Ungerechtfertigte Verrisse
20.6.04
Guten Tag, liebe Frau Birkenbihl,nachdem
ich eine Zeilang auf anderen Bücherwegen wandelte, bekam ich die sensationell
günstige Gelegenheit, Ihr Buch "Das innere Archiv" neben einigen anderen preisgünstig
im Internet zu erwerben. Als die Bücherkiste kam, stürzte ich mich gleich auf
den größten Leckerbissen und verbrachte vergnügliche Lese- und Übungsstunden
mit Ihrem wundervollen Buch. Als Dankeschön setzte ich mich gleich an den Computer
und schrieb gestern eine lobende Buchbesprechung bei amazon. Ob die eingestellt
wird, kann manallerdings erst in ein paar Tagen sehen. Manchmal wird auch ein
Fünf-Sterne-Lob von der amazon-Redaktion wegzensiert.
Mir ist aufgefallen, daß gerade dieses gehaltvolle Buch von Ihnen bei amazon
im Verhältnis zu seiner hohen inhaltlichen Qualität und Informationsdichte viel
zu wenig und dazu oft ungerechtfertigt schlecht rezensiert wurde.
===== ich weiß, leider.
Ja, eine dieser Kritiken
war geradezu haßerfüllt, und das finde ich sehr schade (darf ich bei amazon
nicht in die Kritik schreiben, sonst wird die garantiert nicht veröffentlicht).
Bei amazon kann ich nur 2 Dinge für Sie tun,
1. eine gute Buchbesprechung schreiben (habe jetzt ein bißchen Gewicht bekommen,
weil ich vor kurzem Top 50 Rezensentin geworden bin.)
===== gratuliere. es freut mich immer, wenn faire rezensionen kommen.
2. das Buch in meine Lieblingslisten
als Querdenkerbuch einordnen und somit anderen amazon-Kunden weiterempfehlen.
Ich habe mir allerdings
3. Gedanken gemacht, wie man die Leser erreichen könnte, die durch die fiesen
schlechten Kritiken abgeschreckt werden. Die meisten Kritiker hängen sich an
der Qualität Ihrer Zeichnungen auf und an dem wirr aussehenden Textbild mit
den Silbentrennungen und den Großbuchstaben im Wort in Ihren Büchern. Die Armen
merken einfach nicht, worauf es wirklich ankommt. Weil die Form so ungewöhnlich
und ungewohnt ist, meinen die, der Inhalt und die darin enthaltenen Ideen seien
nix wert. Was der Bauer nicht kennt...
====== ich bin immer schon vorreiter gewesen und wirde erst jahrelang für meinen
stil "gesteinigt", ehe die branche mir vieles nachmachte. so mußte ich mich
lange "prügeln" lassen, weil ich meinen seminaren viel gelacht wurde. heute
nennt man es "infotainment" und ist stolz darauf. bei mir heißt es gehirn-gerecht
und dazu gehört seit 1969 auch der humor! auch der begriff "gehirn-gerecht"
(MIT BINDESTRICH, das ist kein falsche trennung!) wurde lange belacht. heute
können Sie bei krethi und plethi lesen, ihre seminare seinen gehirngerecht (ohne
bindestrich, ha ha). auch die analografischen techniken wurden anfangs verrissen,
vor allem von mind-map-fans. inszwischen switschen immer mehr ehemalige mind-map-trainier
zu analograffiti, weil sie sehen, wieviel schneller ihre teilnehmer jetzt das
schaffen, was mind-map theoretisch bewirken sollte (der leiter unseres analograffiti-forums
gehört zu den wenigen ehemaligen mind-map trainern, die vom ersten tag an das
potential begriffen und vorsichtig eine weile zweigleisig experimentierten.
inzwischen liegt er zu ca. 70% bei analograffiti... ähnlich ist es mit meiner
vortragstechik mit zwei parallelen overheads (früher waren es zwei flipchart
nebeneinander gestellt) - man sieht es in den meisten video-mitschnitten (ausnahme
meine vorlesungen an der TU-münchen, da hieß es früher jahrelang, wir sollten
keine overheads einsetzen). inzwischen wächst die anzahl von trainer-kollegen,
die aufgehört haben, "dumme" bemerkungen zu machen und selbst zwei oberheads
einsetzen. ich könnte noch eine reihe von beispielen anführen, aber die wandzeitung
soll keine ellenlangen beiträge enthalten!
Vielleicht könnten Sie einmal
ein Birkenbihl-Buch herausgeben, dessengraphische Gestaltung bewußt anders aussieht
als sonst üblich.
===== das ist ja genau der fall bei meinen büchern!
Ich denke da an eine Buchausgabe
von "Das innere Archiv", die von jungen Buchgestaltern in Zusammenarbeit mit
einem Cartoonisten oder Karikaturisten herausgeben wird? (Die sollen nur die
Grafik ändern, nicht die Inhalte).
====== sorry. meine bücher sollen JEDEM MUT machen. selber zu zeichnen (analografisches
denken mit einem stift in der hand) deshalb möchte ich keine "perfektion", die
die leute wieder abhält, es selbst zu versuchen. was glauben Sie, wie sehr die
"selbst gestrickte" art menschen MUT GEMACHT HAT, die es früher nie gewagt hätten,
eine idee zeichnen zu wollen. genau das war auch das ziel.
Das müssen keine teuren
Berühmtheiten sein; vielleicht können das Studenten als Diplomarbeit oder Studienaufgabe
machen? Die gieren nämlich nach praktischen Aufgaben (so ging es mir und anderen
im Architekturstudium - jede Hundehütte, die tatsächlich gebaut wurde war uns
lieber als ein fiktives Superprojekt, das in der Schublade endete). Ziel wäre
einfach nur, Ihr schönes Wissen so an ein breiteres Publikum zu bringen.
===== danke, daß sie so klar zum ausdruck bringen, wie unerträglich Sie meine
zeichnungen finden, daß irgendwelche studenten das so viel besser hätten machen
können. aber ich bleibe dabei, daß mehr menschen durch diese einfachen zeichnungen
den MUT ZUM SELBER-MIT-STIFT-DENKEN erhalten hatten, was mir weit wichtiger
ist. ich will ERMUTIGEN und ERMÄCHTIGEN und bin seit jahren daran gewöhnt, erst
angegriffen, dann imitiert zu werden.
Und noch ein Gedankensprung.
Habe gerade Peter Ustinovs hervorragendes letztes Buch gelesen. Es heißt "Achtung!
Vorurteile", ist ein herrlich amüsantes und menschliches Querdenkerbuch. Ustinovs
Auffassung zum Entstehenvon Vorurteilen deckt sich fast komplett mit der Ihren.
Die Trägheit im Kopf und die Erstarrung der Denkfähigkeit in Verbindung mit
Angst vor Neuem führen zum Vorurteil. Sir Peter Ustinov hat kurz vor seinem
Tod noch drei Stiftungslehrstühle zur Erforschung von Vorurteilen einrichten
können. Einen in Durham, einen in Budapest und einen in Wien. Da forschen und
referieren aber anscheinend vorwiegend Historiker. Ich finde, sowas gehört zusätzlich
auch noch in die Neurobiologie, in die Lernforschung und in die Persönlichkeitsentwicklung,
also in IHR Gebiet. Leider kann ich Ihnen den Lehrstuhl nicht verschaffen, aber
es ist vielleicht wenigstens ein Lesetip für Sie.
===== ich kenne sein buch natürlich bereits. danke
Herzliche Grüße Ihre
Isabel Syrbius.
PS. Sie können den Beitrag
auch in der Wandzeitung veröffentlichen, wenn Sie mögen, aber ich weiß nicht
ob Ihnen das so recht ist, denn es geht ja nicht um den Inhalt des Buches sondern
nur ums Layout und um einen privaten Buchtip.
===== oh doch, ich finde, unsere insider sollten das ruhig lesen dürfen.
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