Stichwort: Tod 20.8.03

Liebe Frau Birkenbihl, eine Leserin fragte in dem Beitrag "Begeisterung & ALPHA" wie man mit demThema Tod besser umgehen könne. Vielleicht kann ich ein paar Anregungen geben.

Ich habe meinen Vater vor 3 Jahren (ich war 25) verloren.
Zuerst einmal denke ich, dass jeder auf seine Weise trauern kann und muss. Es gibt da wohl kein allgemein gültiges Rezept. Mir hat aber Folgendes geholfen: ich habe mir zuerst klar gemacht, dass der Tod zum Leben dazu gehört und man ihn deswegen akzeptieren muss. Das hat für mich die Frage nach dem "Warum" ein wenig beantwortet. Um den starken Schmerz dann ein wenig unter Kontrolle zu bekommen, habe ich kürzlich den Rat befolgt, den Sie in einem Ihrer Bücher geben und habe mir alles "von der Seele"geschrieben. Das hat sehr geholfen, die Alpträume verschwanden fast vollständig. Danach habe ich mir bewußt gemacht, warum der Verlust so schmerzt, also was genau ich mit diesem Menschen verloren habe. Ich habe über die Dinge nachgedacht, die meinen Vater für mich so wertvoll machten,die ich bewunderte und die ich schätzte. Ich habe mir überlegt, welche dieser Eigenschaften ich weiter am Leben erhalten möchte, d.h. was ich von ihm lernen konnte und was ich davon in mein Leben integrieren möchte. Ich habe mir damit bewusst gemacht, wie dankbar ich bin, ihn kennengelernt haben zu dürfen. Ich habe auch ein KaWa zum Thema Trauer angelegt und darüber nachgedacht. Wenn ich einen negativen Begriff gefunden habe, habe ich versucht, ein positives Gegenstück dafür zu finden. Natürlich schmerzt es immer noch, der Schmerz wird auch nie ganz verschwinden. Aber er gerät mehr in den Hintergrund und ich kann liebevoll und dankbar an die Zeiten mit meinem Vater zurückdenken (ohne aber etwas "schön zu malen"). Jemand hat einmal gesagt "der Tod ist eine andere Form des Daseins" und dem kann ich heute zustimmen.
Was noch helfen kann: die Erinnerungen an den Menschen, den man verloren hat, aufschreiben, bevor sie zu sehr verblassen.

Ausserdem bin ich gerade dabei, mir einen "weißen Begleiter" in meinem Inneren zu suchen und dabei taucht immer wieder das Gesicht meines Vaters vor mir auf. Welchen Weg auch immer Ihre Leserin wählt: ich wünsche ihr von Herzen alles Gute dabei. Der Trauerweg ist steinig, aber es lohnt sich, ihn zu gehen.
MfG S.Hampel
====== danke für diesen schönen beitrag. ich nehme an, er kann vielen menschen helfen, AUCH der insiderin, deren beitrag Sie veranlaßte, zu reagieren. ich kann mir vorstellen, daß Ihr "programm" von vielen nachvollziehbar, ja nach-LEB-bar ist. danke. :-)
vfb
ps. übrigens schrieben Sie oben vom "weißen" berater. wahrscheinlich meinen Sie "weise"? aber da viele den berater als ältere person (mit weißen haaren) sehen, wird (im deutschen) immer wieder auch vom weißen berater gesprochen.