Lähmung selbstständigen
Denkens 25.11.05
Hallo Frau Birkenbihl,das
folgende ist hauptsächlich als Erfahrungsbericht zu einem Abschnitt meiner
Schule für Sie und die Insider gedacht:
Ich bin grade dabei mir erneut Ihren Medienvortrag auf DVD anzusehen. Ein wirklich
toller Vortrag. Ich versuche immer mehr auch kritische Fragen im Bekanntenkreis
zu äußern. So zum Beispiel zum Thema Werbung. Auf meinen Versuch
hin, während Radiowerbung den Sender zu wecheln dauerte es nicht lange
zu folgender Reaktion: "Warum schaltest du denn weg? ... Du kannst doch
nicht immer die Werbung weg schalten.. Dann musst du ja nicht hin hören...
DANN LÄUFST DU JA BLIND DURCH DIE WELT..." Mit letztem hätte
ich wirklich nicht gerechnet. Schon der Gedanke hat mich überrascht. Zum
Thema Lehrer und dem "kritischen Bürger" als Ziel, wie Sie es
im Vortrag erwähnten. Ich halte das Ziel selbst nicht für verkehrt,
denn ein kritischer Bürger ist in meinen Augen jemand wie Sie, bzw. ich
(zumindest versuche ichs zu sein), der eben hinterfragt. Obwohl ich den anderen
Zielen, die Sie nannten, die nicht vermittelt werden, zustimme. Auch hierzu
kurz meine eigene Erfahrung: Ich habe einige Leute, die aus der Schule raus
gingen, die besser waren als ich, Richtungen einschlagen sehen, die einem totalen
Niedergang gleich kommen. Wohlgemerkt, ich war mit jenen in einer Klasse. In
meiner Berufsschule hatte ich wahnsinniges Glück, als einer von 2 Jahrgängen,
mit einem Doktor der hiesigen Uni zu tun zu haben (als Lehrer). Unter diesem
sank der Notendurchschnitt der Klasse erheblich, er stellte sich vor als Herr
Dr. ... der sich mit Phsychologie, Lernmethodik und anderem beschäftigt
habe und der wisse, was möglich wäre. Die Ankündigung kam nicht
von ungefähr, denn derartig straffen Unterricht hatte ich noch nicht erlebt.
Anfänglich machte mir das zwar auch zu schaffen aber es ging immer besser.
Wurde früher erst erzähl und dann geschrieben, so wurde hier beides
parallel gemacht und ich war gezwungen, mein eigenes Lernen und auffassen anzupassen.
======= deshalb trainieren wir ja AKTIV-ABC.s anzulegen, während wir hören,
lesen oder fernsehen. das geht weit besser, als krampfhaft zu versuchen, im
üblichen sinnemitzuschrieben (= halbsätze oder sätze)
.Ich habe mich auch außerplanmäßig
mit ihm unterhalten, vonwegen wie ich besser werden könnte u.ä. .
Darauf hin sagte er mir: "...Sie müssen aufhören auswendig zu
lernen und anfangen zu begreifen!..."
====== tja, das ist auch meine botschaft, die bei viel zu vielen lehrern immer
noch auf unverständnis stößt. da bin ich immer wieder völlig
platt...
Der Satz war fundermental.
Analysierend daraufhin viel es mir auch bei meinen Kollegen auf: Erster Grundsatz
war auswendig zu lernen (und sich damit schwer zu tun.) Etwas derartig einfaches,
und dennoch müsste es noch vielen gesagt werden denke ich. Das führte
mich zu dem Schluss, dieses auch hier kund zu tun und zu der Überschrift.
====== nun, unsere insider wissen dies schon lange...
Allein das Erleben eines
solchen Menschen, der eben als Vorbild lebt, was man erreichen könnte,
kann fundamental sein. Das fehlt vielen Lehrern heutzutage. Wie Sie ja schon
einmal in Ihrer Kopfspiele-Reihe sagten: "Man sieht nie mit Genuss einen
Lehrer irgendetwas erarbeiten..." (oder ähnlich).
====== darauf brachte mich ein amerik. schulkritiker namens FRANK SMITH. seine
bücher sind großartig, aber schon aus den 1970-iger jahren. auch
ich stieß vor anderthalb jahren erst auf ihn...
Genau dieser Effekt ist
mir hier passiert! (Wobei mich das wiederum zu der Frage nach Sinn und Unsinn
der Schultrennung nach Leistung bringt...) Danke im Übrigen für Ihre
Bemühungen in jeder Hinsicht, die Leute wach zu rütteln....
======= das sehe ich als meine aufgabe.
:-)) , vfb
Mit freundlichen Grüßen,
Mathias.
======== ps. die neue DVD (genial lernen/lehren) stellt übrigens einige
dieser gedanken sowie das bahnbrechende konzept des incidentalen lernens vor.
der mitschnitt vor an 2 abenden vor ca. anderthalb jahren, als ich begann, die
beiden bücher trotzdem lernen und lehren zu schreiben.
vfb |