meine Frau und ich folgendes von seiner Lehrerin hören: Er denkt und arbeitet nicht mit, er träumt, er integriert sich nicht in die Bubenhorde
===== wahrscheinlich ist er weniger testosteron-gefüllt. dann hat er wenig interesse an gruppendynamischen status-spielen etc., die für „normale“ jungen sehr wichtig sein können...,

der arbeitet völlig wild darauf los, oft in die falsche Richtung und ist danach uneinsichtig.
===== nun, wir haben schon oft festgestellt, daß viele lehrer auf ein extrem
enges schema festgelegt sind und alle abweichungen als falsch einstufen (statt sie auf kreative andere mögichkeiten zu überprüfen). das könnte hier der fall sein...

Die Lehrerin notierte in sein Heft: „Du denkst nicht mit!“, „Du passt nicht auf!“
===== wow. das spricht sehr für die art von eng denkender lehrkraft, die keine rücksicht auf das selbstwertgefühl der ihr anvertrauten nimmt. das ist die art von lehrerin von der mit lehrerInnen im seminar immer erzählen wollen, es gäbe sie überhaupt nicht mehr...

Weiters entwickle er bereits eine Handschrift, die zeitweise „schlampig“ wäre.
======= na ja, handschriften sind so eine sache und fremde handschriften lesen ist nicht immer angenehm. da könnte man vielleicht eine SCHULSCHRIFT entwickeln, was übrigens gute lehrer auch tun (die privat ganz anders schreiben als in der schule). das würde seine entwicklung sicher nicht gefährden. nachdem er weniger testosteron zu haben scheint und klavier spielt, ist er bereits FEINMOTORISCH unterwegs, im gegensatz zu vielen „normalen“ jungen, die erst ab pubertät überhaupt halbwegs anständig schreiben lernen können...

Seine Fehlerfreiheit wurde von Ihr nicht angesprochen, sondern nur sein für die Lehrerin negatives Verhalten.
===== tja, da würde ich zuhause systematisch gegensteutern, indem Sie ihn zählen lassen: erstens alle wörter im text, zweitens die wörter die (einen oder mehr) fehler enthalten und dann etablieren, wieviel % demzufolge richtig sind. notfalls mit dem taschenrechner ermitteln, es soll keine rechenaufgabe sein. dann kann er buch führen über seine ERFOLGE. im angelsächsischen bereits leitet sich die note prinzipiell nur von der %-zahl des RICHTIGEN her (auch einige andere eu-länder gehen inzwischen so vor). das kann man ruhig zuhause bei allen aufgaben und prüfungen etc. vornehmen...

Das könnte in der Zukunft ein Problem werden, meinte die gute Dame, wenn er so weiterträumen würde. Ich erwiderte, dass ich auch so einer war, und die Matura mit gutem Erfolg absolvierte, worauf Sie dann meinte, dass da ja Hoffnung bestünde und sie spreche ja aus Erfahrung, denn sie hat ja auch drei Kinder.
====== vielleicht lernen die nicht so gut...? hmmm.... vielleicht kritisiert sie deshalb so viel, damit ihre eigenen in der IM VERGLEICH besser dastehen (ich bin gegen übertriebenes psychologisieren, aber hier bietet es sich an, ha ha)

Ich sagte ihr dann, dass das Fehlermachen ein wichtiger Bestandteil des Lernens sein sollte. Das ganze Leben ist ein Lernen aus Fehlern. Darum haben wir ja die Schule, damit man Fehler simulieren kann.
===== eine wichtige einstellung, bitte vor allem an Ihren sohn weiter vermitteln, nach dem motto TROTZDEM LERNEN - auch solche wichtigen gedanken!

Aber die Lehrerin scheint da anderer Meinung zu sein. Wie kann sie sich dann aber seine Leistungen erklären. Fühlt sie sich persönlich verletzt durch seine „Unachtsamkeit“, die ich als Trance und somit Schutz vor Frontalunterricht erkenne?
===== denken Sie an meine TRANCE-erklärung im ersten Männer/Frauen-Vortrag? das hätte ich nämlich auch gesagt jetzt...

Mein Sohn meint, dass er da denke und somit nicht sofort umschalten wolle oder könnte.
===== richtig. wenn männer zeitunglesen werden Sie taub (laut missfitts). entweder er denkt über ihre worte nach oder er kann neues hören. er kann aber nicht hören UND denken, zumindest in dem alter meistens noch nicht. da sie aber eine frau ist mit null kenntnis über unterschiede zwischen den geschlechtern (die die schule ja brutal geleugnet hat, jahrzehntelang), kann sie das nicht nachvollziehen. vielleicht sollte man sie einladen, die drei DVD.s zum thema zu sehen... :-)

Ja, die Fähigkeit des Denken Könnens hat den Nachteil des Denken Müssens. So lautet ein Zitat. Anscheinend hat mein Sohn viel Denkhirn. Die Lehrerin dagegen wenig Ahnung vom gehirn-gerechten Umgang mit Buben.
======== es würde mich interessieren, ob sie mit mädchen besser klarkommt? falls Sie eltern von mädchen in derselben klasse kennen....? das wäre doch ein hinweis...

Da nächstes Jahr ein Lehrerwechsel bevorsteht, werde ich meinem Sohn vorschlagen, ein bisschen diplomatischer zu Träumen. Meine eigentliche Meinung behalte ich für mich, der Diplomatie zuliebe.
===== nun, vielleicht könnten Sie ihn zu AKTIV-ABC.s hinführen. in meinem büchlein „intelligente wissens-spiele“ werden sie vorgestellt. wenn er das beim TV-sehen üben und dann in die schule transportieren könnte - so kann er sehr schnell wichtige begriffe notieren, um HINTERHER darüber zu reflektieren. es würde seine fähigkeit zu hören und minimalste notizen zu machen schulen. wenn Sie das als SPIEL zuhause mal beginnen (alle in der famlie machen mit), dann SEHEN Sie, ob es ihm leicht fallen könnte. nur dann weitermachen. das könnte eine hilfe sein. bei kindern ab ca. 10-12 geht es gut, vielleicht auch schon bei ihm...? und wenn Sie zuhause vorleben, wie man aus fehlern lernt, dann helfen Sie ihm, trotz schule voranzukommen...
vfb

Schönen Gruß aus dem Burgenland, herzlichst Ihr Baumeister
Heinreich Peter

27.12.05
Sehr geehrte Frau Birkenbihl, zunächst Frohe und Gesegnete Weihnachten und auch einen Guten Rutsch ins Neue Jahr, ich bin seit kurzem Leserin Ihrer mehr als guten Bücher. Angefangen mit dem Alpha Buch danach steht Stroh im Kopf? an.
Habe heute gerade den Beitrag Schüler hat Probleme gelesen und direkt an die Schulzeit meiner eigenen Tochter gedacht. Da war auch eine Lehrerin die meinte meine Tochter wäre eine Träumerin, was NIE der Fall war. Heute ist meine Tochter Arzthelferin bei einem Herzspezialisten da hat sie auch gelernt dieser Arzt hat auch meineTochter als erste Auszubildende ausgebildet nur am Rande erwähnt.
====== ein mutmachendes beispiel für den vater, auf dessen beitrag Sie reagieren.

Ja und diese Lehrerin ist leider sehr krank sie ist in psychologischer Behandlung.
====== ja, das sind viele. laut focus lassen sich 92% aller lehrer zwischen 2 und 10 jahre zu früh krank schreiben (permanent) oder vorzeitig pensionieren, weil sie den streß in der schule nicht aushalten. 92% entfliehen der situation. wenn aber schüler fliehen, werden sie mit der polizei zürückgebracht und wenn schüler andeuten, daß sie leiden, dann sollen sie selbst auch noch schuld daran sein... schon traurig...

Heute lange nach aller normalen Schulzeit beobachte ich das Geschehen mit anderen Augen. Lehrer sind oftmals Schuld wenn Kinder einen sogenannten Knacks bekommen,wenn sie in ihrer Entwicklung statt aufgebaut, unterdrückt werden vor allem dann wenn sie von den Eltern nicht den nötigen Rückhalt bekommen den leider nicht alle geben können.
======= und die, die bereit sind, umzudenken, erzählen später mit leuchtenden augen von den leuchtenden augen der schüler! es ist geradezu magisch, wenn lehrkräfte auf gehirn-gerecht umschalten...

Auch sehe ich oft Eltern die von den sogenannten Elternabenden kommen und sich dann aufgeregt über das gehörte unterhalten. Ich will nett alle Lehrer anprangern aber ein Großteil hat meiner Meinung nach den Beruf verfehlt.
======= Sie meinen, Sie wollen NICHT anprangern, gell? normalerweise bedeutet NETT ja lieb, freundlich etc., daher bin ich nicht sicher, was Sie ausdrücken wollten).

Es gibt den ein oder anderen den man auch als mehr als gut bezeichnen kann aber die sind leider dünn gesäht.
====== tja, gottseidank sind einige davon insider und arbeiten in unserem lehrer-forum mit oder sind in unseren zwei pilot-gruppen, also dinge beginnen sich doch langsam positiv zu entwickeln, nur halt zu langsam für zu viele kinder...
vfb

Mit freundlichen Grüßen
Marga Balke

31.1.06
Sehr geehrte Frau Birkenbihl,so wie ich mich das letzte mal über Lehrer beschwert habe, möchte ich heute eine Lehrerin in den Himmel heben. Meine Tochter hatte von der fünften bis zur neunten Klasse eine mehr als gute Lehrerin, diese Dame fuhr mit der Klasse ganz zu Anfang in ein Schullandheim, was zu einem mehr als guten zusammenfinden der Klasse beitrug. Die Schüler waren einer für den andern da, was heute nicht mehr so der Fall ist.Auch gestaltete sie die Elternabende gut, das heisst alle Eltern waren anwesend, allgemeine Dinge wurden dann besprochen. Wenn es mal nicht so lief was heisst, dass "Probleme" anstanden, rief sie am gleichen Tag bei den Eltern an und führte ein klärendes Gespräch. Genau so sollten auch die Eltern sich melden, falls ein Kind mal sich äußerte was ihm nett gefallen hat. Sie lud auch außerhalb der normalen Schulzeit Eltern und Kinder ein und wir hatten so manch schönes Fest miteinander.Ja und genau diese Dame habe ich Anfang dieser Woche gesehen und ihr natürlich von Ihnen und Ihren Büchern erzählt. Vorgestern hatte ich das vergnügen sie noch einmal zu sehen, daraus entstand ein einstündiges für beide Seiten interessantes Gespräch, bei dem ich ihr die beiden Bücher Stroh im Kopf und das Alpha Buch zeigte und ihr Ihre Internetseite weitergeleitet habe. Sie meinte am Ende wir bleiben in Verbindung.Ich bin mal gespannt was daraus noch entsteht. Freu mich in jedem Fall für die Kinder.
======= danke. ich freue mich immer über feedback bez. GUTER LEHRKRÄFTE. nicht nur, weil es ein guter GEGENPOL zu den negativ-berichten ist (die im seminar und in der wandzeitung leider immer noch überwiegen, wenn wir auch nicht alle hineinsetzen). schließlich erinnern die leute sich mehr an schlechte dinge (das hat damit zu tun, daß wir solche krisen später vermeiden sollen, was schulkinder nicht immer können). zweitens finde ich solche berichte gut, weil sie uns helfen, eine art von PORTRAIT zu erstellen, nach dem motto: was mache eine gute lehrkraft eigentlich aus?? und solche schilderungen helfen, dieses mosaik zusammenzusetzen. deshalb: wer immer über gute lehrkräfte (inik.l kindergarten, vorschule, nachhilfe etc.) zu berichten weiß, bitte schreiben Sie kleine berichte für die wandzeitung - davon können a la long nur alle profitieren. danke deshalb besonders für diesen bericht.
vfb

Mit freundlichen Grüßen
Marga Balke

21.3.06
Zu dem Beitrag des betroffenen Vaters möchte ich eine Anmerkung machen, die ihm, wie vielleicht auch anderen Eltern, eine neue Sichtweise eröffnen könnte.
Den Schilderungen zufolge ist es nicht abwegig, dass es sich hier um ein hochbegabtes Kind handeln könnte. Anscheinend ist der Junge für sein Alter geistig weit entwickelt. Für Hochbegabte oftmals typisch scheint er sich dem evtl. als langweilig empfunden Unterricht zu entziehen. Viel lieber ist er wohl mit träumen beschäftigt anstatt dem Unterricht zu folgen.
Aus eigener leidvoller Erfahrung kann ich sagen, dass dies meist mit Unverständnis der Lehrer einhergeht. Leider ist unser Schulsystem so konzipiert, dass alles Andersartige durchs Raster hindurchfällt. Für Kreativität, Eigenverantwortung und selbstständiges und spielerisches Denken und Problemlösen bleibt leider viel zu wenig Raum. Gerade Hochbegabte haben es dadurch oft sehr schwer. Anstatt einen geeigneten Raum für die Entfaltung von Begabungen zu bieten, bringt die Schule bei Hochbegabten viele Underachiever (= kinder, die das normale nicht mehr leisten, weil sie sich langweilen oder unterfordert sind, vfb) hervor. Durch die ständige Unterforderung erbringen die Schüler dann entgegen ihrer besonders hohen Begabung unterdurchschnittliche Leistungen und halten sich am Ende sogar selbst für blöd. Damit es jedoch nicht soweit kommt, sollte Vorsicht geboten sein. Wenn das Kind eine überdurchschnittlich hohe Intelligenz aufweist, sollte darauf geachtet werden, dass die Schulprobleme nicht zu groß werden. Eine der Begabung entsprechende Förderung ist unerlässlich, will man die Neugier und Freude des Kindes am Lernen erhalten.
======= danke für Ihren kommentar..
vfb

Mit freundlichen Grüßen
Sabine Hangauer