Stichwort: Femininum
bitte! 30.8.03
Liebe Frau Birkenbihl, mit
großem Interesse lese ich Ihr Buch "Sprachen lernen leicht gemacht" und muß
zu meinem großen Entsetzen mal wieder feststellen, welche Meisterinnen Frauen
doch darin sind, sich selber zu verleugnen! Sie - nun schon wiederauf Seite
131 - bitten Sie um Verständnis, wenn Sie im folgenden Text auf die weibliche
Anrede verzichten. Dafür habe ich ganz und gar kein Verständnis! Ich bin eine
SCHÜLERIN und kein Schüler.*Grummel* Wenn es Ihnen zu umständlich ist, beide
Formen (die es in der deutschen Sprache nun einmal gibt) zu gebrauchen, warum
wählen Sie als Frau dann das Masculinum??? Zumal die meisten Menschen, die sich
weiterbilden, meines Wissens nach weiblichen Geschlechts sind.
Seit ich das Buch von Luise F. Pusch "Das Deutsche als Männersprache" gelesen
habe, sehe ich diese Kritik auch nicht als "kleinkariert" an. Ich möchte in
meiner Sprache korrekt angesprochen werden.Ich bin weiblich, leugnen (auch sprachliches)
zwecklos!
======== wenn Sie meine arbeit verfolgen. werden Sie feststellen, daß ich in
meinen neueren texten immer schülerInnen, studentInnen etc. schreibe. aber die
älteren titel liegen elektronisch nicht vor, man kann sie also nicht ohne enorme
kosten ändern.
Sie sprechen von einem buch, das ich schrieb, als Sie nicht nur noch nicht gezeugt
worden waren, sondern als Ihre eltern selbst noch kinder oder jugendliche waren.
damals begann all das sich erst sehr langsam durchzusetzen. vergessen Sie nicht,
daß die ganze thematik von amerikanischen frauenrechtlerinnen aufgeworfen wurde
- dort ging es nur um ein he oder she im satz. denn die substantive sind ja
gleich (pupil, student, teacher - es gibt kaum unterschiede). bei uns wurde
dies zu einem dramatischen sprachakt, der einem das schreiben und lesen schon
vergällen kann.
ich meine, wenn FORM so wichtig wird, daß man den INHALT übersieht, hat der
schwanz mit dem hund gewedelt.
vfb
Beste Grüße
Rita Funk
25.8.2003
Hallo Frau Birkenbihl, wegen ihrer Antwort musste ich doch mal
herzhaft auflachen! Da sehen Sie, wie schon das einfache Wort "Schülerin" für
Fehlinterpretationen sorgen kann. In der Tat bin ich eine Schülerin - in dem
Sinne, dass ich mit seit kurzem 48 Jahren (zu diesem Geburtstag gab es ihr Buch)
an einer Fernschule neben meiner Berufstätigkeit (ganztags) für das Externen-Abitur
pauke.
Die ganze Debatte um die "korrekte" Schreibweise fällt also schon in "meine"
Lebenszeit!
Schön zu lesen, dass in ihren neueren Büchern Männer und Frauen angesprochen
werden. Über "Form" und "Inhalt" ließe sich sicher vortrefflich diskutieren,
da bin ich für den Fall der Anrede (Frauen werden in der deutschen Sprache immer
noch oft einfach "verleugnet") schon der Meinung, dass die Form was mit dem
Inhalt zu tun hat. Schön zu lesen, dass Sie in Ihren neuen Büchern die weibliche
Anrede berücksichtigen (wenn es Ihnen zu umständlich erscheint, warum dann nicht
nur die weibliche Anrede?) Mit "nur" der männlichen sollen wir Frauen keine
Probleme haben, nun, dann sollte es umgekehrt doch auch gehen.....versuchen
Sie das mal, Sie werden staunen!
====== tut mir leid, ich sehe das anders. wenn man von mir z.b. sagen würde,
ich wäre eine der besten referentinnen europas, dann wäre ich automatisch nur
noch eine in der weiblichen teilmenge (weiblicher referentinnen), heißt es aber,
ich gehörte zu den erfolgreichsten referenten europas, dann sieht man alle referenten,
unabhängig vom geschlecht, und ich bin eine/r davon. so ist das in sprachen,
die von alters her die männliche form für die allgemeinheit nutzen. es wird
nicht einige jahre sondern einige generationen dauern - ich selbst gehöre noch
zur alten und es stört mich beim lesen, wenn autorINNEN, die aus politischer
motivation heraus so tun, als sei die welt ausschließlich von quantenphysikerinnen,
astronominnen etc. bevölkert. hier wird die FORM so wichtig, daß der INHALT
darüber geopfert wird. man kann alles übertreiben, auch dies. natürlich kann
jede/r anderer meinung sei, es steht allen offen...
vfb
Mit freundlichen Grüßen
Rita Funk |