Rechtschreibung 24.9.04 Sehr geehrte Frau Birkenbihl!
Zuerst möchte ich mich für Ihre Hilfeleistung beim Schwimmen-Lernen* meiner
kleinen Tochter (7) bedanken. Es hat noch ein Happy End gegeben, über das wir
alle sehr glücklich waren. Dazu gibt es einen Karteikasten,
wo auf jeder Karteikarte ein Arbeitsauftrag steht, den man erfüllen muß. Wenn
jeder Schüler jede Karte abgearbeitet (auch durcheinander) hat, ist das Schuljahrum,
so die Theorie. Für meine Tochter ist das kein großes Problem. Sie liest seit
der ersten Klasse sehr flüssig, mit Betonung und schreckt auch vor richtig dicken
Büchern für Erwachsene (kleine Schrift, keine Bilder) nicht zurück. Den Inhalt
erfaßt sie dabei mühelos und freut sich gleich wieder auf das nächste Buch.
Das ist wahrscheinlich die Ernte, die wir dank der Hinweise von Jirina Prekop
und Ihnen schon im frühen Kindesalter gesät haben. Aber es entsteht trotzdem
ein Problem: Meine Tochter steht mit der Rechtschreibung auf Kriegsfuß. Sie
schreibt trotz ihrer Belesenheit viele Wörter falsch und das Schriftbild ist
auch schlimm. Sie besteht darauf, daß
der Inhalt zählt und nicht die Äußerlichkeiten, aber das ist in der zweiten
Klasse nicht durchsetzbar. Wenn ich auch vom Schriftbild absehen kann (die Lehrerin
tut es nicht), so muß ich doch auf richtige Rechtschreibung bestehen. Ich möchte meinem Kind aber
durch dauerndes Schreiben von Übungsdiktaten und Pauken von Rechtschreibregeln
den Spaß an der Deutschen Sprache und Literatur nicht vermiesen. Was kann ich tun? Vielleicht
ist auch in diesem Fall schonende Hilfe möglich. Ich hoffe, Sie können wieder
helfen. Seien Sie ganz herzlich gegrüßt von
17.09.04
habe ich zu meiner e-mail
eine Ergänzung. Gestern war Elternsprecherversammlung und ich fragte bei
dieser Gelegenheit die Direktorin der Grundschule, wie sie meint, daß
sich die Rechtschreibleistung der Kinder verbessern könne, weil mehrere
Elternsprecher darüber klagten. Ihre Antwort hat mich nicht zufrieden gestellt.
Sie sagte, es gebe nur zwei Wege: Die einen können es von Natur aus ünd
müßten nie üben und den anderen fiele es eben schwer und diese
müßten pauken und wieder pauken. Die orthografischen Regeln lernen
sei dabei wichtig, aber auch immer wieder üben, üben... Ein Elternsprecher meinte
sogar, die mangelhafte Rechtschreibkompetenz sei ein Fehler im Gehirn und nicht
wirklich behebbar. Ich bin nun völlig
platt, möchte die Hoffnung aber auf eine Gehirn- und kindgerechtere Herangehensweise
nicht aufgeben und hoffe daher auf eine Antwort von Ihnen. Ein sonniges Herbstwochenende
wünscht Ihnen WZ-Leserin-Beitrag zum Beitrag "Rechtschreibung" 5.10.04 Liebe Frau Birkenbihl, liebe
Frau Schindler, neulich unterhielt ich mich mit einer Kollegin, deren Tochter
in der Volkschule eine Lehrerin hatte, welche Montessori-Methoden v.a. im Deutschunterricht
anwandte. D.h., sie verzichtete in den ersten Schuljahren auf Regeln der Orthographie
etc. Die Kinder schrieben so, wie sie ein Wort hörten (wahrnahmen). Meine Kollegin konnte einige
Wörter a.G. des Schriftbildes nicht entziffern. Sie musste die geschriebenen
Worte aussprechen, um deren Bedeutung zu erkennen. Dieses hatte sie und viele
andere Eltern auch sehr verunsichert. Die Lehrerin erklärte
den Eltern zu Beginn des Schuljahres die Methoden und Hintergründe und
alle waren begeistert... Als dann jedoch die Zeit verging und die Kinder am
Ende der zweiten Klasse immer noch sehr viele Fehler beim Schreiben machten,
wurde die meisten Eltern unruhig. Auch der Druck von Seiten der Omas, Nachbarinnen,
etc. war enorm ("was, das kind schreibt keine diktate?)...Die besagte Lehrerin
hatte die verunsicherten Eltern oft aufklären müssen, dass das Gehirn
in diesem jungen Alter noch nicht reif genug für Regeln sei und die Leistungen
der Vergleichsklassen im Grunde nur Dressur-Arbeit waren. Obwohl meine Kollegin ein
sehr aufgeschlossener Mensch ist, durchlebte sie eine ungewisse Zeit und war
sich nie ganz sicher, ob das auch alles wahr ist, was die Lehrerin da von sich
gab. Lange Rede, kurzer Sinn:
das Mädchen ist heute 13 Jahre, beherrscht die Orthographie der deutschen
Sprache hervorragend und hat immer noch Freude am Schreiben... Viele Grüße |