Frage zum Unterbewußtsein
13.11.04
Hallo Frau Birkenbihl, angefangen
hat alles mit dem Buch "Stroh im Kopf" und inzwischen gehen Sie mir
bzw. Ihre Bücher auch nicht mehr aus dem Kopf. Ich finde Ihre Bücher
super und bin begeistert von Ihrem Schreibstil.
Vor einer Woche ungefähr habe ich von Ihnen einen Beitrag in der Video-Reihe
Alpha gesehen.
====== auf welchem sender läuft die denn derzeit? ich weiß nur von
meiner eigenen serie (KOPF-SPIELE) , die derzeit ausgestrahlt wird.
Wieder muß ich sagen,
dass es faszinierend war Ihnen zuzuhören. Sie wirken sehr symphatisch und
Ihre Art zu reden und zu erklären ist unheimlich angenehm und spannend.
Ich finde es fantastisch, wie Sie mit Hilfe von einfachen Beispiel jeden Sachverhalt
prägnant erklären können und auch durch Ihre Art dies zu tun,
mich jedesmal wieder motivieren selbst ein "Gehirn-Benutzer" zu werden.
====== sind Sie sicher, Sie meinen die SENDUNG ALPHA und nicht meine serie auf
dem SENDER BR-ALPHA? das wird nämlich laufend verwechselt, weil man dummerweise
zweimal mit dem griechischen buchstaben ALPHA kokettiert hat...
Machen Sie weiter so! Die
Leser werden es Ihnen danken.
==== danke
Aber nun zum meinem Problem:
In dieser Alpha Reihe erklären Sie anhand des Rasen-Beispiels die Macht
des Unterbewußtsein.
====== das rasen-beispiel zeigt in erster linie die macht der GRAMMATIK auf
das LOGISCHE DENKEN, weil grammatikalisch negative FORM-ulierungen häufig
mißverstanden werden... Erst in zweiter instanz geht es um das UNBEWUßTE
in bezug auf unsere ZIEL-FORM-ulierungen, weil uns oft nicht klar ist, wie das
LOGISCHE PROBLEM (s. eben) auf unsere VORSTELLUNGEN wirken KANN.
Wenn man sein Ziel negativ
formuliert, wie z. Bsp. das Schild auf den Rasen stellt: "Betreten verboten"
dann wird man früher oder später doch drüber gehen, weil es so
im Unterbewußtsein dann manifestiert ist. Sehr logisch und der Gedanke
hat mir gut gefallen. Ebenfalls hat mir sehr gut gefallen das Beispiel mit den
Anti-Programmen, die in einem drin sind und man dadurch oft unbewußt selbst
die eigenen (gegensätzlichen) Ziele sabotiert.
=======haben Sie auf der homepage schon mal herumgeschaut und auf NICHT ÖFFNEN
geklickt? dahinter befindet sich ja eine kostenlose lektion zum thema. (das
rasenbeispiel steht DORT auch).
Jetzt habe ich vor ein paar
Tagen das Buch "Die sieben Wege zur Effektivität" gelesen von
Stephen R. Covey. Keine Ahnung, ob Sie das Buch kennen.
====== natürlich, das las ich ca. 1989 oder 1990
Jedenfalls hatte der Autor
meiner Meinung nach in diesem Buch eine super Idee.Um es kurz darzustellen:
Er geht auch von dem Prinzip "Visualieren Sie Ihre Ziele" aus und
beschreibt ebenfalls, dass dadurch erst der Weg zum Ziel gepflastert werden
kann, wenn man weiß wohin er führen soll. In seinem Beispiel auf
S. 90 rät er also dem Leser sich eine Beerdigung in drei Jahren vorzustellen
und genau zu visualisieren - und dann die Verblüffung: Jetzt soll man sich
selbst sehen, im Sarg liegend. Es ist also die eigene Beerdigung, die man da
plötzlich sieht.
======= das ist eine uralte idee aus dem hinduismus, also ca.
3000 bis 4000 jahre alt. COVEY greift sie auf, hat sie aber nicht erfunden.
sie schwirrt in amerika herum, wie viele ideen aus alten HEILIGEN schriften,
die dort dermaßen profanisiert wurden, daß die leute nicht mehr
wissen, daß es sich hier um uralte ideen handelt, die der SEELE helfen
sollen (sie werden gerne von erfolgstrainern angeboten, um MATERIELLE ziele
zu erreichen, also genau das gegenteil.) das ist so, als wenn erfolgstrainer
in fernen ländern den tod jesu "mißbrauchen" und sagen
würden: wenn Sie sich ein kreuz vorstellen, fühlen Sie sich wohler,
ohne zu erwähnen, wer warum an jenem kreuz gehangen hatte.
Vier Menschen halten eine
Rede: ein nahes Familienmitglied, ein Freund, ein Arbeitskollege und jemand,
in dessen Verein oder sonstigem Verbund man sich engagiert hat. Anhand dessen,
was man jetzt auf der Beerdigung gerne von den anderen über sich selbst
hören würde, soll man feststellen, ob man überhaupt so lebt,
dass man nicht seinen eigenen innerlichen Grundwerten widerspricht.
===== tja, das RELATIVIERT vieles von dem, was wir tagtäglich tun, weil
die leute davon endweder gar nicht sprechen oder man merkt, daß man sein
leben nur mit kleinlichem krimskrams angefüllt hatte, weil keiner dieser
leute über wichtige dinge in zusammenhang mit uns spricht. man sagt dann
vielleicht, "er war fleißig" oder "er hat viel materielles
zusammengetragen" aber nicht "er hat sich immer bemüht, ein gutes
leben zu leben", oder "er bemühte sich, ehrlich, tugendhaft (u.ä.)
zu sein."
Dieser Gedanke kann man
mit Ihrem Vorschlag vergleichen sich eine Liste zu machen, was man mag und nicht
mag. Dadurch kann man ja ebenfalls die eigenen Werte entdecken und erreichen,
dass man kongruent mit diesen lebt und nicht im Alltag den Überblick verliert
und sich falsche Ziele setzt.
======== genau! nur daß die liste ohne den gedanken an den eigenen tod
auskommt, den viele leute nicht vertragen, weil sie ihn total verdrängen.
wir lernen in der schule wurzelziehen (oder auch nicht), aber wir lernen nicht,
daß leben und tod eine einheit bilden (was unsere werte relativieren würde).
Jetzt aber mein gedankliches
Problem und damit meine Frage an Sie:
===== ich dachte, Sie hatten schon gefragt?
Nehmen wir mal das Beispiel
der Beerdigung oder ein anderes negatives Ereignis.
======= was ist negativ daran, wenn man jemanden, der stirbt, beerdigt. heute
trägt man ARAFAT zum grabe, warum soll das negativ sein. hätte man
ihn nicht beerdigen sollen? wie stellen Sie sich das vor? soll man den gedanken
an den tod auch dann noch negieren, wenn die leute sterben????
Im Falle der Beerdigung
ist es gewollt, manchmal hat man aber auch ungewollt destruktive Gedanken.
====== was soll denn daran DESTRUKTIV sein???? der gedanke, im leben an die
eigene beerdigung zu denken, kommt aus dem hinduismus und soll uns helfen, uns
mit dem tod abzuklären, nach dem motto: wer den tod verleugnet, kann auch
nicht leben (er wird gelebt). er kann nicht agieren, er re-agiert nur. COVEY
sagt ja auch viel über PRO-AKTION (aktives handeln, sprich LEBEN (statt
gelebt werden), ist der zusammenhang, den er sieht doch offensichtlich: es gilt,
die wichtigen werte zu finden, in relation zum gesamten leben (statt kurzfristig
aus derzeitigen problemen heraus zu "werten"). aufgrund dieser eigentlichen
werte HANDELN wir, statt dauernd nur zu re-agieren und spielball anderer zu
werden. was soll denn daran destruktiv sein????? übrigens zitiere ich gerne
carlos CASTANEDA, der die idee etwas anders ausdrückt (vgl. meinen vortrag:
"pragmatische esoterik" (video) . CASTENADA nennt es: "den tod
befragen" (der tod sitzt immer auf unserer linken schulter - wir können
ihn jederzeit "befragen") - d.h. wir können alles im licht auf
unser eigenes ende betrachten und den tod so "befragen". wenn ich
z.b. einen seminartermin annehme (odr mich auf ein buch einlasse), dann frage
ich mich, ob ich das auch täte, wenn ich wüßte, daß ich
nur noch wenige wochen zu leben hätte. das hilft ungemein, große
entscheidungen zu treffen. es hilft, dinge zu relativieren, besonders wenn wir
meinen, manche leute "hassen" zu müssen. das macht so manchen
"elefanten" wieder zur "mücke" (insbes. wenn wir glauben,
uns über leute aufregen zu müssen...
Jetzt meine Frage:
====== ich dachte schon zweimal, Sie hätten schon gefragt - ha ha
Nach dem Beispiel von Ihnen
mit dem Rasen: Können solche Gedanken denn nicht gefährlich sein?
======== was soll daran gefährlich sein, wenn Sie begreifen, daß
es besser ist, zu sagen "bitte gehwege benützen" als "rasen
nicht betreten"??
Zum Beispiel die Sache mit
der Beerdigung: Wenn ich so detailliert visualisiere, dass ich in drei Jahren
tot im Sarg liege, ist dann nicht das Unterbewußtsein darauf programmiert?
Habe ich dann nicht irgendwann einen Unfall und liege dann wirklich im Sarg?
====== aaaaaaah, Sie müssen einer der wenigen unsterblichen sein, die angst
haben, durch diese übung ihre unsterblichkeit zu verlieren?
Inzwischen beschäftigt
mich das Problem so stark, dass ich regelrecht unruhig werde, wenn ich irgendwelche
negativen gedanklichen Konstrukte von meinem Leben zimmere. (Selbst wenn ich
diese gar nie so in die Realität umsetzen möchte, sondern nur mit
meinen Gedanken spiele.)
====== haben Sie das buch von COVEY denn zu ende gelesen???? oder sagen wir
es anders: stellen Sie sich vor, ein embryo würde denken: Oh du meine güte,
ist das nicht DESTRUKTIV, wenn ich mich damit befasse, daß ich eines tages
aus dieser wohligen wärme herausgestoßen werde? ist das nicht furchtbar?
am besten gleich durchdrehen....... Sehen Sie: wir alle müssen eines tages
sterben. das "schlimme" ist nicht, daß uns der tod eines tages
ereilen wird, sondern daß viele leute das so stark leugnen, daß
sie sich schon "negativ angemacht" fühlen, wenn jemand zu erwähnen
wagt, daß menschen sterblich sind! In den worten von thorwald DETHLEFSEN:
wenn der arzt uns sagt, wie hätten nur noch ein halbes jahr zu leben, dann
finden wir das dramatisch, entsetzlich, furchtbar... warum? 6 monate - das ist
doch noch eine menge zeit, um gewisse dinge zu regeln. es ERSCHEINT uns umso
"schlimmer", je mehr wir davor davon ausgegangen waren, wir würden
nie sterben. auch carlos CASTANEDA sagt: es gibt keine unsterblichen auf diesem
planeten!
Meine Frage also: Sind solche
Gedanken und Visualisierungen gefährlich? Und wenn ja: Wie lassen Sie sich
verhindern?
======= Gehören Sie zu jenen, die alles negative unbedingt verhindern wollen?
desinfizieren Sie Ihre wohnung, auf daß die "bösen" bakterien
immer raffinierter überleben und die "guten", die unser überleben
ermöglichen, probleme bekommen? wollen Sie nur weiß, ohne schwarz?
nur schön, oder häßlich? nur gut, ohne schlecht? was für
eine welt soll das werden????? übrigens, praktischer tip: wenn Sie den
tod wieder verleugnen wollen, dann brauchen Sie sich nur sehr intensiv auf andere
dinge konzentrieren, viel fernsehen, viel ablenken und vor allem aufhören,
bücher zu lesen, die Sie zum denken bringen!. Nach einem halben jahr sind
Sie wieder abgestumpft, dann können Sie wieder so tun, als würden
Sie ewig leben.... Zum letzten mal: es geht bei diesem ganzen gleichnis keinesfalls
darum, daß Sie sich im sarg visualisieren, Sie können sich genauso
gut vorstellen, wie die leute in 100 jahren an Ihrem grab stehen - wenn Ihnen
das lieber ist. es geht darum, daß Sie entscheidungen und bewertungen
im hinblick auf die tatsache vornehmen, daß sie ihr ganzes leben betrachten,
nicht die eine oder andere woche oder jahreszeit, die besonders hektisch, stressig
oder sonstwas verläuft, und Ihren blick "trübt". ok?
vfb
Viele Grüße aus
München
Daniel Schirra
13. Nov 2004
hallo frau birkenbihl, vielen dank für die antwort. so schnell und präzise
- ich bin baff.
======= tja, nicht verzagen, vfb fragen, haha
Sie sind die erste person,
die konkret auf jede frage eingegangen ist und nicht dauernd um den heißen
brei herumgeredet hat.
====== das gehört zu meinen kennzeichen.
Ich gehöre wohl noch
zu den den jüngeren Lesern Ihrer Bücher und deshalb drück ichs
mal ganz unformal aus: ich find Sie richtig cool. :-)
====== danke, ich finde Ihr feeback richtig HOT:-)
vfb
gruß daniel s. |