Stichwort: Lernen von Logik durch Nachahmung? (9.10.02) Ein insider schrieb: Hallo Frau F. Birkenbihl, ich habe mit großem Interesse Ihren Beitrag zum Lernen von juristischem Basis-Wissen im "Stroh im Kopf" gelesen und frage mich, wie ich diese Methode auf eine juristische Klausur anwenden kann, bei der Wissen nur zweitrangig ist und es vielmehr um die Fähigkeit systematischen und methodischen Vorgehens geht. Tatsächlich traf ich auf ´fertige´ Juristen, die angeblich mit wenig Wissen jede Klausur gut bewältigten (und viel Freizeit hatten :)). Da fragt man sich doch, wie das möglich ist. (Diese Anwälte konnten es mir nicht erklären. Es sei halt logisch...) Ich kann zwar die Theorie, aber nicht die Anwendung. Also fragte ich Kommilitonen, deren Noten ein absoluter Traum ist, wie sie lernen und warum sie so verdammt gut sind. Merkwürdigerweise erfuhr ich also, dass sie vorwiegend bzw. ausschließlich mit Fällen (Praxis statt Theorie) arbeiten und den Aufbau (d.h. die Anwendung) einfach nachvollziehen und dann lediglich nachahmen. Sie wiederholen die Fälle solange, bis sie Routine im Klausuraufbau und damit ein Prädikatsexamen in der Tasche haben. ====== das entspricht doch genau meinem ansatz; deshalb lautet schritt 5 ja v.r. (virtual reality = gedankliche vorwegnahme der praxis später!) Deshalb meine Frage an Sie: Wie lernt man, die Lösung eines Falles logisch strukturiert und stringent (so wie die Prüfer es mögen) niederzuschreiben, also das Wissen wie auf einer Perlenkette zu ordnen ? Ist Nachahmung der wirklich empfehlenswerte Weg ? ====== natürlich. Sie haben mindestens 90% Ihres verhaltens über nachahmung gelernt, weitgehend UNBEWUSST, daher wissen Sie nichts davon. nun gilt es, diese erfolgreichste lernmethode in der natur, auf Ihr lernfach zu übertragen. früher lernte man von EINEM meister, indem man zusah und dann nachahmte. erst ca. 10 jahre später kann man beginnen, einen EIGENEN weg zu finden (wo das sinnvoll ist, z.b. als komponist, maler oder kreativer anwalt), dazwischen müssen viele viele wiederholungen liegen. denken Sie an das klavierspielen: ein wenig theorie wird das üben auch nicht ersetzen. lesen Sie bitte auch das modul über das lernen von verhalten im neuen stroh-buch. mein vorschlag. suchen Sie sich mitstreiter/innen und arbeiten Sie in grüppchen. jeder bereitet einen "fall" für das meeting vor, dann „rollenspielt“ man sich durch die drei oder vier fälle pro meeting. so arbeiten teure angelsächsische private colleges übrigens (allerdings sind die "helfer" hier assistenten der professoren), weshalb mehr leute in diesen schulen eine "solide ausbildung" erhalten; sie bilden sich letztlich durch aktives rollenspielen an den gebotenen fällen selber aus. aber man kann das system "auf kleiner flamme" auch selber basteln. wie meine 5-schritt-methode auch zeigt. wenn wir in schritt 4 unfähig sind, intelligente fragen zu stellen bzw. diese zu beantworten, müssen wir eben selber RECHERCHIEREN (in Ihrem fall - fälle suchen), statt sich passiv hinzusetzen und sich zu ärgern, daß man Ihnen das wissen nicht vorgekaut und vorverdaut anbietet. ich bin immer wieder erstaunt darüber, wie erstaunt deutsche schüler/studenden sind, wenn man davon ausgeht, daß man sich wissen selber an-EIGNEN kann... Was halten Sie davon ???====== s. oben Vielen vielen Dank im voraus. Liebe Grüße und weiterhin viel Erfolg !!! Ein großer Fan ===== Ihnen auch. vfb |