Denken lernen 13.5.08

Liebe Fr. Birkenbihl, ich bin begeistert von Ihnen und Ihrer Arbeit. Ich besitze Ihre Bücher "Stroh im Kopf?" (41. Auflage) und "Das innere Archiv". Ich habe sie beide voll Interesse gelesen und danach immer wieder mal zur Hand genommen. Die Fragen/Antworten in der Wandzeitung, überhaupt Ihre Internetseite finde ich toll, sehr informativ und ansprechend.
======= danke.

Nun zu meinem Problem. Ich habe seit ich denken kann, mir eingeredet ich sei dumm. Ein Faktor dafür war auch, das meine ältere Schwester u. mein Zwillingsbruder in allem, erzählen, erinnern usw. viel besser, neuronal schneller, als ich waren. (sie haben oft miteinander konkuriert, z.B. wem fällt am schnellsten ein wie die hauptstadt von ... heißt, wann war das und das geschichtsereignis.... solche spielchen). Es ging soweit, das ich Gefühl und Denken getrennt habe so weit man das trennen kann (ich habe es verabscheut zu Denken). Das ist so zu verstehen, das ich nur, was Gefühle betraf, gedacht habe u. das verstärkt auf andere Menschen fixiert. Ich als eigenständige, denkende Person existierte nicht. Das sah so aus: ich galt als gute Zuhörerin, sehr ruhig, konnte mich sehr gut in andere einfühlen, konnte aber nie von mir aus etwas erzählen, sondern nur zu Gedanken von anderen antworten. Dinge wie smalltalk, od. über Ereignisse aus dem Leben reden, ganz normale Dinge, dazu war ich nur sehr eingeschränkt in der Lage.
====== achtung, trennen Sie bitte zwischen zwei völlig unterschiedlichen aspekten auf der einen seite steht Ihre neuronale geschwindigkeit, da scheinen Sie (wie ich auch) möglicherweise langsam zu sein und von den schnellen das gefühl erhalten zu haben, man sei ein wenig blöd (unfähig zu denken etc.). auf der anderen seite ist small-talk die kunst, sich mit anderen MENSCHEN zu verbinden, small talk dient der BEZIEHUNG zwischen menschen und hat mit DENKFÄHIGKEIT nichts zu tun. es gibt „people-menschen“, die GERNE mit menschen sprechen und leistungs-menschen, die mit anderne menschen oft nicht viel am hut haben. je intensiver und ausschließlicher man sich auf bestimmt TÄTIGKEITEN konzentrieren bzw. gewisse ZIELE verfolgen möchte, desto weniger „Geduld“ hat man für smalltalk und den zwischenmenschlichen bereich. dieser aspekt ist völlig losgelöst von jenem der neuronalen geschwindigkeit. ich bin z.b. sowohl neuronal langsam (darüber berichte ich erstmals in der DVD LISTENDENKEN) als auch eher projekt- als menschen-orientiert. deshalb lernte ich als kind 1. ich könnte nicht denken und 2. als teenager, ich sei ungesellig (im sinne von: jeder müsse unbedingt auch gesellig sein!). vielleicht können Sie sich nun noch genauer einschätzen?

Beim Lernstoff habe ich mich gezwungen ihn auswendig zu lernen, war von den Noten her gutes Mittelmaß, davon blieb aber nichts hängen und das war wiederum eine Bestätigung für mich nicht denken zu können. Dies alles wurde mir erst als Erwachsener bewußt, als Kind dachte ich, ich bin so. Dadurch das ich alles vermieden habe was mit Denken zusammenhing, kam irgendwann der komplette Zusammenbruch. Es folgten einige Jahre Therapie, Eigenanalyse wie, was, wo, warum? Negative Verhaltensmechanismen abbauen, von Vorbildern abschauen wie es gehen kann.Zurück zum Thema. Ich habe immer wieder probiert Ihre Vorschläge umzusetzen. ABC-Listen gemacht, KaWa´s, KaGa´s weniger. Das Problem ist, dabei bezieht sich sehr viel aufs eigene Wissensnetz u.
===== natürlich. diese übungen sind zunächst entwickelt worden, um den ZUGRIFF AUFs EIGENE WISSEN zu verbessern! mit ABC-AKTIV (ABC beim lesen, hören, fernsehen, meetings etc. anlegen) machen wir eine ausnahme: indem wir das notieren, was wir von außen wahrnehmen.

da ich glaube, kein umfangreiches Wissensnetz zu haben, habe ich die Freude nicht lange aufrecht erhalten können, hatte Denkblockaden, hab immer wieder angefangen und es dann aufgegeben.
======= also, auch leute, die glauben, wenig zu wissen, wissen viel, wenn Sie sich ZEIT lassen. machen Sie eine sonderübung: zu jedem stichwort nur 5 begriffe innerhalb von 2 oder 3 minuten, dabei mehrmals zum selben thema arbeiten und später zusammentragen auf eine große liste. dann stellen Sie überrascht fest, daß mehrmals nur 5 insgesamt doch einiges ergibt, was Sie gegen Ihre intuition doch gewußt haben!

Für mich wäre es sehr wichtig mein Wissensnetz auszubauen, indem ich es mit neuen Themen aufbaue, wie Geschichte, Erdkunde, Allgemeinwissen, ich bin für alles offen. Ich bin eigentlich sehr wißbegierig, habe großen Nachholbedarf (kein Wunder, mein Gehirn giert regelrecht danach auch mal zu Wort/Bild zu kommen od. ist es richtiger zu sagen: Assoziationen bilden zu dürfen). Aber ich habe auch ganz schön angst davor, weil ich nicht so recht weis womit anfangen und wie vorgehen.
===== in meinem büchlein „intelligente wissenspiele“ (unter 10 euro) zeige ich Ihnen einen weg, den Sie systematisch gehen können. und: immer zeit lassen! tempo ist nicht wichtig, tempo ergibt sich erst langsam als stadt-land-fluß-effekt NACHDEM Sie eine weile geübt haben (wie in INNERES ARCHIV 4. aufl, unter PERKINS 2 zu entdecken ist).

Ich habe mich die letzten Jahre ziemlich abgekapselt, das möchte ich ändern.
===== prüfen Sie, ob sie das wirklich wollen. ich habe 29 jahre lang versucht, eine people-person zu sein, bis ich endlich begriff, daß ich es NICHT BIN. hat mich unendlich viele energien und frustration gekostet, bis ich das begriffen habe. andernfalls, falls Sie eine verhinderte people-person sind, werden Sie bald freude an Ihren versuchen gewinnen...

Wie kann ich mir ein Gedankgerüst aufbauen, ich falle leicht in meine Gefühle zurück u. das bedeutet nichts denken (höchstens Vorwürfe gefühlsmäßig es nicht zu können, ist jedoch besser geworden). Ich führe Tagebuch. Wie kann ich es nutzen um zu üben, über das Erlebte zu reden. SmallTalk, eigene Geschichten/Assoziationen/Zusammenhänge erzählen (mein größter Wunsch mir gerne zuzuhören).
===== ABC-listen zu dingen, die heute wichtig waren, wären eine gute übung...

Diese Woche habe ich mir die DVD´s Genialitäts-Training mit ABC-Techniken und Genial lernen- Genial lehren bestellt, angeschaut und mitgespielt. ABC-Listen, KaWa´s erstellt als Sie die ABC-Techniken erklärt haben u. es hat das erste Mal richtig Spaß gemacht, obwohl schon oft probiert.
===== schauen Sie sich auch die video-clips (hinter der gezeichneten denk-blase auf der homepage an; vfb-TV). dort können Sie einige KaWas ENTSTEHEN sehen, das hat viele leute motiviert, selbst mitzumachen! übrigens habe ich natürlich viel übung, lassen Sie sich also vom tempo inspieren; auch neuronal langsame werden mit übung schnell, haha.

Das hing vielleicht damit zusammen, das ich nicht "nur" ein Buch von Ihnen gelesen (und vom Kopf her begriffen habe), sondern Sie fast live miterlebt habe u. Sie dadurch mein Gefühl angesprochen haben, welches bisher noch nicht so richtig mit dem Kopf zusammengarbeitet hat u. es dadurch einige Differenzen gab.
===== soo isses. deshalb die video-clips für alle, die noch keine DVD erlebt haben. das hat vielen eine erste ahnung vermittelt... bitte weitersagen!

Das bedeutet für mich ab sofort (habe schon damit begonnen), täglich ABC-Listen-Techniken üben, Tagebuch in KaWa-form schreiben u. ein Wissensnetz aufbauen. Ich möchte die europäische Geschichte bzw. Geschichte allgemein lernen, wie kann ich das am Besten angehen? Ich wäre Ihnen sehr dankbar wenn Sie mir etwas weiterhelfen könnten?
====== beginnen Sie mit der ZITATE-TECHNIK (die letzte im großen ABC-modul von trotzdem LEHREN bzw. steht auch in „mehr intellilgente kopfspiele“, mit fallbeispielen. mit dieser technik kann man in neue themen toll einsteigen... und weiterhin: mitmachen ist halt besser als nur lesen, schön, daß Sie das inzwischen selber wissen. Ihr beitrag kann so manchen insidern helfen, die bisher auch nur gelesen hatten... danke!
vfb

Liebe Grüße

anonym