Schlagzeile: Frust nach Scheidung 30.9.03

Liebe Frau Birkenbihl, vielen Dank für diese wunderbare Einrichtung! Mein Beitrag handelt von meiner Mutter (61), der es theoretisch gut gehen könnte
:- eigenes schönes Haus
- immerwährende Freizeit (kein Beruf)
===== ha ha ha, was soll daran schön sein?

- Unterhalt vom geschiedenen Mann
====== das kann entsetzlich sein! keine aufgabe! nicht gebraucht werden...

Tatsächlich geht es ihr aber sehr schlecht, was ich anhand einer losen Aufzählung illustrieren möchte:- kein Partner nach der Scheidung vor 2 Jahren
==== vielleicht hat sie die nase voll? wer sagt denn, daß sie wieder einen partner haben muß???


- keine Aufgabe, weil ich und mein Bruder erwachsen sind und sie nicht mehr brauchen
===== schade, gell?

- sie hat nie einen Beruf ausgeübt und kann sich daher keine Tätigkeit außer Hausarbeit vorstellen bzw. fürchtet Prestigeverlust bei geringwertigen Tätigkeiten
- Selbstvertrauen geknickt, weil sie sich durch die Untreue meines Vaters als Frau extrem abgewertet fühlt
====== können Sie das verstehen?

- altmodisches Denken: eine Frau ohne Mann ist nichts wert
- Freude an Geselligkeit meist nur mit meinem Bruder und mir, Ihre Nachbarinnen, Freundinnen und Cousinen sind nicht richtig interessant für sie
- sie meist allein zuhause ist- mein Bruder mit ihr im Clinch liegt..
- sie fast nie etwas unternimmt. Beispiel: obwohl sie schöne Landschaften liebt, fährt sie nie in die nahen Berge, (ich verstehe das einfach nicht...)
====== tja, Sie als junger MANN könnten eher verstehen, was eine ältere frau empfindet, wenn Sie sich eine gewisse mühe geben würden. Sie scheinen zu erwarten, Ihre mutter müßte die welt durch Ihre augen sehen und scheinen ent-TÄUSCHT (ende der täuschung), wenn sie das nicht tut...

- sie immer wieder viele Wochen lang Husten uä hat, obwohl sie eigentlich gesund ist
====== wie gut, daß Sie so gut bescheid wissen! vielleicht will sie nicht länger schlucken, so daß sie sich krampfhaft bemüht, das schlimme wieder aus dem system zu bekommen? (eine häufige ursache für längere hustenanfälle, unter denen das opfer übrigens ebenfalls sehr leidet!)

- sie im Zuge der Scheidung Antidepressiva nehmen mußte
====== und jetzt soll Sie vor freude auf der straße herumhüpfen, oder wie? wahrscheinlich fühlt sie sich ziemlich verletzt...

Nun wäre das alles verbesserbar, wenn sie sich mit der gewonnenen Freiheiteinen Freundeskreis und interessante Aufgaben/Hobbies aufbauen würde.
===== sie lebt aber nicht IN Ihrer INSEL, sie hat eine eigene (voller schmerzen, derzeit...).

Leider ist sie aber völlig passiv, obwohl sie sehr unzufrieden mit ihrem Leben ist.
====== tja, sie wagt es müde, erschlöpft, ausgelaugt etc. zu sein. unfaßbar!

Meine Anregungen, ihr Leben in die Hand zu nehmen, empfindet sie aber als unangenehm, sie wechselt sofort das Thema, obwohl wir uns sehr gut verstehenund großes Vertrauen haben.
===== ich bezweifle, daß Sie sie gut verstehen, sonst wären Sie nicht beleidigt, daß Ihre mutter nicht nach Ihren maßstäben lebt!

Sie schafft es einfach nicht, sich aus der Rolle der unterdrückten Frau, die die Hausarbeit macht, zu befreien.
===== natürlich nicht, solche LÖSUNGEN dauern jahre, nicht tage!

Am liebsten wäre ihr, sie könnte Ihre Söhne ins Säuglingsalter zurück zaubern. Diese Aufgabe war das einzige Highlight ihres Schaffens
.======= Sie klingen zynisch!

Meine Fragen lautet, welche Aktion könnte eine Initialzündung sein, damit sie ihre Möglichkeiten nutzt, einen Weg aus der Frustration sucht.
===== Sie meinen, wie können Sie ihre mutter zwingen, Ihren prioritäten gemäß "richtig" zu leben?

Welches Thema, Seminar, Buch, Gespräch usw. könnte Ihr Mut geben? Es ist so schade,dass sie nach vielen unglücklichen Ehejahren jetzt noch immer unglücklich ist. Ich habe Angst, dass sie ihr ganzes Leben unglücklich verbringt und ich ihr nicht helfen kann.
======== man kann menschen nicht helfen, solange diese die hilfe nicht WOLLEN. man kan es nicht aufzwingen, ohne dem anderen das gefühl zu geben, man infantilisiere ihn (man nimmt ihn nicht ernst, weil man die eigene einstellung für besser hält). und das tun Sie. Sie glauben, Sie wissen alles und Ihre mutter benötigt Ihre HILFE. so meinten einst die missionare auch, daß die "eingeborenen" (heiden) unbedingt hilfe bräuchten...

Bitte veröffentlichen Sie meinen Beitrag anonymisiert, sie würde vor Scham im Erdboden vesinken, wenn jemand sie darauf anspräche Sie weiß nichts von meiner Anfrage.
===== gerne. Sie möchten vielleicht selbst noch einmal in ruhe nachdenken? man kann leuten nicht helfen, indem man sie für unmündig erklärt und gleichzeitig mündiges, autonomes verhalten von ihnen fordert. das tun zu viele lehrerInnen mit schülerInnen auch, die dadurch erst recht unmündig gehalten werden.

Liebe Grüße aus dem sonnigen Wien
(anonym)

PS: Ihre Alpha - Beiträge waren wahnsinnig interessant!!
===== danke. nächstes jahr werde ich (wenn alles gut geht) eine EIGENE sendung bekommen, bei alpha war ich ja nur ein gast unter vielen ...
pps ich habe teilweise relativ hart kommentiert, weil ich es leid bin, daß besserwessis der folge-generationen sich anmaßen, die alten zu verurteilen und gleichzeitig fordern, daß diese selbst-respekt entwickeln. merke: solange Sie ihrer frau mutter nicht genügend respekt entgegenbringen, sollten sie nicht fordern, daß sie diesen respekt selbst entwickelt. wie denn? der vater hat ihr gezeigt, daß er sie nicht respektiert und die söhne fordern, daß sie ihr leben ändert und respektieren sie ebenfalls nicht, schreiben aber: respekktiere dich doch endlich, mutter. wie denn?
vfb