Grüße aus Jerusalem Liebe Freunde und Bekannte, liebe insider, heute einige Worte aus Jerusalem: Die Situation im Land hat sich auf hohem Gewaltniveau festgefahren. Viele Menschen auf beiden Seiten leiden sehr. Viele sprechen offener über das was sie denken, suchen nach Lösungswegen und ergreifen Initiativen, im Großen und im ganz Kleinen. Es scheint aussichtslos und doch ist Hoffnung lebendig. Vor einer Woche habe ich in Haifa ein Paar besucht, das Ende Juli heiraten wird. Es war dabei, seine neue Wohnung zu renovieren und teilweise umzubauen; Und in diesem Zimmer soll einmal unser Kind schlafen. Ein Satz der Hoffnung und des Lebens, das trotz allem weitergeht. Trotz allem und in jeder Situation - im Rahmen meiner Möglichkeiten - selber lebendig zu sein, Leben zu begleiten, zum Leben beizutragen, das ist mein Weg. Was kann ich mehr tun? Was kann ich besseres tun? Noch in Haifa, am Morgen nach meinem Besuch bei dem jungen Paar, kamen mir beim Aufwachen die folgenden Gedanken. Auf der Bettkante sitzend habe ich sie aufgeschrieben. Im Strom des Lebens Es wachsen Blumen an meinen Wegen. Manchmal sehe ich sie, manchmal nicht. Es singen Vögel in den Bäumen. Manchmal höre ich sie, manchmal nicht. Die Gesichter der Menschen erzählen Geschichten. Manchmal sehe ich das, manchmal nicht. Wenn ich die Blumen sehe, die Vögel höre, die Geschichten in den Gesichtern lese, dann schwimme ich hellwach im Strom des Lebens. Dann kann ich staunen wie ein Kind, mich freuen und leiden. Dann kann ich Leben wahrnehmen, mich von ihm anregen lassen, ihm mit meinen Händen und meinem Herzen dienen. Dann kann ich aktiv und gelöst meine Rolle spielen, im Drama und in der Komödie: Jerusalem im Sommer; Jerusalem, 31. Mai 2002 Heiner Romberg |