Lernen durch Gehen (Das Innere Archiv, 2. Aufl.) 19.7.05
Experiment: English speaking by walking around

Liebe Vera F. Birkenbihl, vorerst danke für Ihre Bücher. Sie waren und sind wirklich ein Geschenk für mich. Erstens sind sie extrem interessant und zweitens sehr günstig (Taschenbuch-Format). Wenn sich nicht gerade eine (gewollte/bewusste) Redundanz ergibt / ergeben muss, sind die Bücher auch sehr spannend.
Durch Ihre Bücher ist es mir gelungen, ein wirklich exzellenter Lerntrainer (nicht Lehrer) zu werden. Nun einige Anmerkungen zu Ihrem Buch „Das innere Archiv, 2. Auflage2005“. Zum Thema Polster – Walk (Seite 164) und den Untersuchungen von Carson/ Langer.
====== meinen Sie den POSTER-Walk? von einem POLSTER weiß ich nichts.

Vor einem guten Jahr ist mir das Gleiche passiert, wie in der Untersuchung dargestellt. Knapp vor Abschluss des Schuljahres ist ein Nachhilfe–Schüler in Englisch in einer weiterbildenden Schule auf einem glatten Nicht genügend „gestanden!“ . Er bekam die Chance, sich binnen vier Wochen zu einer mündlichen Prüfung über den Gesamtjahres–Stoff zu „melden“, wenn er die Klasse nicht wiederholen wollte. Der Schüler hatte in der Regelschule „gelernt“, dass ein guter Schüler der ist, der ruhig (unbeteiligt) ist und nicht(s) „spricht“. Er hatte dies so verinnerlicht, dass er in der höheren Schule durch nichts mehr zu bewegen war, zu sprechen. Folglich lag er auch in anderen Gegenständen knapp am Nicht genügend Jeder Lehrer mußte wohl zur Erkenntnis gelangen, dass sein Repertoire im jeweiligen Gegenstand gegen Null tendieren müsse, weil er nichts zu sagen hatte. Das „Nichtsprechen“ artikulierte sich auch in seinen schriftlichen „Werken“.
Was tat ich also in meiner Not. Zuerst ent„wickel“ten wir KaWas zu den Texten aus einschlägigen englischen Zeitschriften, die er lernen mußte.
======== aaah, ein guter anfang...

Dies brachte ihm die Texte bzw deren Inhalte näher. Dies hätte aber nie und nimmer gereicht, denn er hätte ja die englischen KaWas vortragen müssen. Schnell war auch erkennbar, dass derjenige, der nicht anerkannt und ein schlechter Schüler ist, stark an Minderwertigkeitsgefühlen litt. Oder anders ausgedrückt, fehlte ihm das Selbstvertrauen. Um dieszu verstärken, kam ich auf die Idee, dass wir einen Ort suchen mußten, an dem niemand bemerkte, ob sein gesprochenes Englisch gut oder schlecht sei. So entschied ich mich dafür, die neben der Schule liegende stark befahrene Straße mit ihm aufzusuchen, um dort Englisch zu sprechen. Und ich legte es so an, dass der Schüler 6 m vor mir ging, und so laut die zu lernenden Texte sprechen mußte, wie er nur konnte.
======= darüber spreche ich auf meiner DVD über das sprachenlernen und auch in trotzdem LEHREN (oder trotzdem LERNEN): übertreibung (z.B. 130%) garantiert, daß man später unter streß wenigstens 80% bringen kann. die meisten schüler üben aber weniger als jene 80%, so daß für streß-situationen nichts mehr übrigbleibt. das mit der lauten straße ist GENIAL. es erzwingt die übertreibung für alle jene, die sich dabei "doof" vorkommen könnten. großartig!! gratuliere!

Die ersten beiden Stunden waren für mich eine Übung zum Üben der Demut.Die Texte wurden gestottert und meist auch falsch ausgesprochen. Aber am Ende der zwei Stunden wurde auch dem Jugendlichen klar, dass eine rasante Entwicklung in seiner Sprache stattfand.
====== sicher, weil er durch aktives tun nervenbahnen anzubauen beginnt. wenn Sie mehr zeit haben (für zukiünftige projekte) ist mehrmaliges 10-minütiges üben wesentlich erfrolgreicher, weil das gehirn in den zeiten dazwischen "weiterarbeiten" kann, dann lernen Ihre schüler noch leichter. vier wochen lang mit 10 minuten am tag werden gigantische fortschritte bringen. vgl. auch in trotzdem LEHREN (derzeit das wichtigste buch!) den abschnitt über CHORSPRECHEN, dann brauchen Sie nicht nach draußen zu gehen, weil jeder im chor anonym bleiben kann...

Er konnte schon mindestens doppelt so schnell sprechen, als am Anfang.
======= je LANGSAMER sie ihn üben lassen, desto leichter machen Sie es ihm. merke: schneller werden wir von allein... dann wird es beim nächstenmal NOCH EINFACHER...

Ich ließ ihn einfach gewähren. Nur wenn er fliesend und richtig aussprach, unterbrach ich ihn unmittelbar, um ihn zu loben und um ihn darin zubestärken, so fortzufahren.
======= das vermeiden jeder kritik ist ein wichtiger faktor, der ihm sicher enorm geholfen hat.

Und dann befragte ich den Jugendlichen, was er bei der Verbesserung seiner Geschwindigkeit spürte. Es gab eine klare Antwort: Ich spüre mein Selbstbewußtsein und mein Können wachsen.
====== wunderbar. gratuliere - Ihnen BEIDEN!

Für mich war das instinktiv offensichtlich der richtige Weg. Wir hatten noch insgesamt 8 Stunden, wo wir das Können verbesserten. Der Erfolg lag auf der Hand. Zur mündlichen Abschlußprüfung hatte er sich von einem Nicht genügend zu einem gut emporgearbeitet.
======= wunderbar. nächstes jahr schaffen Ihre schüler mehr in weniger lernzeit, wetten...?

Aber nicht nur in Englisch verbesserte er sich. Auch in vielen anderen Gegenständen „erwachte“ nun sein Können und Wissen.
====== deshalb ist es ja so wichtig, daß junge leute auch musik, tanz, malen, etc. lernen dürfen. egal auf welchem gebiet die ersten erfolge geschehen, es hat immer unmittelbare auswirkungen auf die anderen bereiche!

Auch dort verbesserten sich die Benotungen sprunghaft.
======= er lernt, wie er lernen kann, das macht stark!

Er hatte gelernt, sich zu artikulieren.
===== so isses.

Und dies alleine durch Ihre Anregungen in Ihren Bücher, liebe Frau Birkenbihl.
====== dann haben sie sicher auch trotzdem LEHREN, es ist eins von 3 neuen büchern, die nach einigen monaten bereits nachgedruckt werden MUSSTEN... hat wie eine bombe eingeschlagen. ich hoffe, daß es noch vielen lehrern mut macht, trotz system gehirn-gerechter vorzugehen.
vfb

Mit den besten Grüßen aus dem schönen Salzburger Land
Ihr
Erich Krieber
======= wer unsere wandzeitung auch LIEST, weiß, daß wir niemals adressen bekanntgeben (so er/sie gut aufpaßt). wir freuen uns besonders, wenn LESER auch schreiben, statt umgekehrt....
vfb

26.7.05
Guten Morgen, Frau Vera F. Birkenbihl, danke für Ihre prompte und genaue Antwort. Gleich eine Entschuldigung voran: Es tut mir leid, das "F." Ihres Namens einmal vergessen zu haben.
===== macht nix, jetzt wissen Sie es ja (es steht für FELICITAS, wie häufige leser in der wandzeitung inzwischen alle wissen, ha ha 

Bei "Polster-Walk" war natürlich Power-Walk gemeint.
======= dachte ich mir. danke

Und nun noch die Beseitigung eines Miss-Verständnisses. Aufgrund zu wenig Exformation meinerseits mussten Sie meinen, ich wäre Lehrer. Bin ich aber nicht. Ich bin Betriebswirt und habe mich schlicht unter anderem mit Ihren Büchern weitergebildet und gebe seit dem ich Ihre Bücher gelesen habe, gerne und erfolgreich Nachhilfe auch in jenen Gegenständen, bei denen ich zuvor meinte, ich könnte keine Hilfe zur Selbsthilfe anbieten.
======= super, das freut mich sehr!!
vfb

Erich Krieber