Stichwort: Ein Tag, den er nie vergißt
Ein insider schrieb: Sehr geehrte Frau Birkenbihl
Begeistert und mit Ihrem neuesten Buch ‚StoryPower' in der Tasche verliess ich am letzten Dienstag die ‚Olma-Hallen' Richtung Bahnhof - als plötzlich das Telefon klingelte. Nun muss man/frau wissen, dass ich, als Vater in der Warteschlaufe, ein mulmiges Gefühl hatte, mich zwei Tage vor dem errechneten
Geburtstermin so weit von zu Hause zu entfernen. Aber erstens war bei meiner Frau noch alles ruhig, zweitens kommt das erste Kind gemäss Statistik meistens später und drittens stand Ihr Name schon sehr lange auf meiner unbedingt-einmal-live-zu-erlebenden-Persönlichkeiten-Wunschliste. Die Nummer meines Handy's hat nur meine Frau und ich wusste, dass sie nur im Ernstfall anrufen würde. Mehr reflexartig denn bewusst, sprang ich auf den gerade anfahrenden Schnellzug Richtung Zürich auf, während ich das Telefon entgegen nahm. Es war meine Frau und sie lag in den ersten Wehen, Vorwehen wie sie annahm. Aus dem Vorbereitungskurs wussten wir, dass diese erste Phase in der Regel mehrere Tage vor der Geburt beginnt. Da es ihr dabei nicht gut ging, wollte sie sich eigentlich ‚nur' vergewissern, dass ich auf dem Weg zu ihr bin. In einem Nebensatz erwähnte sie den Wehenrhythmus - 3 Minuten - was mir aber erst nach Beendigung unseres Gesprächs durch den Kopf zischte: "3 Minuten? Das kann nicht sein, da hab' ich mich verhört - oder doch nicht?". Es sollte die längste Zugfahrt in meinem Leben werden, obwohl ich zufällig die schnellste Verbindung St.Gallen-Zürich erwischt hatte. Zwischendurch rief ich wieder an, aber da war nur diese blöde Beantworter-Ansage. Immer wieder
Endlich in Horgen (Gemeinde nähe Zürich) laufe ich den Berg hinauf (vermutlich neuer Rekord). Zuhause war die Haustüre verschlossen. Und ich hatte am Morgen meinen Hausschlüssel vergessen, was ich gerade jetzt feststellte, denn ich sah den Schlüssel durch die Türe am Boden liegen. Allmählich wurde der Gedanke immer quälender, dass ich vielleicht in dieserMinute die Geburt unseres Kindes verpasste. Ich lief erneut los, diesmal in Richtung Spital - ja, ich lief, da der Autoschlüssel am selben vergessenen Schlüsselbund hing. Meine Frau hatte nach unserem Telefongespräch weiterhin das Gefühl, dass sie erst in den Vorwehen stehe, trotzdem rief sie im Spital an, um nachzufragen. Diese rieten ihr, zur Kontrolle vorbeizuschauen, was sie dann mit Hilfe ihrer Mutter auch getan hat. Um 19.30 Uhr traf sie im Spital ein, wo man ihr eröffnete, dass das Kind kaum eine halbe Stunde vor der Geburt stehe. Um 20.30 Uhr lief ich im Spital ein - um bei den letzten kräftigen Wehen dabeizusein - und um 20.56 Uhr unserem Sohn Simon in die wachen blauen Augenzu blicken. Hätte ich diesen Zug nicht erwischt...Hätte meine Frau nicht die Geburt verzögert, auf wunderbare Weise, ...
Frau Birkenbihl, ich weiss nicht was ich in der Zukunft wissen werde. Den 26. Juni aber, an dem ich Sie und das Leben live erlebt habe, werde ich wohl nie vergessen.

Vera F. Birkenbihl antwortete:
Lieber Herr Ryf-Schmid,
wir werden Ihren wundervollen Beitrag unter der Überschrift EIN TAG, DEN ER NIE VERGISST eingeben. Ich freue mich, daß Sie es noch rechtzeitig geschafft haben, sowie, daß Ihrer Frau lange und mühsame Wehen etc. erspart wurden. Wie schön. Nun kann ich nur noch hoffen, daß Sie den Tag in St. Gallen selbst genossen haben...?
Mit liebem Gruß,
Ihre vfb