Stichwort: Ein rhetorisches Problem

Eine insiderin schrieb:
Sehr geehrte Frau Birkenbihl. Ich bin schon seit langem eine große Verehrerin von Ihnen (Vorträge, Literatur, etc.). Wenn mir jemand bei meinem Problem helfen kann, dann sind Sie es. Meine Frage betrifft ein rhetorisches Problem, und zwar das Auslöschen eines eintrainierten "FÜLLWORTES". Ich habe mir auch dazu Ihre Sprachkassetten "Rhetorikseminar" gekauft, möchte aber zu diesem speziellen Problem gerne Ihre Meinung bzw. Tipps dazu hören. Ein bestimmtes Wort kommt ständig in meinem Wortschatz vor (das Wort "jetzt"), wenn ich unter Druck bin verwende ich dieses Wort natürlich noch öfter als normal. Nachdem ich jetzt ============ ist das das Wort? Sie meinen "kürzlich"?

einen neuen Aufgabenbereich, mit mehr Öffentlichkeitsarbeit - Reden, Kurse, etc. übernommen habe, möchte ich daran arbeiten diese Wörtchen aus meinem Vokabular zu entfernen. Kollegen/Freunde würden mich dabei durchaus unterstützen - aber wissen natürlich nicht wie.
Wenn Sie mich ständig darauf hinweisen würden, würde ich wahrscheinlich gänzlich aus dem Konzept gebracht werden und ich könnte mich gar nicht mehr auf den Vortrag konzenetrieren.
Liebe Frau Birkenbihl, vielleicht können Sie mir ein paar Tips zur Behebung meines Problems geben.
=========== es gab mal ein partyspiel, das eine brillante rhetorische übung darstellt, dabei wird ein wort gewählt, das die spielerInnen auf alle fälle vermeiden sollen. die mitspielerInnen aber stellen lauter fragen, die auf jenes wort abzielen.
angenommen, der begriff sei "alt", dann fragen Sie vielleicht nach dem letzten geburtstag und danach, welches alter man derzeit habe, etc. und versuchen ein "ich bin ... jahre alt!" o.ä. zu entlocken.
mein vorschlag:
1: spielen Sie dieses spiel mehrere male (gern mit kassettenmitschnitt, für späteres hören im auto, beim spazierengehen etc.) und sorgen Sie dafür, daß der begriff "jetzt" öfter drankommt (auch wen andere spielerInnen dran sind.
so erhalten Sie erst einmal ein hervorragendes training für die vermeidung. danach lernen Sie im normalen gespräch "jetzt" weitgehend auszuklammern. wenn Sie auf ca. 10% reduziert haben, ist es ja kein besonders wort mehr. und für reden oder öffentlichevorträge was-immer rate ich Ihnen
2. in den ersten wochen: flucht nach vorne (vgl. mein uralteslongseller- taschenbuch Komunikationstraining, Teil II, Abschnitt: die Angst). erzählen Sie allen, daß Sie derzeit versuchen, ein wort loszuwerden und laden Sie alle ein, strichlisten zu machen...
hiermit erreichen Sie zweierlei:
ad 1 Sie verlieren die angst, daß es jemand merken könnte, denn Sie haben es ja bereits allen gesagt. damit ist einem etwaigen angreifer aller wind aus den segeln genommen worden.
ad 2. Sie machen alle gesprächspartner zu VERBÜNDETEN, somit empfinden Sie sie nicht mehr als potentielle gegner. durch beide strategien dürften Sie das ganz gut in den griff bekommen.
viel spaß und er-folg (folge Ihres handelns)
Ihre
vfb

Herzlichen Dank!
Liebe Grüße:
G.D.