Stichwort: Lernen im Wettbewerb 30.6.03

Liebe Frau Birkenbihl, ich verfolge nun seit letzten Jahr Ihre Veröffentlichungen und in diesem Jahr durfte ich Sie in Karlsfeld LIVE erleben.( Ich war aber etwas überrascht, dass ich einer der wenigen jungen (31 Jahre) Menschen war, die an Ihrem Vortrag teilgenommen haben). Wie dem auch sei, einer Ihrer früheren Video Vorträge hat mich wieder klarer sehen lassen. In diesem Vortrag beschreiben Sie sehr schön, das Kinder ( ich denke das gleiche gilt aber auch für Erwachsene ) sich schwer tun Wissen zu verinnerlichen, sobald sie diese als ABSOLUTE Tatsache an den Kopf"geworfen" bekommen.
====== richtig. das ging aus den forschungsarbeiten der HARVARD-Professorin ellen j. LANGER hervor (über die ich z.b. auch im inneren archiv näher bericht. außerdem haben wir ein buch von ihr in der empfehlungs-schublade: "kluges lernen" - sehr lesenswert!

Diese "Lehrmethode" wird meines Wissens nach übewerwiegend von übermäßig autoritären Lehrern, Vorgesetzte usw. angwandt.
======= nun, sie galt ja früher auch als die einzig mögliche und veränderungen dauern leider immer länger, als wir es uns wünschen würden...

Ich selbst bezeichne mich auch als ein "Opfer" und musste leider feststellen, dass ich in meinem bisherigen Berufsleben ein schlechtes Vorbild hatte. Denn nachdem ich nämlich meinen Arbeitsplatz gewechselt hatte, musste ich feststellen, dass meine Kollegen bei weitem mehr drauf hatten als ich (Nicht nur in Bezug auf Wissen, vor allem auch im sozialen Miteinander ) Kurz und gut, all die Verhaltensweise die ich zuvor in meiner Position als junge "Führungskraft" (Ich war damals 22 Jahre ) gelernt hatte, habe ich dann hin zu meinen neuen Arbeitgeber mitgeschleppt. Leider habe ich da ziemlichen Schiffbruch erlitten, denn in diesem neuen Umfeld wünschte man sich wesentlich mehr Kooperationsbereitschaft wie ich sie an den Tag gelegt habe. Und wie Sie ja wissen, ändert man sein Verhalten nur sehr langsam.
====== genau. s. oben!! ha ha

Meine stark autoritären und wettbewerbsorientierten Vorbilder haben sich also tief in meinem Kopf festgesetzt.
======== was m.e. hier helfen kann, sind gegen-modelle, die Sie sich möglichst oft "reinziehen". so hatte ich mir inspektor colombo für höfliche, respektvolle kommunikation ausgesucht.
ich habe viele dieser filme mitgeschnitten, mir einige auf französisch und italienisch besorgt, diese auf audio-kassetten gezogen und höre sie mir immer wieder mal an, insbes. wenn ich merke, daß ich mal wieder ziemlich "direkt" (= aggressiv; analog einigen meiner frühen modelle) geworden bin. es macht mir BEWUßT bewußt, wie höflich er selbst verbrecher bis zur verhaftung anspricht (yes, sir, yes ma'm) und wie aufmerksam er fragt und zuhört etc., aber es wirkt auch UNBEWUßT, wenn ich einige tage lang solche audios oder videos im hintergrund laufen lasse.
wenn Sie ein modell finden können, das Ihnen den "besseren spiegel" zeigt, dann könnten Sie ähnlich vorgehen. serien sind besonders geeignet, weil man immer wieder sieht, wie diese menschen das von uns gesuchte verhalten vorleben.
ein sehr gutes "feld" für gute beispiele finden Sie z.b. in STAR TREK, die wir als DVD.s im programm haben (weil Sie mit den 5 gesprochenen und noch mehr untertitel-sprachen auch toll spr. lernen könnnen). das muß man jedoch nicht. wenn Sie menschen suchen, die höflich und kooperativ miteinander umgehen (ohne daß z.b. die fürhrung des kapitäns oder seines 2. offiziers oder anderer führungskräfte je infrage gestellt wird - dann haben Sie hier viele gute modelle. dies ist einer der gründe, warum ich diese menschen so gerne "um mich habe". ob Sie das auf deutsch oder in einer anderen sprache "laufen" lassen, ist völlig egal. der modellcharakter ist großartig, auch, weil Sie selten so viele hoch motivierte und kompetente leute auf einem "haufen" sehen werden... sehr gute modelle für so gut wie jedermann/jedefrau, in der tat...

Jetzt eigentlich zu meiner Frage: In diesem Jahr werde ich auf eine weiterführende kaufmännische Schule gehen, und ich frage mich, wie ich mir selbst eine wettbewerbsorientierte Situation (denn wie ich festgestellt habe, meine ich nur zu lernen, wenn ich unter "Druck" stehe) zum Lernen schaffen kann, ohne aber wieder in alte extreme Verhaltensmuster zu fallen. Vielleicht befinde ich mir hier auch nur in einem psychologischen Teufelskreis.
===== vielleicht können Sie sich "unter druck setzen", indem Sie Ihr eigenes ergebnis von letzter woche verbessern wollen? - falls Sie wirklich den druck brauchen? wenn Sie die neueren videos (ab "von nix kommt nix"), mit der karsfelder trilogie, frankfurt und letzt, winterthur) ansehen würden, dann würden Sie auf einen völlig neuen lernweg geraten können, nämlich in form von WISSENS-SPIELEN. hier ist kooperation möglich und weil dieser lernweg so ANDERS ist, stellten viele teilnehmerInnen inzwischen fest, daß es ihnen noch nie so leicht gefallen wäre, aus alten lern-verhaltens-weisen auszusteigen. denn, mit den WISSENS-SPIELEN "spielen" wir ja "nur" mit wissen, nach dem motto "lernen (im herkömmlichen sinne) VERBOTEN.
es ist eine echte parallele zu meinem sprachenenlernen: hier ist vokabel-pauken verboten, wiewohl wir natürlich einen wortschatz erwerben. durch diesen NEUEN WEG könnten Sie vielleicht aus Ihren alten verhaltensweisen "aussteigen" und endlich erfahren, wie be-REICH-ernd und wunderbar lernen sein kann? was meinen Sie, wäre das einen versuch wert? insbes., da Sie im sommer beginnen könnten, wissens-spiele zu spielen, so daß Sie zu beginn dieser ausbildung schon mit wissen SPIELEN können ( ha ha).

Eine Antwort auf meine Frage würde mir sicher sehr weiterhelfen, wohlwissend, das sie sehr viele Emails bekommen und viel Zeit in die Pflege der Website investieren.
===== gern geschehen, ich hoffe, es hilft ein wenig? lassen Sie uns bei gelegenheit wissen, wie es bei Ihnen weiterging.....?
vfb

Herzliche Grüße aus München.

 

21.8.03
Liebe Frau Birkenbihl, ich habe Ihre Empfehlungen mit Freude und Spannung gelesen. Vielen Dank für Ihre Anregungen.
Mir fiel einige Wochen später zum Thema Wissens - Spiele ein, dass ich mir meinen Lernstoff mit "FRAGEN" "erarbeiten" könnte. Das mag jetzt absurd und so abwegig klingen, aber es war nun mal bei mir lange Zeit so das ich in meinem bisherigen Leben mit Menschen zu tun hatte ( vor allem im Berufsalltag ) bei denen ein fragenstellender Mensch eher als "Störfaktor"galt." Frag nicht so viel", hieß es meistens.
======= ja, darunter leiden millionen von erwachsenen! das gleiche gilt für die stereotype forderung: "sprich nicht mit fremden" und zeit unseres lebens haben viele probleme mit fremden menschen, darunter leiden z.b. neue kollegen, neue nachbarn etc. und oft erinnert man sich weder an das verbot, mit fremden zu reden noch an die frage-blockaden...

Nun ist es so, dass ich diesen Aspekt völlig verdrängt hatte
==== sehen Sie! genau!

und mir jetzt erst wieder klar wird, dass das bewusste Fragen meine Geist wieder öffnet und mich auch weg von alten Pfaden bringt.
Ich erinnerte mich dann auch sogleich an Ihren Vortrag in Karlsfeld sowie an Ihren Brief, indem Sie auch auf das Lernen mit FRAGEN eingingen.
===== das war der august-brief, glaube ich?

Dabei habe ich nun für mich eine gute Methode gefunden, wie ich mir meinen Lernstoff aufbereite. Zunächst muss ich aber vorrausschicken das ich ein Problem mit dem Lesen habe und zwar insofern, dass ich zu sehr am Text kleben bleibe.
==== da hilft fragen stellen-üben ganz besonders!

Ich lerne also eher indirekt mit dem Medium Buch, weil ich beim lesen manchmal ins Grübeln verfalle (Hat das vielleicht mit Ihrem Beitrag auf Ihrem Kassettenkurs Gedächtnis Management zu tun : Warum lesen schlecht für Sie sein könnte ?)
Ich gehe nun folgenderweise vor: Da ich ja demnächst wieder zur Schule gehe habe ich mir im Vorfeld schon mal ein paar Bücher besorgt. Ich lese mir langsam aus einem Buch vor und spreche den Inhalt auf Kassette ( demnächst auf Mini Disc, weil man damit den Inhalt derweit hinten aufgezeichnet wurde direkt anspielen kann. Das ist bei einem klassichen Tonbandgerät etwas umständlicher). Beim Anhören der Kassetten fällt mir dann auf, dass ich manche Aspekte beim Lesen gar nicht beachtet habe und zudem mir auch völlig andere Fragen stelle die ich mir dann aufschreibe und später dann auch auf Kassette spreche. Die spiele ich mir dann vor und beantworte diese wieder schriftlich und vergleiche meine Antworten mit den Inhalt des Buches.
Später möchte ich die FRAGE-KASSETTEN als gezielte Vorbereitung für meine Prüfungen benutzen.
===== ja, das ist eine gute methode, aber wenn sie mit den fragen noch quiz-spiele mit freunden (mitlernern) veranstalten, wird es noch SPIEL-erischer (das versprachen wir am 2. karlsfelder abend: mit fragen lernen? aber ja doch!) hierzu erscheint bald ein modul (was ich gerade schreibe) aus einem buch vom nächsten jahr. ich hoffe, daß möglichst viele insider mitmachen werden, WISSENS-Quiz-Spiele zu kreieren - vielleicht können Sie teile Ihrer lernarbeit einbringen....

Ich komme mit dieser Methode sehr gut zurecht und hoffe jetzt auf gute Noten.
==== na ja, das WISSENS-QUIZ-SPIEL ist weniger aufwendig und garantiert eine 3. wenn Sie aber beides machen, Ihre vorbereitung PLUS EIN WENIG SPIELEN müßten Sie eine 1 erarbeitet und er-SPIELT haben!

Ihnen wünsche ich alles Gute
=====danke. dito
vfb:-)

Herzliche Grüße
MS