Birkenbihl-Coachingbrief
- Thema Soldaten 20.2.05
Hallo Frau Birkenbihl, ich
wollte Ihnen nur mitteilen, was mir wieder eingefallen war als ich vor kurzem,
Ihren vorletzten Brief las. Ich war fasziniert von den Infos darüber, dass
die meisten toten Solden keinen Schuss abgeschossen hatten.
Mir fiel dann einige Stunden später ein, dass ich mal vor etlichen Jahren
einen Bericht darüber gesehen hatte, das ca 40 % der Besatzungen die in
den Unterirdischen Silos für Langsstreckenraketen arbeiteten, bei vorgestellten
"Ernstfällen" NICHT auf den roten Knopf gedrückt hatten
(was ja auch den Tod der Menscheit definitiv bedeutet hatte). Allerding frage
ich mich wie dann die Ergebnisse bei den Milgrim-Experimenten so erschreckend
waren.
========= bei MILGRAM hatten wir eine andere situation:
1. eine authoritätsperson gab den befehl, den anderen zu "bestrafen"
und es gab bedenk-zeit (im gegensatz zum todesschuß, der via rückenmark
am wachen denken vorbei getätigt werden muß, zumindest beim erstenmal).
zweitens nimmt man an, daß, wenn eine authorität etwas anordnet,
die folgen schon nicht allzu schlimm werden würden (selbst wenn man denn
typen jetzt schreiben hört). es ist die "ich habe ja nur befehle befolgt-philosophie".
drittens scheint hier der weiße kittel (oder der höhere rang) die
VERANTWORTUNG zu tragen, nicht der handelnde selbst.
viertens haben weitere experimente, darunter das weltweit bekannte BLUE EYES
(dazu müßten wir eine vhs im shop haben) gezeigt hat, daß frühere
opfer später viel schlimmer würden als jene, die früher keine
opfer waren. bei milgram könnten bestrafungen, die man als kind erlitten
hatten, mit dazubeigetragen haben (ein aspekt, der bei der analyse damals noch
nicht berücksichtigt worden war). weiteres beispiel ist das EXPERIMENT
im keller einer uni (film vor kurzen), das vor der zeit abgebrochen werden mußte,
weil die zunächst willkürlich ausgelosten "gefangenenwärter"
so bestialisch mit den ebenso zufällig ausgelosten "gefangenen"
umgegangen waren. auch hier könnten kindheitserlebnisse mit hineinspielen.
ähnlich ist es bei israel. jahrlang meinten laien, wie können die
nur mit den palästinänern machen, was die nazis mit ihnen gemacht
hatten - aber eben das scheint ja der grund zu sein. also alles in allem gibt
es noch viel zu begreifen, um nachzuvollziehen, wie grausam menschen einerseits
sein können (vgl. auch die folterungen, inkl. von "westlich/demokr."
ländern) während der todesschuß via rückenmark ein erlernter
reflex sein muß. eben deshalb sind die todesschützen ja hinterher
so bestürzt. wenn sie (wie im falle von US-verteranen) keinerlei phsychische
betreuung bekommen, hat diese zehntelsekunde oft den rest ihres lebens "versaut",
weil viele eben nie mehr damit klarkommen können. und all das läuft
unter dem fähnchen einer angeblich notwendigen kriegsführung....
vfb
Liebe Grüsse aus der
Pfalz :-)
Özcan Acar
Bi-Coachingbrief Thema
Soldaten 4.3.05
... habe ich
gerade gelesen ... wir konnten bei unseren Beratungen feststellen, dass auch
Eltern mit ihren Kinder - zumindest in Stresssituationen - so umgehen, wie mit
ihnen als Kind umgegangen wurde.
====== eine ca. 25 jahre lange HARVARD studie in den 70-iger jahren stellte
fest, daß leute so unterrichten oder führen, wie sie selbst früher
unterrichtet oder geführt worden waren. neuere studien suggerieren, daß
wir in bestimmten phasen unseres lebens einspeichern, wie wir uns verhalten
werden, wenn wir JENES ALTER erreicht haben werden, imitation mit zeitreise
sozusagen (vgl. HARRIS: IST ERZIEHUNG SINNLOS?).
diese erziehungsstrategien
erfolgen in der regel auch genau dem alter der kinder entsprechend. wir waren
anfänglich sehr erstaunt über diese zusammenhänge und fanden
erschreckende lücken - ganz besonders bei vätern -in ihrem lebenslauf
als kinder und jugendliche. waren sie auf sich gestellt oder 'nur' von frauen
betreut so erwiesen sie als erwachsene - und durchaus auch engagierte und bemühte
väter - erhebliche defiziete beim umgang mit ihren kindern auf.
mit lieben grüßen,
Robert Ellmerer
====== genau, sie hatten keine imitation-für-die-zukunft gespeichert und
fühlen sich dann in den altersphasen völlig hilflos, für die
sie keine vorbilder zum nachleben haben. diese zusammenhänge werden langsam
immer klarer...
vfb |