Parallel-Lernen 8.1.05
Sehr geehrte Frau Birkenbihl!
Ich lerne täglich ca. 2 Stunden (seid 3 Monaten) parallel. Die Erfolge
stellen sich jetzt reihenweise ein. Ich habe die erste Zeit beide Ohren beschallt.
Seid kurzem höre ich nur mit einem, nämlich dem Linken. Das ist für
mich angenehmer. Das interessierte mich, ich forschte nach. Ich fand 2 Namen
: Die Herren Budzynski und Sperry, in weiterer Folge Dr. Losanow (aber dessen
Technik ist nicht parallel).These: Linkes Logikhirn überladen, dadurch
Zensurautomatik abschalten, daher besseres Einbringen des Lernstoffes in die
rechte Gehirnhälfte. Stimmen diese Forschungsergebnisse ? Bringt das "Überladen"
der linken Hirnhälfte über das rechte Ohr (mit z.B: Alltagslärm)
der rechten Hirnhälfte eine verbesserte Aufnahmefähigkeit ?
======= dies kann für manche MÄNNER mehr zutreffen als für frauen,
da männer weit stärker lateralisiert "daherkommen". aber
m.e. haben sich die großartigen hoffnungen, die man einst (vor über.
2 jahrzehnten) mit dieser technik verband, nicht so erfüllt, daß
die idee zum standard geworden wäre. ich meine, daß unsere art des
passivhörens für all jene sicherer ist, weil es dann egal ist, welches
hirn angeblich ausschließlich oder mehr mithört. wenn jemand aber
gute erfahrungen mit einorhrigkeit hat, weiter so. nur nicht gleich zur allgemeinen
regel hochstilisieren. hier nerven manche männner ihre partnerinnen, die
absolut keinen vorteil spüren, weil frauen auch innerhalb des kopfes mehr
kommunizieren (sie haben auch ein dickeres corpus callsum, also eine ausgeprägteren
brücke zw. beiden hirnhälften. aber wenn Sie einige leute finden und
ein wenig systematisch herumprobieren wollen, lassen Sie uns an den ergebnissen
bitte teilhaben?
Ist das des Pudels Kern?
====== tja, der teufel steckt ja bekanntnlich im DETAIL, hi hi
vfb
mit freundlichen Grüssen
Heinreich Peter
18.
Januar 2005
Sehr geehrte Frau Birkenbihl! Um anderen Insidern ev. Mißerfolge
mit dem Parallel-Lernen zu ersparen, möcht ich ein meine Strategien der
Textstrukturierung beim Aufnehmen festhalten:
Lernstoff: Gesetze und Normen, teilweise mit Zahlen und Einheiten (zB.: N, m,
kg, ...)
1) Grobes Netz herstellen: Inhaltsverzeichnis mit Strukturerklärung aufnehmen,
die Eselsbrücken sind da gefragt. Ich erzähle mir da Geschichten,
um mir ein Bild im Geist zu schaffen. Normen haben oft eine verzweigte
Struktur. Diese Struktur zeichne ich mir als Baumgrafik heraus. Diese Baumgrafik
versuche ich dann bilhaft zu erzählen, um das Bild beim Abhören leicht
rekonstruieren zu können. Gesetzestexte und Normen sind nicht gehirn-gerecht!
Das einfache herunterleiern der Texte habe ich probiert und ich halte es für
Zeitvergeudung. Natürlich merkte ich mir auch einiges, aber das ist mit
zu schwammig.
2) Fachwörter einprägen ... wenn das grobe Netz (oder Baum) nach ca.
5-10mal hören fixiert ist, dann gehe ich ins Detail, wenn es zu viele neue
Fachwörter gibt, dann nehme ich die extra auf, um ein Gefühl für
diese Wörter zu bekommen.
3) Aufnahmerythmus ...kurze Pausen tun mir gut, die Dr. Losanov-Methode
empfiehlt 4 sek Sprechen, 4 sek Pause. Ich empfinde ständiges Sprechen
beim Fakten-Lernen unangenehm (auch wenn ich es nebenbei höre), daher lasse
ich zwischen den Sätzen eine längere Pause als üblich.
4) Aufnahmelänge Lerntext 20-30min, dann ev. 5min Musik hören ist
empfehlenswert. Ich höre max. 4 Stunden pro Tag, ca. 8-10 Lektionen, aufgeteilt
über den ganzen Tag (30 min Hören, 30 min Pause usw.)
5) Angenehm empfinde ich es, wenn ich den Stoff wechsle, zB: Baurecht 30min,
Stahlbeton 30min, Steuerrecht 30min, Baustilkunde 30min und zum Auflockern Zitate
oder Gedichte.
6) Eine Buchführung über die Lerneinheiten empfehle ich, um Übersicht
zu bewahren
7 ) Beim Textdurcharbeiten für das Aufnehmen lernt man schon sehr viel.
Es kommt doch vor, daß man gewisse Lernplateaus erreicht und meint, es
funktioniert nicht mehr. Ich lasse dann 2 Tage das Fachlernen sein. Diese Pause
wirkt oft Wunder, denn diese Informationsflut braucht auch Zeit, kanalisiert
zu werden.
8) RE-KONTRUIEREN bei Prüfung: Ich habe beim Re-Konstruieren keine Probleme
(Tapeteneffekt), da ich ja überall (Zimmer, Auto, Spaziergang) parallel
lerne. Weiters höre ich mich ja sprechen, somit habe ich bei einer mündlichen
Prüfung keine Probleme mehr, die Worte zu finden.
9) Das phantastische ist dieser Lerneffekt, der sich so schleichend einstellt.
Wie ein Puzzle wird von Lerneinheit zu Lerneinheit das "Stoff-Bild"
gesamter. Plötzlich ist im Geiste dieses Wissen verankert. Ganz von selbst,
der Wachverstand hat überhaupt keine Arbeit beim Abhören (der stört
nur mit seiner ständigen Zensur und Hinterfragung).
======= das haben Sie schön beobachtet. ich danke Ihnen für den beitrag,
der sicher manchen insidern eine klarere vorstellung davon vermittelt, daß
passives lernen ja keine geistige passivität bedeutet. sehr schön!
Ich hoffe, einigen Lernfreudigen
das Parallel-Lernen schmackhafter gemacht zu haben.
====== ich glaube, das ist Ihnen gelungen. vielleicht melden sich ja weitere
insider?
vfb
mfg
Heinreich Peter |